OÖ. Verkehrswirtschaft bewegt die Zukunft
Spartenobmann Wolfgang Schneckenreither fordert beim Zukunftsforum der Sparte Transport und Verkehr neben Entlastung und einer funktionierenden Infrastruktur vor allem eine Begegnung auf Augenhöhe
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Die Verkehrswirtschaft ist für Oberösterreichs Wirtschaft und Gesellschaft ein entscheidender Erfolgsfaktor. Fast 6000 Betriebe mit annähernd 40.000 Mitarbeitern erbringen eine Wertschöpfung von rund 3 Mrd. Euro und garantieren 365 Tage im Jahr zuverlässige Mobilität für Personen und Güter. Die Verkehrswirtschaft kämpft jedoch mit verzerrten Ansichten und Auffassungen in der Bevölkerung und Politik. „Die Ausgangslage ist paradox. In allen anderen Bereichen der Wirtschaft wird Wachstum als tolles Signal mit Applaus bedacht. Im Verkehrswesen wird einer höheren Nachfrage hingegen von vornherein mit großer Skepsis und vorgeschobenen Bedenken begegnet“, kritisiert Wolfgang Schneckenreither, Obmann der Sparte Transport und Verkehr, die Situation beim Zukunftsforum der Sparte. Dabei ist Mobilität und der damit eingehende Verkehr kein Selbstzweck, sondern Mittel zum Zweck – das vergisst die Mehrheit in dieser hitzig-emotionalen und vor allem ideologiegeladenen Debatte aber gerne.
Fach- und Zukunftskompetenz der Verkehrswirtschaft
„Die Öffentlichkeit – einschließlich der Politik – negiert zu oft unsere Kompetenz, die Herausforderungen in unseren eigenen Branchen zu meistern. Doch wer, wenn nicht wir, sind die Fachexperten in Transport und Verkehr? Wir, die tagtäglich mit diesen Fragen konfrontiert sind“, ärgert sich Schneckenreither über einen als unüberwindbar kolportierten Zielkonflikt zwischen Klimaschutz und Mobilitätsentwicklung, den viele Mobilitätsgegner heraufbeschwören wollen.
Die oö. Verkehrswirtschaft ist sich auch ohne Bevormundung der Herausforderung bewusst, ihren Mobilitätsauftrag sowie Klimaschutz und Nachhaltigkeit unter einen Hut zu bringen. Dekarbonisierung und der Einsatz alternativer Antriebstechnologien stehen auf der Prioritätenliste ganz oben. „Wichtig ist, in dieser Sache technologieoffen zu agieren. Elektromobilität ist zwar derzeit schon weit fortgeschritten und spielt eine wichtige Rolle, aber das ,Only-Elektro-Dogma‘ unserer noch amtierenden Klimaministerin ist nicht nur kurzsichtig, sondern angesichts knapper Stromressourcen auch in der Sache kontraproduktiv. Nur eine große technologieneutrale Offensive kann den gewünschten Erfolg in diesem Bereich bringen. Wasserstoff, Biokraftstoffe, grünes LNG sowie synthetische Kraftstoffe – wir müssen alle Optionen nützen“, erklärt Schneckenreither.
Passende Grundinfrastruktur ist die Basis
Die Voraussetzung für eine verlässliche Mobilität ist vor allem auch eine leistungsstarke Infrastruktur für alle Verkehrsträger. Die Errichtung und der Erhalt regionaler sowie internationaler Straßen- und Schienenverbindungen müssen unter dem Motto „So wenig wie möglich, aber so viel wie nötig“ forciert werden. Das Fluglinienangebot ab Linz sowie die Schiffbarkeit auf der Donau bieten noch Luft nach oben. „Zwischen den Verkehrsträgern darf es aber kein ‚entweder oder‘, sondern nur ein ,sowohl als auch‘ geben. Erst die Palette an Systemvorteilen der jeweiligen Angebote ermöglicht einen optimalen Verkehrsträger-Mix“, ist der Spartenobmann überzeugt.
Mobilität als Grundbedürfnis braucht Entlastung
„Um auch in Zukunft eine lückenlose, individuelle Mobilitätsversorgung sowie verlässlich funktionierende Lieferketten garantieren zu können, muss es unbedingt zu einer Entlastung bei verkehrsspezifischen Steuern und Abgaben kommen. Mobilität ist ein Grundbedürfnis der Menschen und darf in Bezug auf Abgaben nicht als ‚Melkkuh‘ missbraucht werden. Entlastung ist auch beim Reizthema Bürokratie dringend nötig. Wir evaluieren und regulieren uns zu Tode – das kostet wertvolle Zeit, die uns für eigentliche unternehmerische Tätigkeiten fehlt“, sagt Schneckenreither. Mobilität braucht letztlich auch Kapitäne. Diese sind jedoch bereits jetzt knapp und werden immer noch rarer – die demografische Entwicklung schlägt hier in vollem Ausmaß zu. Die Anerkennung des Lenkerberufs als Mangelberuf muss in diesem Zusammenhang endlich durchgesetzt werden.
Diese Forderungen als dringlich an eine zukünftige Bundesregierung zu adressieren, wurde von den Teilnehmern beim Zukunftsforum im Rahmen eines Online-Live-Votings bestätigt. Die nächste Regierung ist gut beraten, der Verkehrswirtschaft auf Augenhöhe zu begegnen und deren Anliegen Beachtung zu schenken. „Ich wünsche mir, dass meinen Branchenkollegen jene Wertschätzung widerfährt, die sie für ihre systemrelevanten Tätigkeiten verdienen. Denn ohne Transport und Verkehr läuft gar nichts. Und all jene, die das nicht glauben wollen, sollen sich die Welt auch nur einen Tag ohne Mobilität vorstellen“, appelliert Schneckenreither abschließend.