2030 fehlen voraussichtlich 83.460 Fachkräfte
Der demografische Wandel wird insbesondere ab 2035 zum Problem, das zeigt der neue oö. Fachkräftemonitor. Potenzial sieht man bei Frauen, qualifizierter Zuwanderung und bei der Verlängerung der Erwerbsphase.
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"Oberösterreich braucht händeringend Fachkräfte", so Wirtschaftslandesrat Markus Achleitner bei der Präsentation des neuen oö. Fachkräftemonitors. Der fortschreitende demografische Wandel führt dazu, dass der Fachkräftebedarf in Oberösterreich weiter zunimmt. Sandra Zimmermann vom WifOR Institute Darmstadt, die den Monitor gemeinsam mit Achleitner vorstellte, prognostiziert gar einen "demografischen Knall". Laut dem Monitor werden im Jahr 2030 83.460 Arbeitskräfte fehlen, da der Nachfrage von 768.540 Arbeitskräften ein Angebot von 685.080 gegenübersteht. Ein Grund dafür ist, dass die Babyboomer, also die geburtenstarken Jahrgänge von 1955 bis 1969, zwischen 2025 und 2035 in Pension gehen. Bis zum Jahr 2040 wird für unser Bundesland ein Bedarf von rund 151.000 Fachkräften erwartet.
Um diesen Bedarf zu decken braucht es ein Bündel an Maßnahmen. Besonders viel Potenzial sieht man bei Frauen, Menschen mit Migrationshintergrund und älteren Menschen. Letztere will man durch das Anheben des faktischen Pensionsalters länger in Beschäftigung halten. Mit 61,6 Jahren bei Männern und 60,9 Jahren bei Frauen weist Österreich im Vergleich mit dem EU-Schnitt (Männer: 64,4 und Frauen 63,6 Jahre) ein geringes Niveau auf. "Eine wesentliche Stellschraube wäre hier ein abgabenfreier Zuverdienst in der Regelpension", so Achleitner.
Um den Fachkräftebedarf zu decken ist man in Österreich an Personen aus Drittstaaten angewiesen. Ganze Branchen hätten es ohne Zuzug schwer – beispielsweise im Tourismus haben rund 50 Prozent der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Migrationshintergrund. Internationale Fachkräfte müssen laut Achleitner gewonnen, integriert und am Standort gehalten werden.
Ziel des Landes OÖ ist es auch, Frauen für jene Berufe zu begeistern, in denen der Frauenanteil unter 50 Prozent liegt. Ein Fokus liegt hier auf dem Erwerb und Ausbau von IT-Wissen. Ein Spezifikum bei Frauen ist das Thema Teilzeit-Arbeit: Vor allem aufgrund von Betreuungspflichten und zu wenig dementsprechenden Angebot ist die Teilzeitquote bei Frauen erhöht. Insgesamt schlummert bei den Personen die Teilzeit arbeiten – egal ob Mann oder Frau – ein beachtliches Potenzial. "Würden alle Personen, die in Oberösterreich Teilzeit arbeiten ihre Stundenanzahl um 60 Minuten erhöhen, so ergäbe das ein Potenzial von 5000 Vollzeitäquivalenten", rechnet Achleitner vor.
Eine zentrale Herausforderung ist der sogenannte "Mismatch" am Arbeitsmarkt: Die offenen Stellen passen oft nicht zu den Arbeitssuchenden. Um die Qualifizierung der Menschen in Oberösterreich zu fördern investiert das Land OÖ gemeinsam mit dem AMS OÖ und dem Sozialministeriumservice 367,15 Mio. Euro in Beschäftigungs- und Qualifizierungsmaßnahmen in unserem Bundesland.
Betriebe halten wenn möglich Personal
Erfreulich ist, dass auch wenn das Bruttoinlandsprodukt sinkt, die Beschäftigung konstant bleibt. Denn die Unternehmen bemühen sich, das bestehende Personal möglichst zu halten. Neueinstellungen werden wegen des Personalmangels immer komplizierter und aufgrund der bevorstehenden Transformation stellen Betriebe gezielt Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ein, um für die Zukunft gestärkt zu sein. Außerdem kommt im Falle, dass ein Betrieb Personal abbauen muss, häufig rasch ein Angebot von anderen Firmen, die die freiwerdenden Arbeitskräfte übernehmen möchten.
Verbesserte Aussagekraft
Der Fachkräftemonitor ist seit seiner Einführung im Jahr 2013 ein zentrales Informationstool zur Prognose des Fachkräftebedarfs und schafft damit eine wichtige Entscheidungsgrundlage für die aktive Arbeitsmarktpolitik in Oberösterreich. Mit einem kürzlich umgesetzten Update sind neben der Analyse nach Regionen und Branchen jetzt auch detaillierte Auswertungen einzelner Berufe möglich. Die Grundlage für das Arbeitsangebot bilden nun Eurostat-Daten in Kombination mit spezifischen Arbeitsmarktdaten von Statistik Austria. Der Prognosehorizont wurde bis zum Jahr 2040 erweitert.
Der Fachkräftemonitor ist ein Projekt der oberösterreichischen Standortagentur Business Upper Austria. Es wird vom Wirtschaftsressort des Landes OÖ gefördert und mit dem WifOR Institute aus Darmstadt umgesetzt. Alle Daten sind unter www.fkm-ooe.at abrufbar.