Sparte Industrie

Start der Herbstlohn- und -gehaltsrunde

Informationen der Bundessparte Industrie

Lesedauer: 2 Minuten

11.03.2023

Gemeinsame Forderungsüberreichung der Gewerkschaften an die fünf Fachverbände (inkl. Berufsgruppe Gießereiindustrie) der Eisen-/Metallindustrie

Am 19. September 2022 fand die Forderungsüberreichung der Gewerkschaften PRO-GE und GPA an die Fachverbände Bergwerke/Stahl, NE-Metall, Fahrzeug, Gas/Wärme und FMTI (inkl. Berufsgruppe Gießereiindustrie) statt. Wie in den vergangenen Jahren erfolgte keine Übergabe an einen gemeinsamen Verhandlungsleiter der Fachverbände, sondern die Forderungen wurden von Bundesspartengeschäftsführer Mag. Andreas Mörk übernommen.

Im Sinne einer effizienten Vorgangsweise und einer möglichst ökonomischen Führung der Verhandlungen wurde mit den Fachverbänden vereinbart, die Forderungsübergabe gemeinsam durchzuführen. Die Wirtschaftsgespräche und Kollektivvertragsverhandlungen werden jedoch wie gewohnt von jedem Fachverband getrennt geführt.

Der Vorsitzende der PRO-GE, Rainer Wimmer betonte in seinem Eingangsstatement, dass die Wirtschaftslage trotz Pandemie und Ukraine-Krieg hervorragend sei. Auch wenn Arbeitgeber immer in die Zukunft schauen wollten, so seien für die Kollektivvertragsverhandlungen jedenfalls die letzten zwölf Monate ausschlaggebend, so Wimmer. Beide Gewerkschaften fordern daher für den Zeitraum November 2021 bis Oktober 2022 Jahr eine Erhöhung der Löhne und Gehälter um 10,6%. Die 10,6% setzen sich zusammen aus dem gleitenden 12-Monatsdurchschnitt des VPI in Höhe von 6,29 % und dem prognostizierten BIP-Wachstum von 4,3%.  Neu und unüblich ist, dass die Gewerkschaften nicht auf den spezifischen Produktivitätszuwachs in der Sachgütererzeugung referenzieren, sondern auf das gesamtwirtschaftliche BIP-Wachstum.

Im übergebenen Forderungsprogramm verlangten die Gewerkschaften außerdem nachfolgende Erhöhungen:

  • Anhebung der Lehrlingseinkommen im 1. Lehrjahr auf € 1.000,-, im 2. Lehrjahr auf € 1.300,-, im 3. Lehrjahr auf € 1.600,- und im 4. Lehrjahr auf € 2.000,-
  • Erhöhung der im Kollektivvertrag angeführten Zulagen und Aufwandsentschädigungen im Ausmaß der Erhöhung der Mindestlöhne bzw. Mindestgehälter. Anhebung der Zulage für die 2. Schicht und für die 3. Schicht bzw. Nachtarbeit entsprechend des vereinbarten Stufenplanes

Im kollektivvertraglichen Rahmenrecht werden folgende Änderungen/Verbesserungen gefordert:

  • Leichtere Erreichbarkeit der 6. Urlaubswoche
  • Überarbeitung des Dienstreiserechts
  • Anrechnung von Kurszeiten bei Lehre mit Matura als Arbeitszeit
  • Einführung eines Samstagzuschlages im Ausmaß von 50 % für Arbeitsleistungen innerhalb der Normalarbeitszeit
  • Anhebung des Überstundenzuschlages für die 10. Arbeitsstunde an einem Tag auf 75 %
  • Aufnahme von Verhandlungen betreffend die Weiterentwicklung des einheitlichen Entlohnungssystems 

Zum letzten Forderungspunkt wurde von den Gewerkschaften näher ausgeführt, dass durch den technischen Fortschritt und Änderungen in der Arbeitsorganisation sich Berufsbilder und Anforderungen geändert hätten, weshalb ein Anpassungsbedarf der kollektivvertraglichen Einstufungssystematik bestünde. Das einheitliche Entgeltsystem sei nach 20 Jahren zu überarbeiten, um der sich zeigenden Tendenz, dass Arbeitnehmer heute schlechter eingestuft seien als noch vor 10 Jahren, entgegenzusteuern, so Bundessekretär Peter Schleinbach von der PRO-GE.

Die Verhandlungstermine der einzelnen Fachverbände wurden im Vorfeld der Forderungsüberreichung zwischen diesen und den beiden Gewerkschaften koordiniert und waren nicht weiter Gegenstand der gemeinsamen Forderungsübergabe. Noch am selben Nachmittag fand das Wirtschaftsgespräch des FMTI statt, bei der DI Oliver Dworak, Energieexperte der Bundessparte Industrie, die anwesenden Gewerkschafter und Betriebsräte im Rahmen eines Vortrages über die gegenwärtige Situation auf den Strom- und Gaspreismärkten informierte. Die Wirtschaftsgespräche der anderen Fachverbände folgen in den nächsten Tagen, der echte Verhandlungsstart des FMTI findet am 3. Oktober statt. Aus heutiger Sicht ist leider davon auszugehen, dass sich die Verhandlungen bis in den November ziehen werden.


Autor:
Mag. Thomas Stegmüller
E-Mail: thomas.stegmueller@wko.at

 

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