Mehr Nachhaltigkeit, weniger Bürokratie
Unternehmensvertreter befürworten den EU-Kurs in Richtung mehr Nachhaltigkeit, überbordende Bürokratie lehnen sie aber ab.
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Um die ehrgeizigen Nachhaltigkeitsziele zu erreichen, hat die Europäische Kommission in der vergangenen Legislaturperiode im Rahmen des „Green Deals“ eine beispiellose Menge an Rechtsvorschriften verabschiedet. WKOÖ-Präsidentin Doris Hummer lehnt dieses Ausmaß an Bürokratie ab und hofft nun auf eine Kehrtwende nach jüngsten Ankündigungen aus Brüssel, dass die Berichtspflichten um 25 Prozent reduziert werden sollen. „Klimaschutz ja, Bürokratie nein. Wir müssen die Klimawende mit Hausverstand angehen. Die ehrgeizigen Ziele der EU dürfen unseren Wirtschaftsstandort nicht gefährden. Es ist daher entscheidend, dass wir jetzt die richtigen Weichen stellen, um die Herausforderungen Dekarbonisierung der Wirtschaft und Umbau der Energieinfrastruktur zu bewältigen. Wir müssen Investitionen in nachhaltige Projekte und erneuerbare Energien vereinfachen, statt neue Hürden aufzubauen.“
„Vor Herausforderungen stehen nicht nur große Unternehmen, die ab 2025 berichtspflichtig sind, sondern auch KMU als Teil der Lieferkette. Daraus können sich auch Chancen ergeben, denn ein einheitlicher Standard für die Nachhaltigkeitsberichterstattung bringt EU-intern Klarheit und einen fairen Wettbewerb“, erklärt Manuela Kiesenhofer, Sprecherin der CSR Experts Group der WKOÖ. Die Fachgruppe der chemischen Gewerbe befasst sich bereits mit dem Thema ESG. „Um eine nachhaltigere Ausrichtung zu erreichen, ermitteln wir derzeit Referenzwerte für den CO₂-Fußabdruck pro m² gereinigter Fläche. Dadurch erhalten wir einen Überblick über den aktuellen Status und können gezielt Maßnahmen zur ökologischen Verbesserung planen“, sagt Landesinnungsmeisterin Ursula Krepp. „Die Vorschriften des Green Deals müssen praxisnah gestaltet werden und dürfen vor allem KMU nicht überfordern. Die WKOÖ unterstützt unsere KMU dabei.“
Für die WKOÖ gelten bei der Umsetzung des Green Deals die drei Prämissen:
Wirkungsorientierung: Mit der Einsparung einer Tonne CO2 werden die Klimaziele schneller erreicht als mit einer zusätzlichen Berichterstattungspflicht oder einer Zielverschärfung. Durch umfassende Unterstützungsangebote werden die Betriebe zu nachhaltigen Wirtschaften ermutigt.
Chancenorientierung: Umsetzung mit Rücksicht auf Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen und des Wirtschaftsstandorts OÖ. Nachhaltigkeit bietet eine Chance für unsere innovativen, technologieorientierten Unternehmen sowie ein enormes Potenzial für den Export von Umwelttechnologien.
Erfolgsorientierung: Nachhaltigkeit muss sich auch rechnen. Nur wenn das finanzielle Gleichgewicht hergestellt ist, kann sich eine Investition langfristig amortisieren. Investieren in ökologische Innovationen eröffnen neue Potenziale.
Um KMU zu unterstützen, bietet die WKOÖ gemeinsam mit den Fachgruppen UBIT und Ingenieurbüros im Förderprogramm ÖKO PLUS eine geförderte Nachhaltigkeitsberatung. Im ersten Schritt werden Entwicklungschancen aufgezeigt, im zweiten geht‘s ans Umsetzen.
10 Gebote der WKOÖ für nachhaltiges Wirtschaften
1. Genehmigungsverfahren für Energieinfrastruktur beschleunigen und vereinfachen
2. Bürokratieabbau: Der Ankündigung der EU-Kommission, die Berichtspflichten für Unternehmen um 25 Prozent zu senken, müssen Taten folgen.
3. Rechtliche Eingriffe und Maßnahmen müssen für die Unternehmen transparent und möglichst langfristig planbar sein.
4. Ein technologieoffener Zugang bedeutet die Chance, alle Zukunftstechnologien nutzen zu können und Einengungen auf bestimmte Lösungen zu vermeiden.
5. Potenzial im „Green-Tech“-Export ausbauen
6. Arbeitskräfte für „Green Jobs“ sensibilisieren
7. Bewusstseinsbildung für die positive Rolle der Wirtschaft
8. Unterstützung durch die öffentliche Hand
9. Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft müssen verstärkt zusammenarbeiten.
10. Ressourcenschonung und Wiederverwertung sind Voraussetzung für eine funktionierende Kreislaufwirtschaft.