Finanzdienstleister, Fachgruppe

Lohnt sich sparen heute noch?

Eine gute Frage angesichts niedriger Zinsen und vielfältiger Risiken.

Lesedauer: 2 Minuten

11.03.2023
Die Basis für den langfristigen Vermögensaufbau stellen Aktien und Unternehmensbeteiligungen dar. Nur damit kann man direkt an der wirtschaftlichen Entwicklung partizipieren. Wie hoch dieser Anteil genau sein soll, hängt von der persönlichen Situation ab, der Größe des Geldbeutels oder des bereits vorhandenen Vermögens bzw. des Anlagehorizonts. „Dieser sollte immer sehr lange sein, im besten Fall bis über das Lebensende hinaus. Eine Aufteilung in verschiedene Assetklassen (Aktien, Immobilien, Gold) macht aus Risikoüberlegungen durchaus Sinn, schmälert aber in den meisten Fällen die Rendite“, weiß Michael Posselt, Fachgruppenobmann der Fachgruppe Finanzdienstleister in der WK Tirol und Fachverbandsobmann-Stellvertreter in der WK Österreich. Taktische Überlegungen erfordern umfangreiche, gut ausgewählte und gut interpretierte Informationen und sollten im besten Fall professionellen Beratern oder Vermögensverwaltern übertragen werden.

"Die langen Wellen der Konjunktur"

Die Wirtschaft entwickelt sich in Schüben. Darauf hat schon der sowjetische Wissenschaftler Nikolai Kondratjew 1926 in seinem Aufsatz „Die langen Wellen der Konjunktur“ hingewiesen. Sie entwickelt sich demnach in langen Konjunkturwellen, die aus einer lange andauernden Aufstiegsphase und einer kürzeren Abschwungphase bestehen. Ausgangspunkt für jeden Aufschwung sind innovative Entwicklungen, die zu einem Paradigmenwechsel in der Wirtschaft und damit verbundenen innovationsgetriebenen Investitionen führen. Diese verändern oft ganze Wirtschaftszweige und führen die Wirtschaft insgesamt auf ein höheres Produktivitätsniveau – disruptive, also zerstörerische, Entwicklungen für einzelne Wirtschaftszweige miteingeschlossen. Die Börse, als Spiegelbild der Wirtschaft, reflektiert diese Entwicklungen – oft auch verstärkt. Dabei lösen sich Zuversicht, Hoffnung oder auch Gier und Angst ab. Diese menschlichen Emotionen sind aber zumeist schlechte Ratgeber für den langfristigen Vermögensaufbau. Dieser erfordert vielmehr Geduld, Disziplin und Vertrauen in die getroffenen Entscheidungen. Nur so kann man von der wirtschaftlichen Entwicklung profitieren und sein Kapital langfristig vermehren – heute und auch in der Zukunft.

Kurz- und mittelfristige Kapitalanlage vs. langfristigen Vermögensaufbau

Auch wenn die kurzfristigen Renditen für viele Anleger und Sparer angesichts niedriger Zinsen derzeit äußerst mager ausfallen, so tut dies der positiven Entwicklung auf lange Sicht hin keinen Abbruch. Wenn man sich die langfristige Entwicklung verschiedener Börsenindizes anschaut, so weisen auch diese oft lange andauernde Seitwärtsphasen auf, in denen keine Gewinne erzielt worden sind. Entscheidend ist die länger andauernde Entwicklung und diese weist bislang immer in eine Richtung, nämlich nach oben. Leider kommen aber viel zu wenige Sparer und Anleger in den Genuss der damit verbundenen Gewinne. Dies liegt vor allem daran, dass viele Menschen der Versuchung des schnellen Geldes nicht widerstehen können und anstatt auf lange Zeit zu investieren in der kurzfristigen, spekulativen Geldanlage ihr Glück versuchen. Das ist menschlich durchaus nachvollziehbar und teilweise auch der Finanzindustrie geschuldet, die dieser Mentalität entsprechend, mit immer neuen Produkten auf Kundenfang geht. Dabei sind viele Produkte nicht von vorneherein schlecht, nur nehmen sie den Menschen auch die Motivation zum nachhaltigen Vermögensaufbau. „Solche Produkte sollten immer nur für die kurz- und mittelfristige Kapitalanlage verwendet werden und können niemals den langfristigen Vermögensaufbau oder auch die Vorsorge ersetzen“, ist sich Fachgruppenobmann Michael Posselt sicher.
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