Landesrätin Astrid Mair, WK-Direktorin Evelyn Geiger-Anker, WK-Präsidentin Barbara Thaler, WKÖ-Vizepräsidentin Martha Schultz und WK-Bezirksobfrau Martina Entner (v.l.) stoßen mit Sektflöten im Rahmen des Neujahrsempfangs der WK-Bezirksstelle Schwaz auf ein erfolgreiches Jahr 2024 an.
© René Gruber

Neujahrsempfang der WK Schwaz

2024: In schwierigem Umfeld jede Chance nutzen

Lesedauer: 5 Minuten

30.01.2024

Die Ausgangslage für die Tiroler Wirtschaft zu Beginn des neuen Jahres ist herausfordernd. Der Arbeitskräftemangel ist für viele Betriebe nach wie vor ein Problem, die Energiepreise und die Inflationsrate verursachen hohe Kosten, und die Kaufkraft ist gedämpft. Der Tourismus stellt eine wertvolle Stütze für den Standort Tirol dar. Die Verkehrswirtschaft und der Handel, vor allem aber die Industrie befinden sich stark unter Druck. „Es sieht also auf den ersten Blick relativ durchwachsen aus“, betont Wirtschaftskammer–Präsidentin Barbara Thaler, „auf den zweiten Blick zeigen sich jedoch auch Lichtblicke und Chancen.“
 
Dazu gehört die breite Struktur unseres Wirtschaftsstandortes. Tirol hat mit seinem einzigartigen Mix aus Dienstleistern und Produktionsbetrieben, aus kleinen, mittleren und großen Betrieben, aus Spezialisten und Allroundern, die Krisen der letzten Jahre besser überstanden als andere Standorte. „Ich habe in den vergangenen Jahren viele europäische Regionen kennengelernt - wenige sind so breit und stabil aufgestellt. Diese Balance müssen wir uns erhalten“, betont Thaler. Große Möglichkeiten liegen für Thaler in der fortschreitenden Digitalisierung. Eine „Verbesserung von Abläufen“ führe schlichtweg zu Effizienzsteigerung – das wirkt dem Arbeitskräftemangel entgegen und entlastet damit vor allem auch bestehende Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Gerade in schwierigen Zeiten wie jetzt sind es für Barbara Thaler unternehmerische Antworten, die Zukunftslösungen bringen. „Herausfordernde Zeiten sind Zeiten des Unternehmergeistes. Und dieser ist in jedem Betrieb und in der Wirtschaftskammer Tirol zu Hause“, so Thaler.
 
Eine der zentralen Aufgaben der Wirtschaftskammer Tirol liegt für die Präsidentin darin, für die heimischen Betriebe geeignete Rahmenbedingungen auf allen Ebenen zu schaffen. Thaler sieht sowohl beim europäischen Lieferkettengesetz als auch bei den Regeln zu Wasserstoffproduktion und Import in die EU grobe Mängel, unterstreicht aber durchaus die großen Möglichkeiten Europas, auf der Weltbühne zu punkten. „Wir dürfen uns nicht klein reden, sondern müssen unsere Chancen nutzen“, fordert Thaler.
 
Dass Interessenvertretung wirkt, hat sich für Thaler deutlich beim Gesetz zur Höheren Beruflichen Bildung gezeigt, das nach jahrelanger Überzeugungsarbeit im Dezember beschlossen wurde. Dieses Gesetz gilt als bedeutender Meilenstein für die berufliche Bildung in Österreich. Auch 2024 wird die WK Tirol neben den Bereichen Service und Bildung vor allem auf die Interessen der heimischen Betriebe achten: „Wir werden uns dafür einsetzen, dass die Tiroler Betriebe das Umfeld vorfinden, um das zu tun, was sie am besten können: Etwas unternehmen“, erklärt Barbara Thaler.

Leistung, die sich lohnt

Der Bezirk Schwaz blickt zurück auf ein von Herausforderungen geprägtes Jahr 2023. Aufgrund der guten Durchmischung sämtlicher Branchen und der gesunden Unternehmensstrukturen beweist der Bezirk aber auch in Krisen immer eine hohe Widerstandskraft. „Damals wie heute sind Leistung und Einsatz die Faktoren für eine erfolgreiche Entwicklung unseres Wirtschaftsstandortes“, lobt Martina Entner, Obfrau der WK-Bezirksstelle Schwaz, das Engagement der Unternehmer:innen im Bezirk

Dabei sprechen die Kennzahlen des Bezirks Schwaz für sich: 5.674 Unternehmen und 2.685 Dienstgeberbetriebe in der gewerblichen Wirtschaft sorgen für regionale Wertschöpfung und entlohnen die etwa 41.000 Arbeitnehmer:innen im Bezirk mit einer jährlichen Bruttolohnsumme von rund 2 Milliarden Euro. Währenddessen liegt die Arbeitslosenquote im Bezirk mit 3,8 % unter dem Tiroler Durchschnitt. „Im Juni letzten Jahres wies der Bezirk Schwaz eine Arbeitslosenquote von lediglich 2,1 % auf. Das ist mehr als Vollbeschäftigung und eine Erklärung für den Mitarbeitermangel im Bezirk“, weiß Martina Entner.

Grund zur Zuversicht lieferte währenddessen die Tourismusbranche, die 2023 ihre Rolle als Wirtschaftsmotor am Standort erneut eindrucksvoll unter Beweis stellte. „Vergangenes Jahr hatten wir insgesamt 9,7 Millionen Nächtigungen im Bezirk. Davon 4,6 Millionen im Sommer – das war die stärkste Sommersaison seit Jahrzehnten“, berichtet die Bezirksobfrau.

Verbesserung der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen

„Der Standort Schwaz ist einer der dynamischsten in ganz Österreich“, betont Entner die positive Ausgangslage des Bezirks. Dennoch sind die Unternehmer:innen derzeit mit einer Reihe von Herausforderungen konfrontiert. „Die rollierende Inflation, hohe Energiekosten, gestiegene Zinsen und der Arbeitskräftemangel bereiten unseren Wirtschaftstreibenden Kopfschmerzen“, beschreibt Martina Entner die gegenwärtige Situation.

Forderungen nach einer 32-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich betrachtet die Bezirksobfrau darum als realitätsfern und warnt vor einer schleichenden Entwicklung hin zur Freizeitgesellschaft. „Wenn wir nicht mehr bereit sind Leistung zu erbringen, werden wir uns in Zukunft auch nichts mehr leisten können“, mahnt die Bezirksobfrau. „Besonders freut es mich darum, dass wir im Bezirk in 483 Lehrbetrieben insgesamt 1.492 Lehrlinge ausbilden. Auf diese jungen Menschen warten großartige Karrierechancen, denn sie sind die Fachkräfte von morgen“, so Martina Entner weiter.

Die Kollektivvertragsverhandlungen mit Abschlüssen um die 10 %-Marke und die hohen, vorauseilenden Abschlüsse des Staates für seine Beamten sieht Bezirksobfrau Entner kritisch: „Uns Unternehmer:innen sind die Folgen völlig klar: Die gestiegenen Lohnkosten müssen irgendwie in den Preisen aufgeschlagen werden, damit sich die Kalkulation am Ende des Jahres wieder ausgeht“. Um die Lohn-Preisspirale zu durchbrechen und so die hohe Inflationsrate in Österreich zu bekämpfen, plädiert die Bezirksobfrau darum zukünftig für Verhandlungen auf Augenhöhe und mit Balance

Servicetage als praktisch Hilfe für Betriebe

Um ihre Mitglieder bei der Bewältigung der aktuellen Herausforderungen optimal zu unterstützen, engagiert sich die WK Schwaz neben den persönlichen Beratungen verstärkt mit Serviceangeboten zu aktuellen Brennpunktthemen. Während die WK Schwaz im vergangenen Jahr mit dem Servicetag für Unternehmen bereits über entstehenden Chancen durch Digitalisierungsprojekte, wie die ID-Austria, die Digitale Dokumentenmappe der Bezirkshauptmannschaft Schwaz oder das Unternehmensserviceportal informierte, wurden mit den Berufsfestivals, Jobbing Nights und dem ROOKIE-Projekt wieder bewährte Berufsorientierungskonzepte im Bezirk umgesetzt.

Auch für das anlaufende Jahr stehen wieder Unternehmerfrühstücke in den verschiedenen Regionen, Betriebsnachfolge- und Fördersprechtage für die Unternehmen sowie Berufsorientierungsprojekte zur Förderung des Fachkräftenachwuchs im Kalender der WK Schwaz. „Mit den Servicetagen in der Bezirksstelle wollen wir unsere Unternehmer:innen mit praktischen Lösungen für ihre Sorgen abholen und dabei helfen, ihren Unternehmensalltag besser zu meistern und ihnen zudem den persönlichen Kontakt zu Entscheidungsträger:innen ermöglichen“, beschreibt Obfrau Martina Entner den Ansatz der WK-Bezirksstelle.

Für das anlaufende Jahr ist darum bereits ein weiterer Servicetag zum Thema Arbeitsmarkt, gemeinsam mit dem AMS und der BH Schwaz geplant. Neben behördlichen Auskünften zur Beantragung von Rot-Weiß-Rot-Karten soll über die Bewerbung des eignen Unternehmens auf Social Media sowie die bessere Integration von Frauen und Pensionist:innen in den Arbeitsmarkt informiert werden.

Rückenwind für die heimische Wirtschaft notwendig

Des Weiteren fordert Entner einen positiven Blick auf Leistung und eine Aufwertung des Images der heimischen Wirtschaft. „Wir müssen dafür sorgen, dass unsere Jugendlichen mit Begeisterung, Engagement und Leistungsfreude arbeiten können. Dafür braucht es mehr Wertschätzung für Unternehmer:innen, die in den Standort investieren, attraktive Arbeitsplätze schaffen, das Thema Nachhaltigkeit ernst nehmen und nicht zuletzt unseren Wohlstand generieren“, so die Bezirksobfrau.
Darüber hinaus spricht sich Martina Entner für eine Stärkung der regionalen Wirtschaftskreisläufe aus. „Investitionen vor Ort, heimische Fachkräfte, kurze Wege und Tiroler Produkte sind das Fundament unserer Wirtschaft“, erklärt die Bezirksobfrau und fordert von den politischen Entscheidungsträger:innen im Land und Bund, Abgaben maßvoll zu gestalten und überbordende Bürokratie zu vermeiden. „Gebt unseren Betrieben den Rückenwind, den sie verdienen“, richtet die Bezirksobfrau ihre Worte abschließend an die Politik.

Fotogalerie: Neujahrsempfang Schwaz 2024