Wo bleibt der Durchbruch bei der Versorgungssicherheit von Erdgas?
„Die gute Nachricht ist, dass Mitte Jänner die heimischen Erdgasspeicher noch immer zu mehr als 80 Prozent gefüllt waren, ein Höchststand verglichen mit den Jahren davor. Doch das ist im Bereich der Gasversorgung leider einer der wenigen Lichtblicke“, warnt Erich Frommwald, Obmann der Sparte Industrie der WKOÖ.
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„Erdgasspeicher sind wichtig, lösen das grundlegende Versorgungsproblem aber nicht. Beim Gasimport verharrt der Anteil von russischem Gas auf hohem Niveau und erreichte im Oktober 2023 gar 90 Prozent, den absoluten Höchstwert seit Februar 2022. Eine erfolgreiche Diversifizierung scheitert dabei sowohl an technischen als auch an finanziellen Gründen“, stellt Frommwald ernüchtert fest.
„Ich verstehe nicht, warum dem WAG-Loop nicht mehr Bedeutung beigemessen wird. Mit dem Ausbau von 40 Kilometer Pipeline in Oberösterreich könnte die Transportkapazität aus Deutschland um 30 Prozent erhöht werden“, kritisiert Frommwald. Die Inbetriebnahme sei überhaupt erst 2027 geplant. Das aber auch nur, wenn die Finanzierung rasch geklärt werde. Hier sei Bundesministerin Gewessler am Zug, die Rahmenbedingungen für einen raschen Baustart zu schaffen.
Gasspeicherumlage als Handelshemmnis
Aber auch finanzielle Hindernisse stehen einer diversifizierten Gasversorgung im Weg. In Deutschland wird seit einiger Zeit eine Gasspeicherumlage (aktuell 1,86 Euro pro Megawattstunde) eingehoben, wenn Gas aus dem Fernleitungsnetz entnommen wird. Dies gilt auch für Exporte aus Deutschland nach Österreich, die sich dadurch verteuern. Italien plant eine ähnliche Regelung. „Die Sparte Industrie der WKOÖ lehnt solche innereuropäischen Handelshemmnisse entschieden ab. Eine Verteuerung der Importe aus Italien und Deutschland torpediert die Bestrebungen, aus diesen Ländern mehr Gas zu importieren“, analysiert Frommwald.
Nationale Produktion stärken
Letztlich müsse auch die nationale Gasproduktion zurück in den Fokus rücken. Aus den vorläufigen Produktionsdaten für 2023 lässt sich ableiten, dass auch im vergangenen Jahr die heimische Erdgasproduktion rückläufig war, das sechste Jahr in Folge. Mit nur etwa 6 Terawattstunden sinkt deren Anteil am heimischen Gasverbrauch kontinuierlich. Der Anteil erneuerbarer Gase im Gasnetz sei überhaupt verschwindend gering und trotzdem fehlt noch immer eine gesetzliche Grundlage, die einen erfolgreichen Markthochlauf von Biomethan ermöglicht.
„Gasförmige Energieträger sind nicht nur heute, sondern auch langfristig eine zentrale Säule unseres Energiesystems und sind auch in der Industrie unverzichtbar. Die vielen Ankündigungen und Versprechungen zur Erhöhung der Versorgungssicherheit müssen nun endlich entschlossen umgesetzt werden“, fordert Spartenobmann Frommwald.