steirischer bautag
© helmutlunghammer

Steirischer Bautag: Lage nach wie vor angespannt

Kürzlich ging der steirische Bautag 2024 in der BAUAkademie Übelbach über die Bühne

Lesedauer: 4 Minuten

25.04.2024

Der steirische Bautag ging kürzlich in der BAUAkademie in Übelbach über die Bühne: Dabei wurden auch aktuelle Daten der im Vorjahr gestarteten „Bau-Enquete“ mit dem Schwerpunktthema „Wohnbau radikal neu gedacht“ der Landesinnung Bau präsentiert. Diese geben nach wie vor Anlass zur Sorge bei den Unternehmen. So wird etwa die eigene konjunkturelle Lage nur mehr als „Befriedigend“ eingestuft. Den Abschluss bildete eine prominent besetzte Podiumsdiskussion mit Raiffeisen-Generaldirektor Martin Schaller, Gerald Gollenz von der Fachgruppe der Immobilienwirtschaft, Wolfram Sacherer vom Österreichischen Verband gemeinnütziger Bauvereinigungen und Landesrätin Simone Schmiedtbauer sowie Gastgeber und Bau-Landesinnungsmeister Michael Stvarnik.

Bereits 2023 startete die Landesinnung Bau eine groß angelegte „Bau-Enquete“, also eine Befragung von Bauunternehmen und Wohnbevölkerung, durchgeführt von mResearch. Sie geht heuer in die zweite Runde: Aktualisierte Ergebnisse der Befragung und frische Konjunkturzahlen sind bereits da und werfen spannende Schlaglichter auf das Wohnen, Leben und Bauen in unserem Bundesland. An den Grunddaten hat sich im Vergleich zum Vorjahr wenig geändert: Etwa 70% der Menschen wohnen im Eigentum und sind zufrieden, ein Drittel zur Miete, wobei das eine eher junge und urbane Wohnform ist. Mit dem Thema Immobilien setzen sich heuer allerdings noch mehr Menschen auseinander als noch vor einem Jahr (heuer 51%, 38% im Jahr 2023), hier sind das vor allem Junge und Besserverdienende. Ökologische Bauweise und Nachhaltigkeit sind den Menschen nach wie vor wichtig. Als Hürden auf dem Weg zum Wohntraum erreicht die „Finanzierung von Eigentum“ Platz eins, ist aber leicht gesunken (68% / 71%). Auch hohe Mieten werden 2024 weniger häufig zum Problemfall (55% / 64%).


Klarer Auftrag

Die Baubranche begreift all das als klaren Auftrag, mehr und leistbaren Wohnraum zu schaffen – steht aber einer unsicheren Konjunkturlage gegenüber. Die Selbsteinschätzung der Betriebe zur eigenen Lage hat sich im Vergleich zum Vorjahr eingetrübt und wird nur noch mit „Befriedigend“  benotet. Eine deutliche Verbesserung in den kommenden 6 Monaten ist derzeit nicht in Sicht, wie die aktuelle Befragung unter den Mitgliedern der Landesinnungen Bau sowie der Bauindustrie klar zeigt. So zeigt sich ein etwa ein deutlicher Wohntrend in Richtung Mieten und Kleinwohnung, wohl auch eine Folge der schwierigen Finanzierungslage. Von allen Seiten kritisiert wird auch die Vielfalt an Normen und Vorschriften beim Bauen. Rainer Post, Vorstand der Bayerischen Architektenkammer, lieferte dazu eine aktuelle Einschätzung aus dem Nachbarland. Sein Befund: Bauen ist „systemisch kompliziert“. Immerhin sei die Situation in Österreich aber um einiges besser als in Deutschland. Dort arbeitet man aktuell am sogenannten Gebäudetyp-e, um in Zukunft einfacher und innovativer arbeiten zu können.  


Weg mit der Bürokratie!

Bauunternehmen sehen derzeit daher mit einer ganzen Latte an Herausforderungen konfrontiert: Die Finanzierungskosten (von 80% der befragten Unternehmen genannt) haben die steigenden Herstellungskosten (73%) überholt. An dritter Stelle rangieren mit 65% die Personalkosten, dicht gefolgt von den Grundstückskosten (62%). Und auch die Bürokratie bekommt in der aktuellen Unternehmensumfrage einen kräftigen Schuss vor den Bug: Etwa jeder zweite befragte Betrieb hatte im Rahmen von behördlichen Genehmigungsverfahren Probleme. Kein Wunder, dass 83% den bürokratischen Aufwand als (sehr) hoch einschätzen – und immer mehr Unternehmen mehr Freiheit bei Planung und Genehmigung fordern. Die Landesinnung Bau hat Bau bereits im Februar die Webseite www.bauansuchen-stmk.at präsentiert, auf der man schnell und effizient die benötigten Antragsformulare findet. Damit kann jeder am einfachen Wege ein Bauansuchen oder eine Mitteilung an die Baubehörde erstellen und erhält gleichzeitig eine Aufstellung der erforderlichen Unterlagen, die dem Ansuchen anzuschließen sind.

 

Expertenrunde am Wort

Die anstehenden Probleme und mögliche Lösungen wurden im Anschluss von einer prominent besetzten Expertenrunde diskutiert: Raiffeisen-Generaldirektor Martin Schaller gab einen Ausblick auf die zu erwartende Zinsentwicklung. Man könnte bei 2,5 bis 3 % am Ende des Jahres landen, wobei das natürlich auch ein Blick in die Glaskugel sei, vor allem angesichts der geopolitischen Lage. Fest steht aber: „Die Zinsen müssen runter, damit die Stimmung besser wird.“ Gerald Gollenz von der Fachgruppe der Immobilienwirtschaft, betonte zwar, dass der Markt in der Steiermark aktuell stabil sein, dass die Zahl der Projekte in der Pipeline aber massiv zurückgehe. Die neue Geschoßwohnbauförderung bringe jedoch Bewegung ins Bauen und wird sowohl von Gollenz als auch von Wolfram Sacherer vom Österreichischen Verband gemeinnütziger Bauvereinigungen begrüßt. Beide betonen zusätzlich die Wichtigkeit eines schnelleres Vorgehens seitens der Behörden sowie die Notwendigkeit der „Entrümpelung“ der gesetzlichen Vorgaben. Dazu Landesrätin Simone Schmiedtbauer: „Wenn Erleichterungen schnell und unbürokratisch umsetzbar sind, dann steht das Land sicher nicht auf der Bremse.“ Landesinnungsmeister Michael Stvarnik verwies auf den Umstand, dass die Bauwirtschaft selbst die Rahmenbedingungen nicht ändern kann: „Wir sind lediglich Passagier.“ Gleichzeitig setzt die Innung auf einen „ganzheitlichen Ansatz“, indem etwa in Aus- und Weiterbildung investiert wird und auf die Politik eingewirkt wird. Mit Erfolg: Landesrätin Schmiedtbauer hat auf Vorschlag von Michael Stvarnik zugesichert, Mitarbeiter des Landes in die drei Arbeitsgruppen des Projekts „Wohnbau radikal neu gedacht“ zu entsenden, um direkt an der Lösung der Herausforderungen der Branche mitzuarbeiten.

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Graz, 24. April 2024  

Rückfragehinweis:

Mario Lugger, Referatsleiter Kommunikation, T (0316) 601-652