[WirtschaftsTraining und Coaching]

WKO Expertentag vom 16. November 2016 - Programminhalte im Detail

„Vertrauen in die eigene Innovation“ – Vortrags-Zusammenfassung vom Treffen der Experts Group Wirtschaftstraining & Coaching 

Lesedauer: 7 Minuten

„Nutzung beobachten - Pirate Thinking – Bleiben Sie motiviert“

Mag. Michael Dell CMC und Sprecher der Experts Group Innovation eröffnet den Informationsnachmittag mit „ Was ist Innovation?“ und stellt fest: Wir müssen von der Nachfrageebene verstärkt in die Problemebene gelangen und bedenken, dass es mehrere Szenarien der Zukunft gibt. Sein Rat dazu lautet, mehr zu beobachten, wie es den Menschen im Umgang mit einem Produkt oder einer Dienstleistung geht. „Wenn wir zuerst hinterfragen, warum etwas so ist, lästiges weglassen, das eigentliche Kundenproblem hinterfragen  und das wie auf die Zielgruppe abstimmen, kommen wir leicht zu einer Lösung. Wo die Idee herkommt, ist gleichgültig. Es gibt keine Regeln im Pirate Thinking!“ sagt Dell.

"Radikale Innovation"

Armin Hrdlicka MSc  durchleuchtet mit seiner Gruppe anhand von drei Beispielen - Segelschiff, Uhr, Motorrad – Unterschiede und Wege radikaler und disruptiver Innovationen. Steigerungen im F & E Bereich, Technologieanalysen oder Kooperationen sind für evolutionäre Technologien wichtig, haben aber auf die Erfolgsaussichten disruptiver Technologien kaum Einfluss. „Auch Marktführer übersehen Tendenzen und konzentrieren sich meist nur auf die Leistungsentwicklung bestehender Produkte.“ Einen weiteren Grund für das Scheitern sieht er in den Investitionsentscheidungen für disruptive Technologien. „Unternehmen, die auf ihre Kunden hören, setzen primär auf Innovationen, die hohe Gewinne und Wachstum versprechen. Investitionen in disruptive Technologien lösen diese Versprechen zunächst nicht ein. Sie entwickeln sich weitgehend unbemerkt in kleinen Märkten, gewinnen an Tempo und greifen dann etablierte Unternehmen und ihre Technologien an.“  Er fasst zusammen: Inkrementelle, radikale aber vor allem disruptive Innovationen lassen sich nicht wirklich verhindern. Sie zwingen Unternehmen, über den Tellerrand zu schauen, setzen alte Regeln und Gewohnheiten außer Kraft und verteilen Chancen neu. Sie bieten Gelegenheit zur Erneuerung von Technologien, Strukturen und Beziehungen und zwingen uns dazu, den Mitbewerb zu beobachten. Tenor der Gruppe nach der Diskussionsrunde: „Disruptive Möglichkeiten werden oft verschlafen!“

"Erfinde dich neu! - Innovation zwischen Schumpeter und Digitalisierung" 

Für die Workshop-Gruppe von  Mag. Michael Defranceschi und Mag. Christian Pirker brachten alle Interessierten ihre eigenen Laptops/Notebooks mit. Anhand der Software-Entwicklung Quod.X ® wurden eigene Erfahrungen zum Thema Innovation gesammelt und  reflektiert. Faktoren wie Aufmerksamkeitsrichtung, Werthaltungen wie Zufriedenheit mit Innovationen und das Erkennen von Potenzialen wurden beleuchtet und Prozesse zur Verbesserung analysiert. 

Das eCoaching-Verfahren Quod.X® inklusiver grafischer Auswertungen und abschließendem Coaching-Profil in Textform steht den Teilnehmenden noch bis 10. Dezember 2016 zur Nutzung zur Verfügung. Ein attraktives Partnermodell ermöglicht qualifizierten Kolleginnen und Kollegen auch die Anwendung der Quod.X® - Software und Trainingsformate in eigenen Projekten.

Ein Teilnehmer: „In kurzer Zeit sind wir schon zu Ergebnissen gekommen. Das SW-Instrument hilft mir, meinen Standort zu bestimmen, die eigene Innovationskraft zu stärken und daran weiterzuarbeiten.“

"Mindsetshift - agil und neugierig“

Agil und neugierig, aber wie? Um die digitale Weltsicht für uns besser zu integrieren, ist es notwendig, ein Innovatives Mindset (open-minded) zu zeigen. Eine Haltung einzunehmen, die mit offenen, wertfreien Augen durch den Alltag geht, bereit ist Grenzen zu überschreiten, Fehler als Teil des Lernprozesses schätzt sowie bereit ist, Routinen in Frage zu stellen und neu zu ordnen.  Gemeinsam Neues kreieren und neue Collaborationsmodelle schaffen, für ein smartes Arbeiten und innovationstreibendes Organisationsdesign.

Der Weg muss frei sein für eine neue Form der Arbeitswelten: Vom Ich zum Wir, von der Kontrolle zum Empowerment, vom Vorratslernen zum Social Learning, von der Hierarchie zu neuen Organisationswelten. Es gilt Cocreationprinzipien in den Arbeitsalltag einzubauen, die agil interagieren und empathisch funktionieren. Durch digitale Netzwerke werden die Arbeitsstrukturen komplexer, aber auch transparenter und vor allem stärker miteinander verbunden. Die neue Führungskultur entsteht durch neue Führungsparadigmen, die neue Gestaltungsnotwendigkeiten und Collaboration brauchen. Die Art of new Leadership bedient sich neuer Führungsmethodik, vielfältig und bunt.  Always-on-Arbeitsmentalitäten ziehen eine Vereinbarung von digitalen Öffnungszeiten mit sich.

Als Führungskräfte unterstützen wir den Aufbau der digitalen Arbeitskultur und arbeiten agil mit den Teams zusammen. Unsere Unternehmen wandeln sich so zu offenen, digitalen Organisationsnetzen. Dabei kommt dem Mindset eine Schlüsselrolle zu. Es ist der Motor der Transformation, Innovation und Disruption. Fazit: Mindset, Empathie-Challenge, CoCreation, Culture Change Circles sind Teil der Organisationsveränderung.

Nach Eintreffen aller Workshop-Gruppen im Hauptsaal und einer kleinen Stärkung ging es dramatisch weiter. Wie nah doch Erfolg und Scheitern beieinander liegen, verriet Christian Goritschnig von Visona AG sehr anschaulich in seiner persönlichen Firmengeschichte.

„Unbekannte Gefahren der Innovation“ Macht, Geltung, Besitz

Wo lauern die teilweise unbekannten Gefahren? Goritschnig fasst es in drei Grundtriebe zusammen, die im Innovationsprozess zu beachten sind: Machttrieb, Geltungstrieb und Besitztrieb.

Anhand eines Praxisbeispiels - von der Idee bis zur Serienproduktion – erläutert er die einzelne Triebfaktoren und den Umgang damit.

Alles begann im Jahr 2008 mit seiner Idee, Solarkollektoren zur Warmwassergewinnung zu entwickeln und in Serie zu produzieren. Denn „warum müssen diese immer 80-120 mm  hoch sein“ und „wieso nehmen wir nicht die Technologie aus dem Autobau und nutzen diesen branchenfremden Zugang“. Der Vorteil wäre, den Rahmen in Alu-Druckguß-Technik dann auch direkt in die Fassade einbauen und damit andere Zielgruppen ansprechen zu können.  Bereits im Mai 2009 erhielt sein Unternehmen dafür den Entrepreneurship-Award. „Wir haben es einfach gemacht – trotz Widerstände und bekannten Killerphrasen“.

Die eingangs erwähnten Stolpersteine tauchten in den Folgejahren bis zur Serienproduktion im Jahr 2013 von externer Seite immer wieder auf.

Seine Empfehlungen: „Was zählt sind eigene Entschlossenheit, Zuversicht sowie Glaube und Vertrauen in die Idee. Dann gelingt es externen Gefahren auszuweichen und andere von seiner Vision zu überzeugen. Stolpersteine wie betrügerische und damit existenziell bedrohliche Phasen kommen vor – denn, Lernen bedeutet Fehler machen oder finden. Nur so entsteht Erfolg für Neuerungen und Innovation.“

Die Fehlerkultur ist ein Bestandteil von Innovationen, ist er überzeugt. Die Kultur des Scheiterns wird jedoch weder in unserer Gesellschaft noch im Bildungssystem gelehrt. „Man sollte sich schon vor Beginn einer Innovation über das Scheitern klar sein“ so sein Rat an die Zuhörerinnen und Zuhörer. „Scheitern und Aufstehen“. Die Konzentration auf eigene Fähigkeiten, Talente  und Werte sowie der Rückhalt aus dem Familien- und/oder Freundeskreis sind essenzielle Bausteine für jede Innovation. Am Ende des Tages will man mit einer Innovation drei Dinge erreichen: Geld verdienen, Wohlstand erlangen und einen Beitrag für die Umwelt leisten.

„… und was ist dann morgen?“ Globalisierung trifft viele Bereiche

Das Schlusswort ging an Mag. Dell, der den Expertentag mit einer Zusammenfassung aus der Future Agenda  beendete. Das schärft den Anwesenden den Blick auf die Zukunft – der nächsten drei bis fünf Jahre, denn 2020  „ist ja schon morgen“: Probleme wie Wasserknappheit und Luftverschmutzung, aber auch Chancen durch die Bevölkerungsexplosion (+ 2.5 Mrd. Menschen dazu 2050) und Städteentwicklung, Auswirkungen einer globalisierten Vernetzung wie Verringerung der Privatsphäre und Erhöhung von Übertragungsgeschwindigkeiten.

Wir stehen vor der Frage „Daten bedeuten Macht und Geld, doch wer ist Eigentümer?“ Auch Dinge wie rechtliche Rahmenbedingungen in der neuen Art des Zusammenarbeitens werden uns beschäftigen. Nicht zu vergessen der vermehrte Einsatz von Sensoren (Stichwort Wearables) und die Frage nach ethischen Maschinen und Cyborgs.

Zu bedenken gibt er die vorhandene Informationsüberflutung und damit verbundene mangelnde Vertrauenswürdigkeit auf den Sozialen Medien „was ist wahr? Wer sind die echten Quellen?“ gilt es zu hinterfragen (Stichwort Identitätsklau).

Für die Kreativwirtschaft – insbesondere Produkt- und Industriedesign - sieht die Future Agenda ein positives Wachstum voraus und auch Unternehmensformen werden sich rasch verändern. „Man kann schon heute von den Start-Ups lernen. Heute bist du Marketingmanager, morgen für Social Media zuständig und demnächst im After Sales Bereich aktiv  - oder alles ist ausgelagert.“ so sein Resümee. Insgesamt werden wir mehr Kreative brauchen!

Roboter werden in Europa sicher Arbeitsplätze kosten, aber auch neue schaffen und vielleicht wird es bei der E-Mobilität beim Aufladen nicht mehr lauten „distance to empty“, sondern werden System Einzug halten, die Fahrzeuge ultraschnell für die nächsten paar Kilometer aufladen, anstelle für die volle mögliche Distanz der Akkus.

Auch eine dynamische Preisfindung wird „live“ erlebt werden. Anschauliches Beispiel dazu sind Design-Plattformen, auf denen man Logos (inklusive aller Rechte) bereits ab 5-Dollar-erhalten kann. Kreative Köpfe sitzen in z.B. Kenia, bieten diese via Internet weltweit an und verdienen so in einem Monat so viel wie ein lokaler Akademiker. Trends wie „not connected“ in der Freizeit, Schlafroboter in Japan und „shared economy“ (Nutzen wichtiger als Besitz) haben bereits Einzug gehalten. All diese Zukunftsszenarien haben positive und negative Seiten. Sein Tenor: Als Unternehmen treffe ich die Entscheidung über die Relevanz jedes Trends für mein Unternehmen und meinen Umgang damit, auch wenn sie auf gesellschaftlicher, globaler Makro-Ebene alle gleich wichtig sind.

Der Fachverband Unternehmensberatung, Buchhaltung und IT

Mit mehr als 64.000 Mitgliedern gehört der Fachverband Unternehmensberatung, Buchhaltung und IT (UBIT) zu den größten und dynamischsten Fachverbänden der Wirtschaftskammer Österreich. Er nimmt die Interessen der Unternehmerinnen und Unternehmer aus den Bereichen Unternehmensberatung, Informationstechnologie und Buchhaltung wahr. Ziel ist es, berufsrelevante Rahmenbedingungen zu optimieren und dem Markt die Leistungen der Berufsgruppen zu kommunizieren. Mitglieder können umfangreiche Beratungs- und Serviceleistungen in Anspruch nehmen.

Die Experts Group WirtschaftsTraining und Coaching

Die Mitglieder der Experts Group WirtschaftsTraining [&] Coaching des Fachverbandes Unternehmensberatung, Buchhaltung und IT sind qualifizierte Expertinnen und Experten für individuelle Anforderungen mit erprobten und bewährten Trainings- und Moderationsmethoden. Die Spezialistinnen und Spezialisten können sich dem strengen Zertifizierungsverfahren zum „Certified Business Coach“ oder „Certified Business Trainer“ stellen. Sie beweisen gerade auch dadurch, dass sie „state of the art“ sind. Das garantiert Ihnen qualifizierte Beratung für Ihren Erfolg. Mehr unter www.wirtschaftstraining-coaching.at  

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Stand: 28.11.2016