Gasspeicherumlage behindert Diversifizierung der Gasversorgung
Erich Frommwald: „Österreichs Gasverbraucher werden monatlich mit Millionen Euro Mehrkosten belastet“
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Klima- und Energieministerin Leonore Gewessler hat angekündigt, den Ausstieg aus russischem Gas zu forcieren. Eine Strategie ist dringend notwendig und wurde von der oö. Industrie immer wieder eingemahnt – schließlich stammten im Dezember 2023 fast 98 Prozent der heimischen Gasimporte aus Russland. Ein wesentliches Hindernis stellt aber die deutsche Gasspeicherumlage dar. Sie verteuert Importe aus dem deutschen Fernleitungsnetz – und bald könnte auch Italien eine ähnliche Umlage einführen. „Die österreichischen Diversifizierungsbemühungen werden dadurch torpediert“, analysiert Erich Frommwald, Obmann der Sparte Industrie der Wirtschaftskammer Oberösterreich, und stellt fest: „Österreichs Gasverbraucher werden monatlich mit Millionen Euro Mehrkosten belastet.“ Zusätzlich ortet er die Gefahr steigender Netzgebühren aufgrund rückläufiger Transitmengen durch Österreich.
Gasspeicherumlagen verteuern Diversifizierungsbestrebungen
In Deutschland wird seit einiger Zeit eine Gasspeicherumlage (aktuell 1,86 Euro pro Megawattstunde) eingehoben, wenn Gas aus dem Fernleitungsnetz entnommen wird. Dies gilt auch für Exporte aus Deutschland nach Österreich, die sich dadurch verteuern. Durch die umstrittene Gasspeicherumlage reicht Deutschland einen signifikanten Teil seiner Kosten für Sicherungsmaßnahmen in der Gasversorgung an seine Nachbarländer weiter. Schätzungen gehen davon aus, dass dies für die österreichischen Verbraucher Kosten von weit über 100 Millionen Euro jährlich bedeutet.
Zusätzlich plant Italien nun eine ähnliche Regelung, die damit auch Importe aus dem Süden erheblich verteuern wird. „Eine Verteuerung der Importe aus Italien und Deutschland untergräbt die Bestrebungen, aus diesen Ländern mehr Gas zu importieren“, so Spartenobmann Frommwald. „Importe aus diesen beiden Ländern bleiben auch dann wichtig, wenn Erdgas langfristig durch Wasserstoff abgelöst wird. Die Sparte Industrie der WKOÖ lehnt solche innereuropäischen Handelshemmnisse entschieden ab. Wir fordern die Bundesregierung auf, mit allen rechtlichen Mitteln gegen diese unfairen Belastungen vorzugehen.“
Sinkende Transite: Anstieg der Netzkosten?
Darüber hinaus warnt die Sparte Industrie der WKOÖ vor steigenden Netzkosten für Gasverbraucher in Österreich. Hintergrund sind die seit 2022 deutlich zurückgegangenen Transitströme von Gas durch Österreich nach Italien und Deutschland. Flossen in den Jahren 2015 bis 2021 noch etwa 400 – 460 TWh pro Jahr ins benachbarte Ausland (das entspricht etwa dem Fünffachen des heimischen Verbrauchs), reduzierte sich dieser Wert 2023 auf etwa 90 TWh. „Wenn künftig vorrangig heimische Verbraucher das groß dimensionierte Gas-Fernleitungsnetz finanzieren müssen, dann sind deutliche steigende Netzkosten absehbar“, analysiert Spartenobmann Frommwald. „Die Verantwortlichen sind aufgerufen, hier eine Neuregelung zu finden, die weitere Belastungen der heimischen Gasverbraucher verhindert.“