
Impulstalk in Hartberg
WKO fordert „Reform der Haltung“ ein.
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100 Maßnahmen für mehr Wettbewerbsfähigkeit: Mit diesem Forderungskatalog der WKO Steiermark wurde das Wirtschaftsjahr im Bezirk Hartberg-Fürstenfeld nun offiziell beim „Impulstalk“ am 22. Jänner 2025 in Hartberg eingeläutet. „Eine Reform der Haltung“ steht an der Spitze des Maßnahmenpakets, das WKO Präsident Josef Herk rund 100 Wirtschaftsgrößen aus dem Bezirk vorgestellt hat. Die Wirtschaft im Bezirk fordert erneut den Ausbau der Thermenbahn.
Von der Sanierung des Landeshaushalts über beschleunigte Behördenverfahren bis hin zu wirtschaftsverträglichen Stromnetztarifen: Auf 60 Seiten und sieben Kapiteln fasst die WKO Steiermark zusammen, „wie die Steiermark ein unternehmerisches Land bleibt“ – so der Titel des Zukunftsprogramms, das beim „Impulstalk“ der WKO Regionalstelle Hartberg-Fürstenfeld in Hartberg den rund 100 Gästen vorgestellt wurde. Grundvoraussetzung für die Umsetzung des Programmes laut WKO Steiermark Präsident Josef Herk: „Wir brauchen eine Reform der Haltung, erst dann werden andere Reformen möglich. Eine neue Haltung, die Selbständigkeit und Eigenverantwortung fördert. Die Leistung in den Mittelpunkt stellt und nicht die Forderung. Eine Haltung, die für etwas brennt, anstatt über alles zu jammern.“ Stattdessen habe die Politik bislang „ein System geschaffen, das systematisch jene Eigenschaften zerstört, die eine erfolgreiche Wirtschaft und Gesellschaft ausmachen: Nämlich Eigenverantwortung, selbständiges Denken, Mut zum Risiko und Freude an Innovation. Mit jeder neuen Vorschrift, die in diesem System entsteht, entmündigen wir die Menschen ein Stück mehr.“, erklärt der WKO Steiermark Präsident. Ob Steuer-, Pensions- oder Gesundheitsreform – alles sei dringend notwendig. Aber ohne entsprechende Haltungsänderung in der Umsetzung nicht möglich. Er fordert daher: „Brennen wir gemeinsam für unsere Heimat, die so reich an Talenten und so groß an Potential ist. Glauben wir an diesen Standort und packen wir’s alle zusammen an: Für die Steiermark und ihre Menschen. Gemeinsam haben wir schon viele Herausforderungen geschafft. Das werden wir auch dieses Mal, davon bin ich zutiefst überzeugt.“, zeigt sich Herk optimistisch.
Regionale Schwerpunkte
„Innovationskraft und Anpacker-Mentalität sind der genetische Code unserer regionalen Unternehmen. Trotz hoher Lohnkosten und einem dichten Netz an Bürokratie schaffen sie es, durch unermüdlichen Antrieb und den Mut, über den Tellerrand hinauszuschauen, um im internationalen Wettbewerb zu bestehen. Was wir brauchen, ist weniger Bürokratie, um diese Energie noch besser freisetzen zu können. Unsere Betriebe wollen keine Umwege – sie wollen gestalten, anpacken und wachsen.“, schlagen WKO Regionalstellenobmann Christian Sommerbauer und WKO Regionalstellenleiterin Simone Pfeiffer beim „Impulstalk“ unisono in dieselbe Kerbe. Eines der wichtigsten Handlungsfelder innerhalb des Bezirks: der Ausbau der Verkehrsinfrastruktur. „Zwar werden aktuell das Glasfasernetz und die Stromversorgung massiv ausgebaut, doch vor allem im Bereich der Schieneninfrastruktur gibt es weiterhin großen Handlungsbedarf.“, meint Sommerbauer. Neben dem zweiten Autobahnanschluss für Hartberg steht der Ausbau der Thermenbahn ganz oben im regionalen Forderungspaket: „Das ist die Lebensader auf der Schiene. Leider wurde diese in den letzten Jahren durch politische Entscheidungen immer weiter geschwächt. Es ist dringend notwendig, Lösungen zu finden, um die Attraktivität der Bestandsstrecke zu steigern – unabhängig davon, ob eine Neubaustrecke realisiert wird.“, sagt Sommerbauer. Die Vorteile liegen für ihn auf der Hand: „Eine leistungsstarke Thermenbahn würde unsere touristischen Thermen-Flaggschiffe näher an den Zentralraum Wien bringen. Ebenso essenziell ist der Ausbau der Güterschiene, um Unternehmen im Bezirk wieder verstärkt die Möglichkeit zu geben, Waren auf die Bahn zu verlagern. Jetzt liegt es an der Politik, die Region nachhaltig zu stärken.“
Lohnkosten setzen regionale Wirtschaft unter Druck
Die explodierenden Lohn- und Energiekosten setzen die regionalen Unternehmen unter Druck, bestätigt man beim Impulstalk. Michael Ringbauer, Geschäftsführer von Infrarotheizungsspezialist Redwell Manufaktur in Hartberg, erklärt: „Als Unternehmer:innen leisten wir einen wichtigen Beitrag zur wirtschaftlichen Stabilität der Region, doch es braucht Rahmenbedingungen, die fair und tragbar sind. Wir fordern daher nicht nur mehr Netto für die Beschäftigten, sondern auch eine Entlastung der Unternehmen, um Innovationskraft und Wachstum nicht zu bremsen. Wenn wir weiterhin Mut und Tatkraft zeigen sollen, müssen uns auch bürokratische Hürden genommen werden.“ Franz Jost, Regierungskommissär der Stadtgemeinde Fürstenfeld, erklärt: „Die Situation der Wirtschaft ist ernst. Die Politik ist gefordert, an Lösungen zu arbeiten, die sowohl die Wettbewerbsfähigkeit stärken als auch die Rahmenbedingungen verbessern.“
In Videostatements plädiert darüber hinaus Christian Sommerbauer, Dagmar Ajtic, Hubert Soboth sowie Maximilian Hofer für leistungsfreundlichere Rahmenbedingungen.
Region auf Schiene bringen
Video-Statement von Christian Sommerbauer | Geschäftsführer Styria Plant GmbH in Ebersdorf & Regionalstellenobmann Hartberg-Fürstenfeld
Für Christian Sommerbauer, Regionalstellenobmann von Hartberg-Fürstenfeld in der WKO Steiermark, ist der Ausbau der Infrastruktur im Bezirk unausweichlich: „Es gibt noch immer Defizite im Straßenbau und auf der Schiene.“ Für ihn hat die Thermenbahn höchste Priorität: „Diese wurde in den letzten Jahren von der Politik immer mehr ausgedünnt. Hier braucht es Rezepte und Alternativen zur Attraktivierung der Bestandsstrecke.“
Bürokratische Bremsen abbauen
Video-Statement von Dagmar Ajtic | Geschäftsführerin der E.L.T. Kunststofftechnik & Werkzeugbau GmbH & Co KG in Friedberg
2023 sollte eine langjährige Führungskraft die gewerberechtliche Geschäftsführung beim Friedberger Familienunternehmen übernehmen. Allerdings: Trotz einem Vierteljahrhundert Erfahrung wurde der Antrag abgelehnt. Stattdessen wurden weitere Weiterbildungsmaßnahmen gefordert. Für Chefin Dagmar Ajtic unverständlich: „Bürokratische Bremsen gehören abgebaut – Unternehmen mit Visionen dürfen nicht durch praxisferne Vorschriften ausgebremst werden.“
Doppelte Arbeit, kein doppelter Lohn
Video-Statement von Hubert Soboth | H&S Investment und Business Consulting in Bad Blumau
„Teilzeitkräfte, die auf Vollzeit umsteigen, erhalten nicht 100 % mehr Gehalt, sondern oft nur 70 % mehr, weil Sozialabgaben und Steuern überproportional steigen“, kritisiert Unternehmer Hubert Soboth. Für ihn ist daher klar: „Ich fordere Anreize für Vollzeitarbeit, damit sich Leistung wieder lohnt. Wer doppelt so viel arbeitet, soll auch doppelt so viel verdienen."
Mehr Mittel für Forschung und Entwicklung (F&E)
Video-Statement von Maximilian Hofer | Geschäftsführer Green Testing Lab GmbH in Penzendorf
Green Testing Lab wurde 2020 gegründet und führt hochkomplexe Sicherheitstests für Batterien in der E-Mobilität durch. Obwohl fast ein Drittel der steirischen Wertschöpfung in der Automobilindustrie generiert wird, seien die Ausgaben für Forschung und Entwicklung stark begrenzt, kritisiert Gründer Maximilian Hofer. Für ihn ist klar: „Stärkefelder wie die Automobilindustrie müssen mit zusätzlichen F&E-Mitteln forciert werden. Gerade während der aktuellen Transformation. Österreich muss nachziehen, um die Stellung als Automobil- und Mobilitätsstandort nicht zu gefährden.“