Neujahrsempfang der WK Landeck 2025: WK-Direktorin-Stv. Gregor Leitner, LR Mario Gerber, LH Anton Mattle, WK-Präsidentin Barbara Thaler, WK-Bezirksobmann Michael Gitterle und WK-Bezirksstellenleiter Otmar Ladner (v.l.).
© Gabriel Kollreider

Neujahrsempfang 2025: Perspektiven für den Bezirk Landeck

Lesedauer: 4 Minuten

20.01.2025

Der Wirtschaftsstandort Tirol steht vor großen Herausforderungen. Hohe Steuer- und Lohnkosten belasten die Wettbewerbsfähigkeit: Österreich hat die dritthöchste Steuerquote der OECD, die Lohnkosten stiegen in den letzten drei Jahren um 20 %, und die Lohnstückkosten liegen über dem EU-Durchschnitt. „Made in Austria ist top, aber zu teuer“, betont Präsidentin Barbara Thaler. Unser Land ist Schlusslicht beim Wachstum, die Deindustrialisierung bedroht Betriebe und Arbeitsplätze, besonders in Industrie und Bau. Thaler fordert mit Nachdruck, dass die Politik die Rahmenbedingungen verbessert, um den Betrieben mehr Spielraum zu verschaffen.

Laut WK-Konjunkturumfrage sind Arbeitskosten (83 %), Arbeitskräftemangel (51 %), Energiekosten (46 %) und Bürokratie (44 %) die größten Probleme der Betriebe. Die WK Tirol fordert konkrete Maßnahmen. Dazu gehören Steuererleichterungen wie steuerfreie Überstunden und geringere Lohnnebenkosten sowie steuerliche Anreize für Pensionist:innen, qualifizierte Zuwanderung und ein degressives Arbeitslosengeld. Im Energiebereich setzt die Wirtschaftskammer auf den Ausbau erneuerbarer Energiequellen sowie Entlastungen bei Abgaben und Steuern.

Parallel dazu soll die Bürokratie verschlankt und die Verwaltung modernisiert werden. „Bürokratie bremst – und hat zudem eine unerwünschte Nebenwirkung: Die öffentliche Hand braucht für das Mehr an Vorschriften und ineffiziente Prozesse immer mehr Mitarbeiter:innen – die in der gewerblichen Wirtschaft fehlen“, betont Barbara Thaler, „die WK Tirol unterstützt den Tirol Konvent und setzt große Erwartungen in die tatsächliche Umsetzung dieser Verwaltungsreform.“

Die Präsidentin appelliert an die Politik, den Fokus auf die Leistungsträger:innen zu legen. „Eine unternehmerische Sicht und mutige Reformen sind nötiger denn je. Die Politik muss sich auf das Wesentliche konzentrieren: Entlastung, Entlastung, Entlastung.“

WK Präsidentin Barbara Thaler und WK Bezirksobmann Michael Gitterle beim Pressegespräch zum Neujahrsempfang der WK Landeck 2025
© Gabriel Kollreider WK-Präsidentin Barbara Thaler und Michael Gitterle, WK-Bezirksobmann für Landeck, berichteten im Pressegespräch über die wirtschaftlichen Perspektiven für Tirol sowie den Bezirk Landeck.

Fachkräfte sichern und Region stärken

Die Verfügbarkeit qualifizierter Arbeitskräfte bleibt eine der größten Herausforderungen für die Betriebe im Bezirk Landeck. Die Mehrheit der heimischen Unternehmen ist mit der derzeitigen Arbeitskräftesituation unzufrieden. „Es dauert einfach zu lange, die passenden Mitarbeiter:innen zu finden, und das hemmt die Wettbewerbsfähigkeit unserer Betriebe“, betont Michael Gitterle, WK-Bezirksobmann für Landeck.

Um dieser Herausforderung zu begegnen, setzt die WK Landeck auf verschiedene Maßnahmen. Während gezielte Investitionen in regionale Bildungseinrichtungen die Basis für die Zukunft legen, sollen bestehende Arbeitskräfte durch Weiterbildungs- und Umschulungsangebote besser für aktuelle Anforderungen qualifiziert werden. Auch die Vereinbarkeit von Familie und Beruf spielt eine zentrale Rolle. Durch einen Ausbau der Kinderbetreuung im Bezirk sollen die Erwerbsquote erhöht und Landeck als Lebens- und Arbeitsraum weiter attraktiviert werden.

Einen weiteren wichtigen Schritt zur Entlastung des regionalen Arbeitsmarkts sieht der WK-Bezirksobmann in der Einführung eines Absetzbetrags in Höhe von 500 Euro für Vollzeitbeschäftigte. „Dieser Freibetrag würde das Nettoeinkommen vieler fleißiger Menschen im Bezirk spürbar erhöhen, für mehr Gerechtigkeit sorgen und zudem Leistungsanreize setzen. Jede hinzukommende Vollzeitkraft reduziert den Druck am Arbeitsmarkt“, argumentiert Gitterle.

Darüber hinaus ist ein verbesserter Zugang zum internationalen Arbeitskräftemarkt nach Abschluss des AMS-Ersatzkraftverfahrens erklärtes Ziel der WK-Bezirksstelle. „Unternehmen brauchen eine echte Alternative, wenn es keine geeigneten Bewerber:innen aus Österreich gibt“, so Gitterle. Zudem sieht die WK Landeck großes Potenzial in steuerbegünstigten Arbeitsmodellen für Pensionist:innen. „Es wäre ein Gewinn für alle: Pensionist:innen könnten ihre Expertise einbringen und die Betriebe hätten die Unterstützung, die sie dringend brauchen,“ erklärt Gitterle.

Weniger Hürden, mehr Wirtschaftskraft

Die steigenden bürokratischen Anforderungen belasten die Unternehmen im Bezirk erheblich. Während ein Großteil der Betriebe den bürokratischen Aufwand als immense Herausforderung empfindet, fordert der WK-Bezirksobmann eine wirtschaftsfreundlichere Verwaltung. „Wir brauchen endlich eine Verwaltung, die unsere Wirtschaft unterstützt und nicht blockiert. Die Lösung liegt in der Digitalisierung und Vereinfachung von Verwaltungsprozessen. Landecks Unternehmen fordern weniger Berichtspflichten und mehr praxisnahe Ansätze“, unterstreicht Gitterle seinen Appell nachdrücklich.

Regelmäßige Feedback-Schleifen zwischen Verwaltung und Unternehmen sollen sicherstellen, dass die Lösungen den Bedürfnissen der Betriebe entsprechen. „Bürokratie muss so schlank wie möglich gestaltet werden. Jede unnötige Regulierung raubt Zeit und Energie, die unsere Betriebe dringend anderswo brauchen,“ so Gitterle weiter.

Raum für Wachstum schaffen

Darüber hinaus zeigt sich die Mehrheit der Betriebe im Bezirk unzufrieden über die hohen Kosten und gleichzeitig schlechte Verfügbarkeit von Gewerbeflächen. „Ohne ausreichend Raum für Wachstum bleibt die Entwicklung unserer Betriebe auf der Strecke. Das können wir uns nicht leisten“, mahnt Gitterle.

Die WK Landeck plädiert darum für eine aktive Flächenpolitik, die zusätzliche Gewerbeflächen ausweist und kleinen sowie mittleren Unternehmen durch Förderprogramme den Zugang erleichtert. Kooperationen zwischen Gemeinden sollen zudem die Erschließung neuer Flächen fördern. „Wir müssen sicherstellen, dass unsere Betriebe Platz für Innovation und Expansion finden. Das ist essenziell für die Wettbewerbsfähigkeit der Region“, betont der Bezirksobmann.

Nachfolge fördern

Ein weiteres zukunftsweisendes Thema ist die Sicherung der Unternehmensnachfolge. „Die Übergabe eines Betriebes ist oft mit hohen finanziellen und bürokratischen Hürden verbunden. Das schreckt junge Nachfolger:innen ab und gefährdet den Fortbestand erfolgreicher Unternehmen“, beschreibt Gitterle den Status quo.

Förderprogramme, günstige Kredite und Steuererleichterungen sollen Übernahmen finanziell attraktiver machen. Begleitend sollen Mentoring-Programme junge Unternehmer:innen auf ihre neue Rolle vorbereiten. Der Aufbau von Netzwerken und Nachfolgezentren soll Beratung, Schulungen und den Austausch erleichtern. „Eine vereinfachte Bürokratie und rechtliche Erleichterungen bei Übernahmeverfahren sind dringend nötig, um den Übergang für Nachfolger:innen so einfach wie möglich zu gestalten“, richtet Gitterle seine Worte abschließend an die Politik.

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