Bettina Wagner, Buchhändlerin
Weil ich meine eigene Geschichte schreibe.
Lesedauer: 4 Minuten
Die Buchhändlerin begann als einer der ersten Betriebe in der neu entstandenen Seestadt mit der beliebten Buchhandlung „Seeseiten“ damit, „ihre eigene Geschichte zu schreiben“. Als Unternehmerin gefällt ihr genau das an der Selbstständigkeit. Ihre Freude merkt man an den Beratungs- und Empfehlungsgesprächen, die sie tagtäglich in ihrer Buchhandlung führt. Es gibt kaum ein Buch, das sie nicht selbst gelesen hat. Diese Freude am Lesen und Büchern gibt sie als Ausbildungsbetrieb aktuell auch an ihren Lehrling weiter. Sie zählt damit zu den 2.918 Wiener Unternehmen, die aktuell 15.500 Lehrlinge ausbilden und sie auf ihre berufliche Zukunft vorbereiten.
Unternehmerinnen wie Bettina Wagner sind es auch, die neue Stadtteile wie die Seestadt lebenswert machen, weil sie diesen Pioniergeist haben und mutig neue Gebiete besiedeln. Egal ob in einem neu entstandenen Grätzl – die Buchhandlung ist ein wichtiger Nahversorger für intellektuelle Unterhaltung in Papierform. Sie ist ein Treffpunkt für Jung und Alt – egal, ob die Menschen online-affin sind oder ihre Lesekost lieber in gedruckter Form genießen.
5 Fragen an Bettina Wagner
Mir ist es wichtig, dass Inhaber geführte Unternehmen sichtbar in unserer Gesellschaft sind. Wir leisten einen enormen Beitrag, der meiner Meinung nach oft übersehen wird. Wir schaffen Arbeitsplätze und sichern unseren Wohlstand in Österreich.
Wertschätzung bedeutet für mich zuerst einmal zuhören. Was möchte mein Gegenüber, wo kommen wir zusammen und wie können wir gemeinsam Lösungen finden. Wertschätzung ist ein hohes Gut und wir dürfen nicht zulassen, dass dieses über Bord geworfen wird.
Das Schönste an meiner Arbeit ist der Moment, wenn Kundinnen oder Kunden wiederkommen und sagen sie wollen noch mehr persönliche Buchtipps. Das ist das, was mich antreibt, Menschen mit guter Literatur glücklich machen. Denn ich bin überzeugt, dass lesen uns zu besseren Menschen macht.
Vor allem bedeutet es Verantwortung tragen, für meine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und für das Unternehmen. Und dementsprechend auch handeln. Es gibt große wirtschaftliche und gesellschaftliche Herausforderungen, die mich als Unternehmerin zwingen, ständig neue Lösungen zu finden und auch schnell und richtig darauf zu reagieren.
Wien ist mein Lebensmittelpunkt, daher stellt sich gar nicht die Frage, ob es woanders besser oder schlechter wäre. Wien ist eine der lebenswertesten Städte der Welt, Wien ist gesegnet von Kultur, wir haben ein großartiges öffentliches Verkehrsnetz und sind offen für andere Kulturen. Es gibt für mich keinen besseren Ort als Wien für eine Buchhandlung.
Durch die Ausbildung eines Lehrlings trägt die Buchhandlung dazu bei, Fachkräfte für die Zukunft zu formen. Damit kann einerseits das eigene Fortbestehen gesichert werden und andererseits wird die Branche insgesamt gestärkt. Gut ausgebildete junge Menschen können später Führungsaufgaben übernehmen und/oder die Buchhandlung in eine modernere Zukunft führen.
100 Lehrberufe modernisiert
Die Lehre ist ein Ausbildungsmodell, das mit einer sich wandelnden Wirtschaftswelt laufend weiterentwickelt wird. Ruck: „Die Digitalisierung hat die Berufswelt in praktisch allen Bereichen verändert. Dazu kommen neue Techniken und Arbeitsmethoden. Da muss die Lehre up-to-date bleiben. Daran arbeiten wir permanent. In den letzten Jahren haben wir zwei Dutzend Lehrberufe neu geschaffen und mehr als 100 modernisiert. Die Lehre ist heute attraktiver denn je.“
Breiterer Zugang
Auch für Erwachsene muss die Lehre attraktiver werden – vor allem finanziell. „Wir schlagen daher ein Stipendienmodell für Lehrlinge im Erwachsenenalter vor, das finanzielle Einbußen ausgleichen soll“, sagt Ruck. Um die Lehre weiter zu attraktiveren, sollte ein Lehrabschluss zum Studium im jeweiligen Fachbereich qualifizieren. Gleichzeitig gehöre die Berufsorientierung ab der 5. Schulstufe verstärkt und auch an den Basisqualifikationen müsse gearbeitet werden.
Buchhandlung der Zukunft
Auch der Lehrberuf des Buchhändlers ist einem Wandel unterworfen. Die jungen Menschen von heute sind „digital natives“ und bewegen sich selbstverständlicher im virtuellen Raum als ältere Semester. Somit sind sie auch das Tor in die Welt von Social Media, Influencer-Marketing und anderen digitale Trends und bringen das Wissen als Praxis in die Buchhandlung ein.