Titel - Rucksack ist zu schwer
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Der Rucksack ist schwer überladen!

Die hohen Kosten auf Arbeit sowie der Bürokratieaufwand werden zu einem immer stärkeren Bremsschuh für die Wirtschaft. Wenn es wieder aufwärts gehen soll, wird die Politik einen starken Schwerpunkt auf die Themen Entlastung und Leistung legen müssen.

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Aktualisiert am 28.08.2024

Die dritthöchste Steuer- und Abgabenbelastung auf Arbeit unter den 38 OECD-Mitgliedsländern ist weder Anreiz für Mehrleistung noch macht es den Wirtschaftsstandort attraktiv und wettbewerbsfähig. Für ein heimisches Arbeitsverhältnis sank die Steuer- und Abgabenlast zwischen 2000 und 2023 lediglich um 0,1 Prozent. Eine Reduktion, die zudem um 1,3 Prozent geringer ausfiel als der OECD-Durchschnitt. „Der Vergleich zeigt deutlich, dass wir rasch handeln und die Belastungen reduzieren müssen. Zur Absicherung des Wirtschaftsstandorts ist eine Entlastung des Faktors Arbeit unverzichtbar. Die Politik ist daher gefordert, durch eine rasche und gezielte Reduktion der Sozialversicherungsbeiträge sowie der Lohnnebenkosten die Wettbewerbsfähigkeit sicherzustellen und die Zusatzbelastungen zu entschärfen“, so WKOÖ-Präsidentin Doris Hummer. 

Eine große Herausforderung ist der weiterhin in einigen Branchen noch immer spürbare Fach- und Arbeitskräftemangel. Aufgrund der demografischen Entwicklung wird sich dieser noch verstärken. Wenn Österreich seinen Wohlstand erhalten will, ist es notwendig, das bestehende Arbeitskräfteangebot bestmöglich zu nutzen. Gegenwärtig sind insbesondere die mittleren Einkommen im Fokus der Besteuerung. Um dem Leistungsgedanken Rechnung zu tragen, ist insbesondere für mittlere Einkommensbezieher die Steuerkurve weiter abzuflachen. Dazu sind die Lohn- und Einkommensteuersätze gezielt zu senken. 

WKOÖ-Präsidentin Doris Hummer:
Den Rucksack erleichtern

„Ich fordere dringend eine Entlastung für unsere Betriebe, denn der Rucksack, der auf unseren Schultern lastet, ist längst zu schwer geworden.“

Die hohe Steuer- und Abgabenbelastung auf Arbeit ist eine massive Leistungsbremse. Dies zeigt auch der Umstand, dass Österreich nach den Niederlanden den zweithöchsten Anteil an Teilzeitbeschäftigten in der EU hat. Ebenso wird die Wettbewerbsfähigkeit durch einen toxischen Belastungsmix, insbesondere durch hohe Arbeitskosten, negativ beeinflusst. Vor diesem Hintergrund fordere ich dringend eine Entlastung für unsere Betriebe, denn der Rucksack, der auf unseren Schultern lastet, ist längst zu schwer geworden. 

Auch wenn wir aktuell eine Phase von steigender Arbeitslosigkeit sehen, ist mittelfristig genau das Gegenteil unser Problem. Wir haben neben der schwindenden Bereitschaft, Vollzeit zu arbeiten, auch ein üppiges Sozialsystem, dass Arbeit unattraktiv macht. Die Beispiele aus Wien müssen uns allen zu denken geben. Ein Sozialsystem muss treffsicher sein und soll jenen helfen, die es wirklich brauchen. Ich habe aber den Eindruck, dass unser Sozialsystem als Einkommensmaximierungssystem ohne Gegenleistung missbraucht werden kann. Und wir sehen zu! 

Unattraktiv ist es scheinbar auch, bis zum gesetzlichen Pensionsantrittsalter oder darüber hinaus zu arbeiten. Das Einzige, was hier zu tun wäre, ist eine massive Steuerbefreiung und Lohnnebenkostenbefreiung, wenn freiwillig länger gearbeitet wird. Damit würden wir wichtige und wertvolle Mitarbeiter länger halten können, denn viele wünschen sich eine Übergangsphase mit weniger Stunden. Das heißt alle, die bis zum gesetzlichen Pensionsantrittsalter arbeiten, haben dann die Möglichkeit, Brutto für Netto zu arbeiten. Ein System, von dem alle etwas hätten!

Neben der skizzierten Leistungsbremse in unserer Gesellschaft sind wir aktuell auf Grund der inflationsbedingten Lohnentwicklungen der letzten Jahre mit einem massiven Verlust der Wettbewerbsfähigkeit konfrontiert. Dafür gibt es aber eine schnelle und auch umsetzbare Lösung: Lohnnebenkosten senken! Unsere Vorschläge dafür liegen auf dem Tisch und wir werden als Interessenvertretung der Wirtschaft alles dafür tun, dass diese in einem nächsten Regierungsprogramm auch umgesetzt werden. 

Dann müssen wir nur noch das Bürokratiemonster zähmen und wir sind wieder auf einem Erfolgsweg für unseren Wirtschaftsstandort. Ein Standort der Leistung belohnt und jenen hilft, die es wirklich brauchen. Wo wir alle Herausforderungen rund um die Demographie, Ökologisierung und Digitalisierung unserer Wirtschaft gemeinsam erfolgreich bewältigen!  

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