Krankenstand
© Gina Sanders | stock.adobe.com

Krankenstände explodieren

Die Krankenstandstage befinden sich auf dem höchsten Niveau seit 30 Jahren. Viele Betriebe stehen aufgrund der damit verbundenen finanziellen Belastungen mit dem Rücken zur Wand.

Lesedauer: 1 Minute

Aktualisiert am 08.08.2024

Für WKOÖ-Präsidentin Doris Hummer ist aufgrund des aktuellen WIFO-Fehlzeitenreports „Feuer am Dach“. Die Zahl der Krankenstände ist enorm gestiegen. Das belastet viele Betriebe, die ohnehin mit hohen Energie- und Lohnkosten kämpfen, noch einmal zusätzlich. „Ich werde hier alle Hebel in Bewegung zu setzen, um die heimische Betriebe zu entlasten“, so Hummer. 

Die Fakten des Fehlzeitenreports sind tatsächlich besorgnis-
erregend. Mit insgesamt 56,1 Mio. Krankenstandstagen pro Jahr in Österreich und 15,4 Tagen durchschnittlicher Krankenstandsdauer (je Dienstnehmer und Jahr) befinden sich die Krankenstände auf dem höchsten Niveau seit 30 Jahren. Alleine 2023 hatten die Unternehmen Entgeltfortzahlungen in Höhe von 4,2 Mrd. Euro zu leisten. Die Krankenstände werden damit zu einer unerträglichen finanziellen Dauerlast. 

Nicht mehr zu stemmen

Es vergeht kein Tag, an dem sich nicht besorgte Mitgliedsbetriebe bei der WKOÖ melden, die diese finanzielle Belastung nicht mehr stemmen können. Mindestens 25 bezahlte Urlaubstage, 13 bezahlte Feiertage und im Durchschnitt über 15 bezahlte Krankenstandstage führen pro Mitarbeiter in Summe zu über 50 bezahlten, aber unproduktiven Tagen pro Jahr. Kombiniert mit den gesteigerten Energie- und Materialkosten geht sich das in vielen Betrieben „unter dem Strich betriebswirtschaftlich einfach nicht mehr aus“. Viele Krankenstände sind zudem auf private Freizeit- bzw. Haushaltsunfälle zurückzuführen. Dennoch muss der Betrieb, je nach Dauer des Dienstverhältnisses, den Mitarbeiter zwischen sechs und zwölf Wochen 100 Prozent seines Gehalts weiterbezahlen. Darüber hinaus besteht zusätzlich eine gesonderte Entgeltfortzahlungspflicht zwischen acht und zehn Wochen für Krankenstände nach Arbeitsunfällen. 

„Der Staat muss hier dringend eingreifen und die gesetzlichen Entgeltfortzahlungsverpflichtungen der Betriebe deutlich reduzieren. Ebenso muss die ungesunde Regelung fallen, dass bei Langzeitkrankenständen von Mitarbeitern auch noch Urlaube anfallen. Es ist nicht zu akzeptieren, dass immer die Unternehmen alleine für die enormen Fehlzeiten finanziell aufkommen müssen“, fordert Hummer eine Novelle der Entgeltfortzahlung. Als klassenkämpferisch sind ihre Forderungen jedoch nicht zu verstehen: „Vielmehr sind Arbeitgeber und Arbeitnehmer mit einer unfairen Entwicklung konfrontiert, die für beide Seiten besorgniserregend ist.“

Krankenstände
© Dachverband der Sozialversicherungsträger, WIFO-Berechnungen Anmerkung: Durch die Umstellung der Versichertenzahlen in der Krankenstandsstatistik kommt es in den betroffenen Datenreihen zwischen 1999 und 2000 zu einem geringfügigen statistischen Bruch.