Grünstrom für Industrie: ausreichende Mengen und wettbewerbsfähige Preise sicherstellen

Antrag der Liste OÖ Industrie an das Wirtschaftsparlament der WKOÖ am 15. November

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Aktualisiert am 15.11.2023

Österreich hat sich mit dem Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz (EAG) das Ziel gesetzt, bis 2030 den Stromverbrauch (bilanziell) aus erneuerbaren Energien zu decken. Dazu soll die jährliche Stromerzeugung aus erneuerbaren Quellen vom Jahr 2020 bis zum Jahr 2030 mengenwirksam um +27 TWh (Terawattstunden) gesteigert werden: +11 TWh aus Photovoltaik, +10 TWh aus Windkraft, +5 TWh aus Wasserkraft und +1 TWh aus Biomasse. 

Um die ausreichende Verfügbarkeit von erneuerbarem Strom für die heimische Industrie sicherzustellen, sind nicht nur Ziele, sondern vor allem Maßnahmen notwendig. Grüner Strom ist vielfach die Voraussetzung, Industrieprozesse klimaneutral zu gestalten.  

Die nationale erneuerbare Stromproduktion stagniert seit Jahren. 

Im Jahr 2022 wurden in Österreich etwa 43 TWh Strom aus Wasserkraft, Windkraft und Photovoltaik gewonnen. 2021 konnten 45 TWh erzielt werden und 2020 fast 48 TWh. Zwar wird 2023 wieder ein leichter Anstieg erwartet, doch hinkt die Produktion gerade bei Wasserkraft und Windkraft den Ausbauzielen deutlich hinterher.  

In Summe über alle erneuerbaren Energiequellen ist eine deutliche nationale Zielverfehlung 2030 zu erwarten. Trotzdem stößt das Netz schon heute an seine Grenzen, wenn der Verbrauch niedrig und die Produktion erneuerbarer Energien hoch ist. Das ist bedenklich, denn bis 2030 sollen sich die Erzeugungsspitzen von heute etwa 10 GW mehr als verdoppeln. 

Die Balance zwischen den erneuerbaren Energiequellen ist für die Kosten des Energiesystems entscheidend.  

Photovoltaik ist für viele Industriebetriebe eine attraktive Option, den Netzbezug deutlich zu reduzieren, sofern der Eigenverbrauch des PV-Stroms auf hohem Niveau gehalten werden kann. Photovoltaik erfordert bei gleicher zu erzielender Energiemenge eine deutlich höhere Anschlussleistung als Wind- oder Wasserkraft. Dieser Leistungsüberschuss im Sommer strapaziert das Netz auf allen Ebenen, während Wind- und Wasserkraft üblicherweise direkt in höhere Netzebenen einspeisen. Ein einseitiger Fokus auf Photovoltaik in Oberösterreich führt daher zu deutlich höheren Netzausbau- und Netzwartungskosten als in jenen Regionen Europas, die einen ausgewogenen Ausbaumix verfolgen.  
Windkraftanlagen erzeugen mehr als zwei Drittel ihres Ertrags im verbrauchsstarken Winterhalbjahr (PV-Anlagen nur ein Viertel). Dadurch senkt Windkraft auch den Bedarf an Elektrolyseleistung und Speicherkapazität u.a. für klimaneutralen Wasserstoff. 

Importe sind durch die Engpässe an den Grenzübergabestellen begrenzt. Sind diese Limits erreicht, stehen erneuerbare Erzeugungsanlagen im benachbarten Ausland für die heimischen Verbraucher nicht vollumfänglich zur Verfügung. Letztlich kann es in einem erneuerbaren Energiesystem europaweit zu Strommangelsituationen kommen, die im ersten Schritt zu Preissprüngen und in letzter Konsequenz zu Instabilitäten des Netzverbundes führen können. 




Erich Frommwald
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Erich Frommwald
Liste OÖ Industrie


Antrag

Die Wirtschaftskammer Oberösterreich möge über die Wirtschaftskammer Österreich dafür eintreten, dass die österreichische Bundesregierung sicherstellt, dass rasch ausreichend grüner Strom zu wettbewerbsfähigen Preisen für die heimische Industrie zur Verfügung steht. 
Dazu braucht es 

  • ausreichend Erzeugungskapazitäten aus diversifizierten erneuerbaren Quellen,
  • einen kostenoptimierten Ausbau der Stromnetze,
    ausreichend Pumpspeicherkapazität,
  • die Einbindung industrieller Speicher in das Stromsystem,
    den Abbau der Engpässe an den Grenzübergabestellen für Strom
  • ausreichende Gaskraftwerkskapazitäten und Gasspeichermöglichkeiten,
  • nationale Elektrolysekapazitäten, sowie Importmöglichkeiten für klimaneutrale Gase.

Das Bundesministerium für Klimaschutz möge den Rahmen für einen abgestimmten Ausbau der Netze, Speicher, Erzeugungsanlagen und Verbraucher schaffen, sowie Hemmnisse beim Import von Strom und klimaneutrale Gase abbauen. 

Der Antrag wurde angenommen