Sparte Industrie

Außenhandel 2022: Werte steigen, Warenmengen großteils nicht

Informationen der Bundessparte Industrie

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05.08.2023

Von 2021 auf 2022 wuchsen die Exporte von Waren um 17,2 % auf nominell 194,1 Mrd. Euro an, die Importe lagen um 19,8 % höher und erreichten 213,7 Mrd. Euro. Mengenmäßig gibt es jedoch rückläufige Tendenzen.

Eines der prominentesten Beispiele der letzten Monate ist Gas: Gegenüber dem Vorjahr stieg der nominelle Importwert um 100%. Somit verdoppelte sich der Wert der Gasimporte preisbedingt. Zeitgleich sank die eingeführte Menge in der gleichen Zeitspanne um 38%. Als Untergruppe gehört Gas zu den „Mineralischen Brennstoffen; Mineralölen, Destillationserzeugnissen“ (KN 27). Auch hier steht ein nomineller Wertzuwachs von 86 % einer Mengenreduktion von 19 % bei den Importen gegenüber. Aber nicht nur importseitig, sondern auch exportseitig zählt diese Gütergruppe zu den Top 12 im heimischen Exportranking. 

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© BSI

Allen voran sind es die „Kessel, Maschinen, Apparate und mechanischen Geräte“ (KN 84) und die „Zugmaschinen, Kraftfahrzeuge, Traktoren, Motorräder, Fahrräder“ (KN 87), die im nominellen Ranking als die Top-Produktgruppen der heimischen Exportlandschaft gelten; ebenso wie die „Elektrischen Maschinen, Apparate und elektrotechnischen Waren“ (KN 85) oder die „Pharmazeutischen Erzeugnisse“ (KN 30). Nominelle Wertsteigerungen gab es auch beim Export von „Eisen und Stahl“ (KN 72) oder bei den „Kunststoffen und Waren daraus“ (KN 39), allerdings wird auch in diesen Bereichen weniger an Menge exportiert.

Grundsätzlich gilt: Die Mengenangaben in der AH-Statistik müssen sehr vorsichtig interpretiert werden, da jedes Kilogramm gleich viel zählt (Sondermengen werden in den beiden Tabellen nicht abgebildet). Ein höherer Mengenwert bei den Exporten bedeutet nicht automatisch, dass im selben Ausmaß mehr (vom Gleichen) exportiert wurde, sondern möglicherweise auch nur verhältnismäßig schwerere Produkte exportiert wurden.

Deutschland ist nach wie vor der wichtigste Handelspartner Österreichs. In Summe exportiert Österreich 134,3 Mrd. Euro in zehn Partnerländer, das sind 69,2 % des gesamten nominellen Exportvolumens des Jahres 2022. Neben Deutschland zählen Italien, die Vereinigten Staaten, die Schweiz, Ungarn, Frankreich, Polen, Tschechien, China und das Vereinigte Königreich zu den TOP-10 Exportländern. Erweitert man die Gruppe auf die zwanzig wichtigsten Exportziele, so steigt der Anteil auf 84,4 % (inkl. Slowenien, Rumänien, Slowakei, Niederlande, Belgien, Spanien, Schweden, Kroatien, Russland, Türkei). 

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Die Außenhandelsstatistik liefert eine wesentliche Basisinformation über den grenzüberschreitenden Warenverkehr Österreichs und ist eine Möglichkeit Exporte abzubilden. Eine andere Variante ist, sich die Warenexporte der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen genauer zu betrachten. Vorweg: Die Abbildung der Warenströme mit dem Ausland ist in der Außenhandelsstatistik und den Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen im hohen Maße deckungsgleich. Allerdings kommt es in bestimmten Fällen zu unterschiedlichen Darstellungen, z.B. beim Veredlungsverkehr. Wird etwa ein Blech durch einen ausländischen Auftragnehmer verzinkt, so wird dies in der Außenhandelsstatistik brutto verbucht, d.h. Warenausfuhr zur Veredelung sowie Wareneinfuhr nach Veredelung. In der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung wird diesem Fall nur die Veredelung selbst als Dienstleistungsimport verbucht.

Bei der Betrachtung der Warenexporte in den Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen liegt die Wertänderung als Produkt der Preis- und Mengenänderung vor. Der Anteil der Warenexporte an den Exporten liegt im Jahr 2022 bei rund 72 % (2021: 74 %), die Differenz sind die Dienstleistungsexporte (z.B. Transport- oder unternehmensbezogene Dienstleistungen). Das starke Wachstum der Warenexporte im Jahr 2022 in der Höhe von 17,3% gegenüber dem Vorjahreszeitraum geht stärker auf die Preisentwicklung als auf die Mengenentwicklung zurück. Mehr als die Hälfte des Wachstums der Warenexporte ist auf ein Preiswachstum zurückzuführen — v.a. im ersten Halbjahr 2022 ist die Preisdynamik deutlich stärker ausgeprägt. Mengenzuwächse gibt es insbesondere im 3. Quartal 2022. Im 4. Quartal versiegen sowohl Mengen- wie Preisdynamiken.

Wie sich diese Dynamiken auf die Wirtschaft und die Industrie auswirken werden, wird sich in der kommenden Frühlingsprognose der österreichischen Wirtschaft am 30. März 2023 zeigen.  

Autorin: 
Mag. Sandra Lengauer
E-Mail: sandra.lengauer@wko.at

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