Weichen jetzt in Richtung Aufschwung stellen
Spartenobmann Michael Pecherstorfer appelliert an die nächste Bundesregierung, rasch spürbare Entlastungen bei Kosten und Abgaben und wirksame Anreize für Arbeit, Konsum und Investitionen zu setzen
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Ein reales Umsatzminus von 5,4 Prozent in den ersten drei Quartalen des Vorjahres nach 5,6 Prozent im Gesamtjahr 2023, ein schwacher Geschäftsgang im 4. Quartal 2024 — 18 Prozent der Betriebe beurteilen die Geschäftslage mit „gut“, 31 Prozent mit „schlecht“ — eine geringe Konsum- und Investitionsbereitschaft, hohe Energiepreise, ein ungesunder Mix an Bürokratismen sowie stark gestiegene Arbeitskosten (Lohnnebenkosten) haben auf die Konjunkturaussichten in den über 46.000 aktiven oö. Gewerbe- und Handwerksbetrieben gedrückt. „Das oö. Gewerbe und Handwerk blickt daher mit viel Vorsicht in die Zukunft“, fasst Michael Pecherstorfer, Obmann der Sparte Gewerbe und Handwerk in der Wirtschaftskammer Oberösterreich, zusammen.
Auf der anderen Seite zeichnet sich eine leichte konjunkturelle Aufhellung ab. Pecherstorfer: „Die oö. Gewerbe- und Handwerksbetriebe sind für das laufende Quartal positiver gestimmt als noch vor einem Jahr.“ Laut Konjunkturbeobachtung der KMU Forschung Austria erwarten im 1. Quartal 10 Prozent der Betriebe ein Plus bei Umsätzen bzw. Aufträgen, 27 Prozent ein Minus. Im Vorjahreszeitraum waren nur 7 Prozent optimistisch, aber 38 Prozent pessimistisch. Positive Effekte erwartet der Spartenobmann auch vom für Mitte des Jahres avisierten Aus der KIM-Verordnung, die aufgrund strenger Finanzierungskriterien den Eigenheimbau extrem eingeschränkt hat. „Das sollte dem Konjunkturmotor Bau die dringend nötigen Auftragsimpulse verleihen“, so Pecherstorfer.
Regierung muss Hausaufgaben machen, damit wir aus der Talsohle herauskommen
Als „Optimist“ ist Pecherstorfer überzeugt, dass sich die Stimmung im Laufe dieses Jahres verbessern wird. Pecherstorfer: „Dazu muss allerdings die neue Bundesregierung ihre Hausaufgaben machen und wirtschafts- und investitionsfördernde Schritte setzen.“ Die WKOÖ hat diesbezüglich Vorschläge unterbreitet, die von der Sparte Gewerbe und Handwerk vollinhaltlich unterstützt werden. „Aus Gewerbesicht besonders wichtig ist ein Entlasten bei Steuern und Abgaben, wie die Senkung der Lohnnebenkosten über den Familienlastenausgleichsfonds oder den Arbeitslosenversicherungsbeitrag, eine Steuersenkung bei mittleren Einkünften sowie eine Entlastung der Dienstgeber bei der Entgeltfortzahlung“, so der Spartenobmann. „Auf der anderen Seite muss sich Arbeiten wieder lohnen, für Arbeitnehmer wie Arbeitgeber“, so Pecherstorfer. Als notwendig nennt er das Attraktivieren von Vollzeit gegenüber Teilzeit, das Attraktivieren der Arbeit Älterer vor und in der Pension sowie die Reduktion der Überstundenbesteuerung.
Darüber hinaus braucht es Maßnahmen gegen die Investitionszurückhaltung und Impulse für die digitale und ökologische Transformation. Pecherstorfer plädiert hier für eine „allgemeine Investitionsprämie von 7 Prozent und einer Sonderinvestitionsprämie von 14 Prozent für Digitalisierung und Ökologisierung“. Weiters auf der Agenda des Gewerbeobmannes stehen die Ausweitung des allgemeinen Investitionsfreibetrags auf 10 Mio. Euro, die Verdopplung der Fördersätze und die Erhöhung der Forschungsprämie auf 18 Prozent samt Nutzungserleichterung für KMU. Überaus positiv hat sich der im Vorjahr reaktivierte Handwerkerbonus entwickelt. Über 84.000 Anträge wurden genehmigt, 65,4 Mio. Euro wurden an Private ausgezahlt und 330 Mio. Euro an Arbeitsleistung konnten durch Handwerksbetriebe generiert werden. Angesichts dieser Erfolgsbilanz plädiert Pecherstorfer für eine Verlängerung über 2025 hinaus. „Der Handwerkerbonus macht Bauen, Sanieren und Renovieren für Private günstiger, dämmt den gewerbsmäßigen Pfusch ein, ist für den Fiskus schlechtestenfalls aufkommensneutral und für die vielen kleinen Handwerksbetriebe draußen auf dem Land ein echter Auftragsimpuls“, erinnert Pecherstorfer an einige Vorteile.
Laut KMU Forschung Austria blieb die Geschäftslage im oö. Gewerbe und Handwerk im 4. Quartal 2024 (noch) auf niedrigem Niveau. Nur 11 Prozent der Betriebe verzeichneten ein Umsatzplus (4. Quartal 2023: 17 Prozent), 36 Prozent ein Minus (4. Quartal 2023: 27 Prozent). Schwach ist nach wie vor die Auslastung in den investitionsgüternahen Branchen (u.a. Bau-, Bauhilfs- und baunahe Gewerbe, Tischler, Metalltechnik, Kunststoffverarbeiter). 46 Prozent der Betriebe könnten sofort zusätzliche Aufträge ausführen, 39 Prozent in drei Monaten.