Zehn Top-Projekte ausgezeichnet | Wiener Stadterneuerungspreis 2020/21
Die Preisträgerprojekte im Überblick
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Der Wiener Stadterneuerungspreis der Landesinnung Bau der Wirtschaftskammer ist vergeben: Eine hochkarätig besetzte Fachjury kürte zehn Siegerprojekte in den Kategorien „Pionierleistung“, „Wiener Meisterleistung“ und „Bravour Leistung“ und vergab dabei auch erstmals einen Sonderpreis. Auf Grund der durch die Corona-Situation bedingten Absage im Jahr 2020 nahmen heuer 37 Projekte am renommierten Branchenaward teil. Mit der 35. Ausgabe des Wiener Stadterneuerungspreises holt die Landesinnung Bau Wien erneut ausgezeichnete und das Wiener Stadtbild prägende Revitalisierungsprojekte vor den Vorhang. Dabei werden die umfassende Expertise von Planern und ausführenden Bauunternehmen – darunter zahlreiche Wiener Baumeister – gewürdigt und Trends und Innovationen bei Sanierungen veranschaulicht.
„Als besonderes Highlight haben wir mit dem Wiener ‚Güteziegel‘ in Gold, Silber und Bronze eine Trophäe geschaffen, die den Höchstleistungen des Wiener Baugewerbes zusätzliche Wertigkeit verleiht“, so Dipl.-Ing. Mario Watz, Innungsmeister der Landesinnung Bau der Wirtschaftskammer Wien. „Meine herzliche Gratulation an alle Preisträgerinnen und Preisträger des Wiener Stadterneuerungspreises 2020/21. Großer Dank gebührt allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern. Die zahlreichen Einreichungen spiegeln das breite Leistungsspektrum und die hohe Expertise des Wiener Baugewerbes eindrucksvoll wider. Die Qualität der Projekte war in diesem Jahr besonders hoch.“
„Ich gratuliere allen Preisträgerinnen und Preisträgern herzlich! Sie repräsentieren die herausragenden Leistungen des Wiener Baugewerbes. Die wertvolle historische Bausubstanz wird bewahrt. Zugleich wird liebevoll saniert und erneuert. Die geförderte Sanierung ist ein wesentlicher Erfolgsfaktor des Wiener Wohnbau-Modells. Was dabei wichtig ist: Leistbaren und lebenswerten Wohnraum zu schaffen. Mit der „Hauskunft“ hat die Stadt Wien eine kostenlose Servicestelle geschaffen – für alle, die Häuser sanieren wollen. Die beim Wiener Stadterneuerungspreis ausgezeichneten Projekte sind zukunftsweisend für weitere Sanierungsprojekte – etwa im Bereich der erneuerbaren Energie“, so Kathrin Gaál, Vizebürgermeisterin und Frauen- und Wohnbaustadträtin.
KommR Baurat h.c. Dipl.-Ing. Werner Hutschinski, Ehrenvorsitzender der Fachjury des Wiener Stadterneuerungspreises, zu den Kriterien der Auszeichnung: „Der 35. Wiener Stadterneuerungspreis der Landesinnung Bau setzt die ursprünglich zu Grunde gelegene Absicht weiter fort. So war die seinerzeitige Intention neben dem Neubau auch die bestehende Substanz der historischen Gründerhäuser in Wien zu verbessern. Es ging nicht nur um Fassadenverschönerungen, sondern auch um durchgreifende und nachhaltige Substanzverbesserungen. Dachgeschoßausbauten, Grundrissverbesserungen und neue Hofgestaltungen etc. waren maßgebliche Bewertungskriterien. Der heutige Stadterneuerungspreis entspricht voll diesen ursprünglichen Ideen und setzt mit dem Umweltgedanken mit kreativen Energiespartechniken zusätzliche Akzente. Wir alle können feststellen, dass das Antlitz von Wien dadurch weiter einen erfreulichen und sympathischen Wohlfühlcharakter gewonnen hat.“
Pionierleistung
Gold: Pilotprojekt „SMART BLOCK, Geblergasse 11 + 13, 1170 Wien
In der Kategorie „Pionierleistung“ wurde das Pilotprojekt „SMART BLOCK“ in der Geblergasse 11 + 13 in Wien-Hernals mit dem Wiener „Güteziegel“ in Gold ausgezeichnet. Bei diesem Revitalisierungsprojekt entstand das erste nachhaltige Anergienetz in einem gründerzeitlichen Häuserblock. Es basiert auf dem Forschungsprojekt „Smart Block“ und „Smart Block II Energy“, das durch Arch.in Mag.a Jutta Wörtl-Gössler und Arch.in Mag.a Uli Machold konzipiert und von der Stadt Wien (MA50, MA20) sowie dem Klima- und Energiefonds gefördert wurde. Durch liegenschaftsübergreifende Gemeinschaften sollen dabei bessere Resultate bei Energie-, Freiraum- und Mobilitätsversorgung erreicht werden.
Auf Grundlage dieses wissenschaftlichen Konzepts wurde das Projekt in Abstimmung mit dem Wohnfonds Wien sowie durch Kooperation der Eigentümer ermöglicht, durch Zeininger Architekten, Hollinsky & Partner ZT-GmbH, TB Käferhaus GmbH sowie Prause iC ZT-GmbH geplant und von Profitbau GmbH sowie SOLO Bau KG realisiert – ganz im Zeichen einer aktiven Energiewende.
- Bauherr: GEB11: Angelika + Johannes Zeininge, GEB13: Stefan + Johann Fischer
- Planer: Zeininger Architekten; Hollinsky & Partner ZT-GmbH; TB Käferhaus GmbH; Prause iC ZT-GmbH
- Bauausführendes Unternehmen: Profitbau GmbH; SOLO Bau KG
Silber: Leystraße 81, 1200 Wien
Der silberne Wiener „Güteziegel“ in der Kategorie „Pionierleistung“ geht an das Projekt „Green Corner“ in der Leystrasse 81 in Wien-Brigittenau. Mit einem durchdachten Sanierungskonzept wurde das Gründerzeitwohnhaus von Keller bis Dachgeschoss inklusive Fassadendämmung und Begrünung komplett revitalisiert. Die gesamte Fassade besteht nun aus einem hocheffizienten Wärmedämmverbundsystem, beinhaltet eine zentrale Heizanlage mit Fernwärmeanschluss und intensive Begrünung wirkt gegen Überhitzung im Sommer. „Green Corner“ verbindet energieeffizientes Wohnen mit Wiener Altbauflair.
- Bauherr: WEG Leystraße 81, 1200 Wien; Ulreich Verwaltungs GmbH
- Planer: Gassner & Partner Baumanagement GmbH
- Bauausführendes Unternehmen: Swietelsky Baugesellschaft m.b.h*
Bronze: Sperlgymnasium Kleine Sperlgasse 2C, 1020 Wien
Das Projekt „Sperlgymnasium Kleine Sperlgasse 2C“ in Wien-Leopoldstadt erhielt den Wiener „Güteziegel“ in Bronze für den fließenden Übergang von Bestandssanierung und moderner Erweiterung. Der gründerzeitliche Bestand wurde rundum revitalisiert und ein Zubau auf der benachbarten Liegenschaft eingeschoben. Im Sinne eines modernen pädagogischen Konzepts existieren nun zusätzliche Klassenräume mit mehrgeschossigen, offenen Lernzonen sowie Begrünung und ein Bewässerungssystem auf den Balkonen. Eine mechanische Kühlung ist nicht mehr nötig aufgrund automatisierter Fensteröffnungen.
- Bauherr: Bundesimmobilienges.m.b.H
- Planer: POS architekten ZT gmbh
- Bauausführendes Unternehmen: Pittel+Brausewetter Gesellschaft m.b.H.
Wiener Meisterleistung
Gold: Porzellangasse 36, 1090 Wien
In der Kategorie „Wiener Meisterleistung“ konnte sich das Projekt „Porzellangasse 36“ im 9. Wiener Gemeindebezirk durchsetzen. Das Revitalisierungsprojekt überzeugt mit einzigartiger Kombination aus traditionellem Handwerk und dessen moderner Interpretation. Die denkmalgeschützte Wohn- und Geschäftsimmobilie aus der Gründerzeit befindet sich im Besitz der PUBA Privatstiftung, die einen besonderen Fokus auf sorgsame und umfangreiche Revitalisierung auf höchstem Niveau legte.
Die Planung übernahm Praschl-Goodarzi Architekten. Die originalgetreue Sanierung fand in enger Abstimmung mit dem Bundesdenkmalamt sowie zahlreichen Restauratoren statt und wurde von Baumeister Rudolf Denk Gesellschaft m.b.H. realisiert. Gefördert wurde die Restaurierung der straßenseitigen Fassade vom Wiener Altstadterhaltungsfonds.
- Bauherr: PUBA Privatstiftung zur Unterstützung und Bildung von Arbeitnehmenerlnnen
- Planer: Praschl-Goodarzi Architekten ZT-GmbH
- Bauausführendes Unternehmen: Baumeister Rudolf Denk Gesellschaft m.b.H.
Silber: Braunhirschengasse 7, 1150 Wien
Die Prämierung des zweiten Platzes in der Kategorie „Wiener Meisterleistung“ erfolgte für die Sockelsanierung eines Gründerzeithauses in der Braunhirschengasse 7 aus dem Jahr 1913. Das Gebäude in Wien-Rudolfsheim-Fünfhaus wurde grundsaniert und um einen Dachgeschossausbau sowie einen Neubau im Hof erweitert. Alle Wohnungen sind barrierefrei zugänglich. Die aufwendig restaurierte Straßenfassade beinhaltet profilierte Gesimse, Fensterverdachungen sowie geometrische, florale Gestaltungselemente. Im Innenhof gibt es nun einen Spielplatz – ein herausragendes Beispiel für die Kombination von revitalisiertem Altbestand und modernem Neubau.
- Bauherr: Helga Brun
- Planer: Trimmel Wall Architekten ZTGmbH
- Bauausführendes Unternehmen: Baumeister Dipl.-Ing. Mörtinger & Co GmbH
Bronze: Walfischgasse 13 - Krugerstraße 16, 1010 Wien
Den Wiener „Güteziegel“ in Bronze erhielt das Projekt „Walfischgasse 13 - Krugerstraße 16“. Die beiden Zwillingsbauten in der Inneren Stadt wurden im Jahr 1881 im Neu-Renaissance-Stil nach Plänen von Architekt Ludwig Tischler errichtet. Während der Gebäudeteil Walfischgasse großteils im Originalzustand erhalten ist, musste das Gebäude in der Krugerstraße nach Bombenschäden im 2. Weltkrieg wieder aufgebaut werden. Im nun prämierten Projekt handelt es sich um Generalsanierungen beider Bauten, wobei der Fokus auf der Restaurierung der unter Denkmalschutz stehenden Bauteile wie Fassade, Tafelparkett, Fenster, Türen und Stuckverzierungen lag. Bei der Revitalisierung entstand sowohl in den Regelgeschossen als auch im neu errichteten Dachgeschoss ein harmonisches Zusammenspiel historischer Elemente und moderner Architektur.
- Bauherr: Wiener Städtische Versicherung AG
- Planer: Architekt DI Thomas Kutschera
- Bauausführendes Unternehmen: Böhm Stadtbaumeister & Gebäudetechnik GmbH
Bravour Leistung
Gold: Traungasse 12, 1030 Wien
Das Projekt „Traungasse 12“ im 3. Wiener Gemeindebezirk konnte in der Kategorie „Bravour Leistung“ die Fachjury am meisten überzeugen. Das ehemalige Bürohaus ist in den 1960er Jahren vom bekannten Wiener Architekten Harry Glück in Stahlbetonskelettbauweise errichtet worden und wurde nun von BWM Architekten im Auftrag der WertInvest als modernes Wohnhaus mit plastischer Fassadengestaltung revitalisiert.
Das Sanierungsprojekt umfasste unter anderem die komplette Neugestaltung der Fassade mit Loggien und Austritten für die Fassadenbegrünung zur Aufwertung von Wohn- und Stadtraum. Bauausführendes Unternehmen war AY-KA Bau GmbH. Im Zuge der Realisierung erfuhr das Objekt im 3. Wiener Gemeindebezirk eine vollständige bauliche Transformation in eine hochwertige, moderne Wohnimmobilie.
- Bauherr: WertInvest Beteiligungsverwaltungs GmbH
- Planer: BWM Architekten und Partner ZT GmbH
- Bauausführendes Unternehmen: AY-KA Bau GmbH
Silber: Goethehof - Schüttaustraße 1-39, 1220 Wien
Das Projekt „Goethehof“ in der Schüttaustraße 1-39 in Wien-Donaustadt erhält den silbernen Wiener „Güteziegel“ in der Wertung „Bravour Leistung“. Die zwischen 1929 und 1930 erbaute denkmalgeschützte Wohnhausanlage bekam eine Sockelsanierung sowie einen Dachgeschossausbau. Darüber hinaus wurden zahlreiche Revitalisierungsmaßnahmen gesetzt, darunter die Verbesserung des Heizwärmbedarfs, die Umfunktionierung des ehemaligen Tröpferlbads in eine Wohngemeinschaft für Betreutes Wohnen, ein Tiefgaragenbau, ein neu angelegtes Wegenetz, großzügige Grünflächen sowie barrierefreie Stiegenhäuser und neu gestaltete Außen- und Grünanlagen.
- Bauherr: Stadt Wien - Wiener Wohnen
- Planer: GSD Gesellschaft für Stadt- und Dorferneuerung Ges.m.b.H. | Architekturatelier Kiener ZT-KEG
- Bauausführendes Unternehmen: ARGE Leyrer + Graf Baugesellschaft m.b.H. | Sareno Objektisolierung GmbH & Co KG
Bronze: Voltagasse 53 / Bunsengasse 5, 1210 Wien
Den dritten Platz der Kategorie belegt das Projekt „Voltagasse 53 / Bunsengasse 5“ in Wien-Floridsdorf für die Generalsanierung des 1911 errichteten Altbestands, einen Dachausbau und die Restaurierung der Jugendstilfassade. Im Zuge der Umbauten wurde das Objekt hofseitig erweitert, Freiflächen erschlossen, der Wohnraum auf moderne und barrierefreie Standards gehoben und neue Sanitäreinrichtungen installiert. Ein begrünter Innenhof und ein neuer Spielplatz erhöhen die Lebensqualität. Die Anbindung an die Fernwärmeversorgung ermöglicht ein klimafreundliches Energieversorgungssystem. Besonderes Highlights sind die Fassade mit liebevoll restaurierten Dekoelementen sowie das gut erhaltene Jugendstil-Stiegenhaus.
- Bauherr: M EG Voltagasse 53
- Planer: MP-Architekten ZT GmbH
- Bauausführendes Unternehmen: Mandlbauer Bau GmbH
Sonderpreis
Kaiserbadschleuse Schwimmende Gärten, 1010 Wien
Die Kaiserbadschleuse mit der dazugehörigen Wehranlage wurde zu Beginn des 20. Jahrhunderts gebaut, um den Donaukanal schiffbar zu machen. Im Sommer 2020 erfolgte der Umbau sowie die Erschließung für die Öffentlichkeit der Schleuseninsel im Auftrag der Stadt Wien durch STRABAG als Generalunternehmerin nach dem Vorbild der „Schwimmenden Gärten“ an der Pariser Seine. Dabei entstanden zwei Brückentragwerke auf insgesamt 30 Mikropfählen. Die beiden Überplattungen wie auch die Schleuseninsel selbst wurden mit Sitzlandschaften aus Holz, neuen Bodenbelägen sowie Pflanzeninseln ausgestattet. Die urbane Begrünung trägt im Sommer aktiv zu einem angenehmeren Stadtklima bei.
Das Projekt ist im Rahmen des Wiener Stadterneuerungspreises 2020/21 mit dem Sonderpreis prämiert worden, da es auf innovative Weise einen urbanen Erholungsraum geschaffen hat und starkes Symbol der klimafreundlichen Stadt ist.
- Bauherr: Wiener Gewässer Management GmbH
- Planer: Carla Lo Landschaftsarchitektu ghp Gmeiner Haferl & Partner ZT GmbH
- Bauausführendes Unternehmen: STRABAG AG