Sparte Industrie

Industrie: Konjunktur stagniert, Stimmung auf Tiefstand

Informationen der Bundessparte Industrie

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27.01.2025

In den ersten drei Quartalen 2024 gab es einen Rückgang der heimischen Industrieproduktion um 7 % und einen Verlust von 11.000 Industriearbeitsplätzen.

Die abgesetzte Produktion der heimischen Industrie sinkt in den ersten drei Quartalen 2024 im Vergleich zur Vorjahresperiode insgesamt im Schnitt um 7,2 %, das sind rund 12 Mrd. Euro. Die abgesetzte Produktion ist in den ersten neun Monaten des Jahres 2024 in 13 von 16 Fachverbänden wertmäßig geringer als in der Vorjahresperiode. Neben den Gas- und Wärmeversorgungsunternehmungen sind es die Metalltechnische Industrie, die Elektro- und Elektronikindustrie, die Fahrzeugindustrie sowie die Bergwerke und Stahlindustrie, in denen die absolute Produktion stark rückläufig ist. In der Industrie insgesamt ist die Produktion in keinem einzigen Quartal 2024 höher als im jeweiligen Vergleichsquartal des Jahres 2023. Diese Situation mit negativen Produktionsdynamiken, die teils im zweistelligen Bereich liegen, ist schon aus den Quartalsergebnissen des Vorjahres bekannt.

Grafik: Statistik Austria; Konjunkturstatistik Produzierender Bereich, Sonderauswertung nach der Kammersystematik, ab 2023 vorläufige Werte
© Statistik Austria Quelle: Statistik Austria; Konjunkturstatistik Produzierender Bereich, Sonderauswertung nach der Kammersystematik, ab 2023 vorläufige Werte

Die Auftragseingänge liegen insgesamt und bereinigt um Storni im ersten und zweiten Quartal 2024 unter jenen der Vorjahresquartale, allerdings gibt es im dritten Quartal in einem einzelnen Monat einen außergewöhnlich großen Auftragseingang, der die ersten neun Monate in Summe in etwa auf das Vorjahresniveau hebt. Dieser starke Zuwachs im dritten Quartal 2024 kommt aus dem Ausland, die inländischen Auftragseingänge sind geringer als in der Vergleichsperiode des Vorjahres. Hätte es dieses außerordentliche Ereignis nicht gegeben, gäbe es in der Industrie in der absoluten Betrachtung von Quartal zu Quartal sinkende Auftragseingänge 2024 – genauso wie in den ersten drei Quartalen im Jahr 2023.

Das Gesamtpersonal - als Summe aus Eigen- und Fremdpersonal - ist in der Industrie Österreichs in den ersten drei Quartalen 2024 im Schnitt um 2,4 % geringer als noch im Vorjahreszeitraum, das sind mehr als 11.000 Beschäftigte weniger. Das Minus beim Eigenpersonal liegt bei 1,5 % (rd. 7.000 Personen), jenes des Fremdpersonals bei 15,4 % (mehr als 4.000 Personen). In allen drei Quartalen des Jahres 2024 ist das Gesamtpersonal zum einen niedriger als noch in den jeweiligen Vorquartalen und zum anderen nimmt die Dynamik des Rückgangs von Quartal zu Quartal zu. Der Beschäftigungsabbau wird auch in den Statistiken immer sichtbarer. 2024 ist nicht nur das Gesamtpersonal, sondern auch das Eigenpersonal mit steigender Dynamik von einem Quartal zum nächsten Quartal rückläufig.

Und wie wird es laut Einschätzungen von Expert:innen weitergehen? Der WIFO-Konjunkturklimaindex signalisiert weiterhin mehrheitlich skeptische Einschätzungen zur Industriekonjunktur. Der UniCredit Bank Austria Konjunkturindikator sieht in allen Wirtschaftssektoren ein Stimmungstief zum Jahreswechsel. Den rückläufigen Aufträgen aus dem Ausland geschuldet, verschlechterte sich die Stimmung in den heimischen Industriebetrieben gegen Jahresende erneut. Die Auftragsflaute trifft insbesondere die Metalltechnische Industrie und die Fahrzeugindustrie. Aufgrund der gesunkenen preislichen Wettbewerbsfähigkeit dürfte es für exportierende Industrieunternehmen schwierig werden von einem möglichen globalen Aufschwung zu profitieren.

Es ist eine komplexe Kombination an Faktoren, die auf die Industrieunternehmen wirken und Wachstum und Wettbewerbsfähigkeit einschränken. Zu den drei größten Wachstumshemmnissen in den kommenden 12 Monaten zählen die Arbeitskosten, die Nachfrageschwäche sowie Bürokratie und regulatorische Anforderungen. Hinzu kommen die allgemeine Unsicherheit, der zunehmende internationale Wettbewerb und EU-rechtliche Vorgaben, so die Ergebnisse des aktuellen Wirtschaftsbarometers der Wirtschaftskammer Österreich für die Sparte Industrie aus dem Dezember 2024.

Bei der Frage danach, welche Maßnahmen es braucht, um das wirtschaftliche Wachstum anzukurbeln, nennen die Industrieunternehmen im aktuellen Wirtschaftsbarometer eine dringend notwendige Senkung der Lohnnebenkosten, eine wirtschaftsfreundliche Gestaltung EU-rechtlicher Rahmenbedingungen und die Sicherung wettbewerbsfähiger Energiepreise. Des Weiteren braucht es mehr Leistungsanreize im Steuersystem und eine Ausweitung steuerlicher Investitionsanreize (Investitionsfreibetrag). Denn ohne Investitionen in den Standort geht die Wettbewerbsfähigkeit langfristig verloren. Das trifft naturgemäß insbesondere jene Bereiche der österreichischen Industrie, die eine hohe Exportneigung haben. Es gibt eine Vielzahl an Stellschrauben, deren Adjustierung gerade in Zeiten wie diesen dringend notwendig ist.

Autorin:

Mag. Sandra Lengauer
E-Mail: sandra.lengauer@wko.at