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Holz auf Rezept?

Beim Dialog Holzbau 2025 gingen Experten der Frage nach, wie sich Baustoff und Architektur auf die Gesundheit auswirken

Lesedauer: 2 Minuten

Aktualisiert am 12.02.2025

Gestern Nachmittag fand in der Kepler Hall an der JKU Linz der Dialog Holzbau statt. Im Fokus der schon traditionellen Veranstaltung von proHolz OÖ und Landesinnung Holzbau OÖ standen diesmal die Themen „Healing Architecture“ und „Gesundheitsbauten aus Holz“.
 
Hans-Peter Hutter: Die Dosis macht die Medizin
Hans-Peter Hutter, renommierter Umweltmediziner, ORF-Experte und stellvertretender Leiter der Abteilung für Umwelthygiene und Umweltmedizin an der Medizinischen Universität Wien, forscht zu den Auswirkungen von Umweltfaktoren wie Luftverschmutzung, Klimawandel, Lärm und Chemikalien auf die Gesundheit. In seinem Impulsvortrag betonte er, dass die gesundheitlichen Auswirkungen eines Raumes und seiner Architektur von zahlreichen Faktoren abhängen und nicht auf einen einzigen Aspekt reduziert werden können. Holz jedoch könne einen positiven Beitrag dazu leisten.

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© Röbl Dialog Holzbau (v.l.): Geschäftsführer Markus Hofer, Holzbauinnungsmeister Josef Frauscher, proHolz-Obmann Georg A. Starhemberg, LH-Stv. Christine Haberlander, Professor Hans-Peter Hutter, Architekt Frank Wiesemeyer

Architekt Frank Wiesemeyer: Gesundheitsbauten aus Holz
Das schwedische Architekturbüro White Arkitekter, mit 900 Mitarbeitern und 13 Büros weltweit, hat sich u.a. auf die Gestaltung von Gesundheitsbauten mit natürlichen Materialien spezialisiert. Architekt Frank Wiesemeyer präsentierte beim Dialog Holzbau aktuelle Projekte, darunter den Neubau der Medizinischen Klinik Tübingen in Holzbauweise. Das zentrale Konzept: Personal, Patienten und Besucher sollen direkten Zugang zur Natur haben. Das teilweise sichtbar belassene Baumaterial Holz schafft auch im Innenraum eine natürliche Verbindung zur Umwelt und sorgt für eine außergewöhnlich angenehme Atmosphäre. Dadurch wird der Patient beinahe zum Gast und das Krankenhaus zu einem Gesundheitsbau. Wiesemeyer wies darauf hin, dass der Blick in die Natur nachweislich die Genesung fördert. Dies ist nicht nur durch zahlreiche Studien belegt, sondern entspricht auch seinen Erfahrungen aus zahlreichen umgesetzten Bauprojekten im Gesundheitssektor.
 
Vom „kranken Haus“ zum Erholungsraum — mit Hilfe von Holz?
Lange Zeit wurden Gebäude für Gesundheitseinrichtungen rein funktional geplant, während Architektur und Raumqualität eine untergeordnete Rolle spielten. Wer kennt sie nicht die monotonen, langen Gänge unter grellem Licht und die sterilen Zimmer mit einem Hauch von Desinfektionsspray in der Luft? In den letzten Jahren hat sich dies jedoch grundlegend gewandelt. Die Frage, welchen Beitrag Holz zu einer gesundheitsfördernden Atmosphäre in Gesundheitsbauten leisten kann, wurde in einer hochkarätig besetzten Podiumsdiskussion erörtert. Oberösterreichs Gesundheitslandesrätin LH-Stv. Christine Haberlander betonte, dass eine gesunde Umgebung nicht nur für Patienten essenziell sei. Auch für die Gewinnung und Bindung von Pflegepersonal kann ein ansprechendes Umfeld eine wichtige Rolle spielen. Dominik Bammer, Allgemeinmediziner und Betreiber des Gesundheitszentrums Salvida in Kirchham (OÖ), hob die zunehmende Bedeutung von Primärversorgungszentren für die medizinische Versorgung im ländlichen Raum hervor. Die Patienten schätzen nicht nur das breite medizinische Angebot an einem Ort, sondern auch die angenehme Atmosphäre und die ansprechende Architektur des Gebäudes. Manche kommen sogar ausschließlich wegen des integrierten Cafés, dort kann ein Arztbesuch schon einmal zum Genuss werden. Dass Gesundheitsbauten in Holzbauweise nicht nur in Skandinavien oder Deutschland realisiert werden können, zeigte Christian Lagger von den Elisabethinen in Graz. Dort steht einer der größten Gesundheitsbauten aus Holz kurz vor der Fertigstellung. Das Projekt umfasst 217 Betten. Besonders beeindruckend, ein fünfgeschossiger Holzzubau mit rund 5000 m² Nutzfläche.

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© Röbl proHolz-Obmann Georg A. Starhemberg überreicht eine Handtasche aus Holz an LH-Stv. Christine Haberlander.