Meidling: Eine gute Mischung
Internationale Konzerne und kleine Nahversorger, Gemeindebauten, Kleingärten und noble Schlösser, City-Nähe und dörfliches Grätzel-Flair: Was den 12. Wiener Gemeindebezirk auszeichnet, ist eine gute Mischkulanz von all dem - und noch einiges mehr.
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Meidling bildet eine Brücke zwischen der pulsierenden Innenstadt und den großen, beschaulicheren Flächenbezirken am Rand zu Niederösterreich. Das spiegelt sich auch in der Bezirksstruktur: Der City-nahe Teil von Wienzeile und Gürtel bis zur Linie Eichenstraße-Edelsinnstraße ist dicht besiedelt, stadtauswärts in den Bezirksteilen Hetzendorf - wo im barocken Hetzendorfer Schloss die Stadt Wien eine renommierte Modeschule betreibt -, Altmannsdorf, Atzgersdorf und Inzersdorf wird die Bebauung zusehends lockerer.
Lange galt der Bezirk als Arbeiterbezirk, mittlerweile sind Menschen aller Schichten und Herkunft in Meidling zu finden. Der Bezirk zählt zu den stark wachsenden Wiener Distrikten, seit 2010 ist die Zahl der Meidlinger um elf Prozent auf aktuell 97.000 gestiegen.
Auch wirtschaftlich ist Meidling stark: Mehr als 6800 Betriebe haben hier ihren Sitz. Zum Vergleich: Im flächenmäßig etwas größeren Ottakring sind es fast um ein Viertel weniger. Zahlreiche kleine und mittlere Gewerbe- und Handwerksbetriebe, Händler und Dienstleister zählen ebenso dazu wie Leitbetriebe, etwa EVVA Sicherheitstechnologie oder der internationale Pharmakonzern Boehringer Ingelheim, der hier im Wiener Regionalcenter 1800 Mitarbeiter beschäftigt.
Seit 110 Jahren untrennbar mit Meidling verbunden ist auch die Geschichte des Kapsch-Konzerns. Jahrzehntelang wurden am Wienerberg Telefone und Unterhaltungselektronik produziert. Heute ist die Kapsch Group ein Technologiekonzern, der mit der Kapsch TrafficCoom auf Verkehrs- und Mobilitätslösungen spezialisiert ist und am Wienerberg 500 Mitarbeiter beschäftigt, weitere 120 am Standort Liesing. Ein weiteres Kapsch-Spin-off, die K-BusinessCom, bietet ebenfalls am Wienerberg IKT-Lösungen an.
Bürostandort Euro Plaza
Auf dem früheren Kapsch-Gründen am Wienerberg ist in den letzten Jahren einer der größten Bürostandorte Wiens entstanden: Das Euro Plaza - 14 Gebäude, 100.000 m2 Bürofläche, rund 100 Unternehmen mit 10.000 Mitarbeitern. Viele internationale Konzerne haben hier ihr Headquarter, wie Microsoft Österreich, Sony Austria, Hewlett Packard oder die Rewe Group.
Ein weiterer Bürostandort entsteht gerade aufden ehemaligen Komet-Gründen neben der U4-Station Meidlinger Hauptstraße. Neben 22.000 m2 Büroflächen entsteht hier auch ein dreigeschoßiges Einkaufszentrum mit Gastronomie, Fitnessangeboten und einem Hotel sowie Wohnungen für 3500 Menschen. Im Herbst 2023 soll in das „Vio Plaza” Leben einziehen. Andreas Schwarz, Bezirksobmann der Wirtschaftskammer Wien für Meidling, erwartet sich positive Effekte für den ganzen Bezirk.
Die „Meidlinger Haupt” als Lebensader
Schwarz wohnt selbst im Bezirk und hat hier auch seinen Firmenstandort. Er ist somit in Meidling „mittendrin statt nur dabei”, wie er sagt. Als WK Wien-Bezirksobmann ist ihm die Verschränkung von Arbeiten und Wohnen ein wichtiges Anliegen.
Schwarz ist sicher, dass vom neuen Vio Plaza auch die Meidlinger Hauptstraße profitieren wird. Sie ist die wichtigste Einkaufsstraße des Bezirks. Auf einem Kilometer Länge zwischen Meidlinger Bahnhof - übrigens dem zweitgrößten Bahnhof Wiens - und der U4 am nördlichen Ende - finden sich rund 150 Geschäfte. Dienstleister, Gastronomie, Dinge des täglichen Bedarfs und Bekleidung dominieren. Dazu sorgen zahlreiche Ärzte sowie die gute Anbindung an die öffentlichen Verkehrsmittel für Leben in der Straße.
Erst vor wenigen Jahren wurde sie neu gestaltet, was die Aufenthaltsqualität deutlich erhöht hat. Hier gibt es auch den einzigen Einkaufsstraßenverein Meidlings, getragen von rund 50 Kaufleuten in der und rund um die Meidlinger Hauptstraße. Der Verein ist sehr aktiv und sorgt zu verschiedensten Anlässen mit Kundenaktionen und Festen für Frequenz im Grätzel, was auch der Wirtschaft zugute kommt.
Revival des Meidlinger Markts
In unmittelbarer Nähe der Meidlinger Hauptstraße befindet sich der Meidlinger Markt, ein weiterer Bezirks-Hotspot. Der Markt hat sich in den letzten Jahren zu einem gut frequentierten Nahversorgungszentrum entwickelt. Er verdankt sein Revival vor allem innovativen neuen Standlern und Gastronomiebetrieben, die sich hier angesiedelt und mit ihren trendigen Konzepten neues Publikum auf den Markt geholt haben. Schwarz ist vor allem die gute Vernetzung der Markt-Unternehmer mit dem Einkaufsstraßenverein ein Anliegen, „um Synergien nutzen zu können”, wie er sagt.
Zahlen, Daten, Fakten
- 810 Hektar: Meidling ist mit dieser Fläche einer der kleineren Bezirke außerhalb des Gürtels.
- 96.998 Menschen leben aktuell in Meidling (Stand 2020).
- 26,9% der 25- bis 64-Jährigen haben maximal Pflichtschulabschluss (Wien-Schnitt: 21,4%)
- 21.217 Euro betrug das Durchschnitts-Jahresnettoeinkommen im Bezirk (2020) - 10% unter dem Wien-Durchschnitt.
- 6800 Unternehmen sind hier angesiedelt - um 1300 mehr als beispielsweise in Ottakring, das flächenmäßig sogar etwas größer ist.
- 56 Parks, 89 Spielplätze und 1480 Kleingartenparzellen gibt es in Meidling.