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Jetzt Giftzähne ziehen

„Wir müssen jetzt die Chance nutzen und der Entwaldungsverordung die Giftzähne ziehen“, sagt im OÖW-Gespräch der Obmann der Sparte Gewerbe und Handwerk, Michael Pecherstorfer. 

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Aktualisiert am 19.02.2025

„Vor allem in den letzten Jahren hat sich im EU-Regelwerk ein Wust an Überregulierungen inklusive Verwaltungsstrafen angesammelt, die jedem Unternehmen das Fürchten lehren“, so Pecherstorfer. Als unrühmliche Beispiele nennt er die Lieferkettenrichtlinie, die Nachhaltigkeitsberichterstattung CSR und die Entwaldungsverordnung. Laut KMU Forschung Austria klagen 71 Prozent der Unternehmen über die ausge­uferte Bürokratie.

„Bei der Entwaldungsverordnung hat das EU-Parlament Gott sei Dank für einen einjährigen Aufschub gestimmt. Das gibt uns die Zeit, die Verordnung dem Elchtest zu unterziehen und ihr die bürokratischen Giftzähne zu ziehen. Bürokratieabbau um ein Drittel hat nicht zuletzt auch Kommissionspräsidentin von der Leyen als Ziel ausgegeben. Da könnte man bei der Entwaldungsverordnung gleich ansetzen und ein Paradebeispiel liefern“, betont Pecherstorfer. 

Pecherstorfer ärgern besonders die ausufernden Dokumentationspflichten. „Die Entwaldungsverordung ist in dieser Form nicht durchführbar. Ich als kleiner Eferdinger Tischler, der 98 Prozent heimisches Holz verwendet, sollte exakt dokumentieren, welchen Weg ein Baumstamm genommen hat? Es ist absurd, wenn ich für jede Sessellehne die Referenznummer des verarbeiteten Holzes angeben muss. Davon hat weder der Konsument etwas noch retten wir die Wälder in den Tropen vor der Umwandlung in Agrarflächen. Wenn man überwiegend Holz aus unserem Land verarbeitet, wo mehr Wald nachwächst, als gerodet wird, wird die Vorschrift noch unverständlicher.“ Deshalb ist Pecherstorfer auch für die Zusatzklassifizierung „kein Entwaldungsrisiko“, das für Länder wie Österreich oder Deutschland gelten würde. Pecherstorfer: “Kein Entwaldungsrisiko sollte für Österreich gelten. Damit wäre die EU-Entwaldungsverordnung an die Tatsache angepasst, dass in unserem Land die Waldfläche seit den 1960er Jahren mehr wird."

"Kein Entwaldungsrisiko" sollte für Österreich gelten. Damit wäre die EU-Entwaldungsverordnung an die Tatsache angepasst, dass in unserem Land die Waldfläche seit den 1960er Jahren mehr wird.


Bei der Nachverfolgung plädiert Pecherstorfer dafür, dass für die nötige Zertifizierung der Erstimporteur sorgen soll. „Bisher war das in der EU auch üblich. Alle nachgelagerten Stufen können sich dann auf die vom ,Erstinverkehrbringer‘ erfolgte Prüfung verlassen. Warum man bei der Entwaldungsverordnung von dieser sinnvollen und effizienten Regelung abgegangen ist, bleibt ein Geheimnis“, so Pecherstorfer. Angesichts einer ohnehin schon teuren Regulierungswut – alleine dem Gewerbe und Handwerk kostet die Bürokratie 4,3 Mrd. Euro im Jahr – fordert er die Rückkehr zu sinnvollen Aufzeichnungspflichten. „Unsere KMU haben keinen Einfluss auf Produktions- und Lieferkette, werden aber mit endlosen Berichtspflichten gequält.