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Oö. Unternehmen befragt: Bedeutung von High-Speed-Internet so hoch wie nie zuvor

Die Bedeutung von High-Speed-Internet ist so hoch wie nie zuvor. Wie zufrieden die oö. Unternehmen sind und wo Handlungsbedarf ist, hat eine market-Umfrage unter 1842 oö. Betrieben erhoben. 

Lesedauer: 8 Minuten

Aktualisiert am 22.11.2023

Die WKOÖ-Sparte Information + Consulting – von Anfang an Treiber für schnelles Internet – präsentiert jetzt gemeinsam mit der Fachvertretung der Telekommunikationsunternehmen die Ergebnisse einer market-Umfrage unter 1842 oberösterreichischen Unternehmen aus allen Bezirken und Sparten. „Das Ergebnis auf den Punkt gebracht: Die Bedeutung von High-Speed-Internet ist so hoch wie nie zuvor“, so Spartenobmann Christoph Schumacher. „Die Unternehmen brauchen schnelles und vor allem auch sicheres Internet. Breitband ist der entscheidende Standortfaktor, die Versorgungsqualität schwankt stark zwischen Zentren und Randlagen bzw. Randbezirken, der wichtigste Faktor beim Internet ist die Störungsfreiheit und viele Unternehmen brauchen höhere Geschwindigkeiten. Auch die Cyber-Security ist und wird immer mehr zum kritischen Thema.“

Voraussetzungen schaffen, um jedes oö. Unternehmen ans Gigabit-Netz anzuschließen

„Unsere Unternehmen brauchen mehr Glasfaser“, bringt WKOÖ-Präsidentin Doris Hummer die Forderung der Wirtschaft auf den Punkt. „Glasfaser ist langfristig die beste Technologie, auch um andere Technologien zu stützen. Wünschenswert ist natürlich, dass allen oberösterreichischen Unternehmen, die es für die Ausübung ihrer Geschäftstätigkeit brauchen, möglicht rasch ein faires, leistbares Gigabit-Angebot gemacht wird“, richtet Doris Hummer einen Appell an alle Player, die beim Breitbandausbau mitmischen. Die übertragenen Datenvolumina steigen seit Jahren rasant, neue Anwendungen wie Homeoffice und Online-Besprechungen – durch Corona zusätzlich verstärkt –, auch Themen wie Streaming, autonomes Fahren oder das Metaverse stellen hohe Anforderungen an die Übertragungskapazitäten. Kein Wunder, dass für 9 von 10 Unternehmen (91 Prozent) Breitband ein – abgesehen von aktuell existenziellen Themen wie der Energiekrise – entscheidender Standortfaktor ist.

Wenn Unternehmen eine gute Internetanbindung beschreiben, dann sind Sicherheit, wenig Störungen und Ausfälle (Note 1,2 auf einer vierstelligen Skala, 1=sehr wichtig) für Unternehmen noch wichtiger als Geschwindigkeit (Download: 1,5 / Upload: 1,67). Auffällig ist, dass das Preis-Leistungsverhältnis (1,44) wichtiger ist als die Geschwindigkeit.  Unzufriedene Unternehmen sagen am häufigsten (56 Prozent), dass die Download-Geschwindigkeit das größte Problem ist, gefolgt von der Uploadgeschwindigkeit (51 Prozent). Für 50 Prozent ist eine fehlende Glasfaseranbindung das größte Problem. 

Immer wichtiger wird es für viele Unternehmen, dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu Hause die volle Leistungsverfügbarkeit zur Verfügung haben – Stichwort Homeoffice. „Wir brauchen daher nicht nur an den Firmenstandorten gute Anbindungen, sondern überall dort, wo Menschen arbeiten“, so Schumacher. „Eine Region oder Unternehmen, die ein Employer-Brand sein möchte, sollte sich daher die generelle Breitbandabdeckung gut ansehen.“

Lage entscheidet über Breitbandversorgungsqualität

Oberösterreich ist Flächenbundesland und vielerorts zersiedelt - anders als Tirol beispielsweise. Stadtzentren sowie Gewerbe- und Industriegebiete sind ans Gigabit-Netz meist sehr gut angebunden, dort sind auch tendenziell größere Betriebe angesiedelt. So sind rund zwei Drittel  der befragten Unternehmen in Orts- und Stadtzentren (67 Prozent) und in Gewerbe- und Industriegebieten (65 Prozent) sehr zufrieden bzw. zufrieden mit der aktuellen Internetversorgung. Die verfügbaren Geschwindigkeiten (Download, Upload) und auch die Ausfallsicherheit werden in Randlagen am schlechtesten bewertet.

Bei der Frage „Wie zufrieden sind Sie bezüglich der Internetversorgung Ihres Unternehmens generell?“ sind Unternehmen aus den Bezirken Linz-Stadt, Wels-Stadt, Vöcklabruck und Freistadt am zufriedensten, am unzufriedensten sind sie in den Bezirken Braunau, Steyr-Land und Rohrbach. 

  •  Die Zufriedenheit unter den Befragten ist von 52 auf 56 Prozent gestiegen. Rund 6 von 10 Unternehmen sind mit der Downloadgeschwindigkeit sehr zufrieden oder zufrieden.
  • Qualität und Sicherheit sind für Unternehmen am Wesentlichsten, gefolgt von Download, dann Upload.
  • Glasfaser ist Gebot der Stunde: Mit Glasfaser versorgte Unternehmen sind am zufriedensten (9 von 10). Glasfaser schneidet am besten ab, die Unternehmen wollen Glasfaser, weil es am schnellsten und auch am sichersten ist. Nur 2 von 100 Unternehmen, die Glasfaser haben, sind sehr unzufrieden.
  • Größter Handlungsbedarf besteht gernerell bei Unternehmen mit 1 bis 9 Mitarbeitern. Je größer das Unternehmen, umso höher die Zufriedenheitswerte.
  • Industrieunternehmen sind generell am zufriedensten, Betriebe aus der Tourismus- und Freizeitwirtschaft am unzufriedensten.
  • Unternehmen in Linz-Stadt und Wels-Stadt sind generell am zufriedensten.
  • Die mobile Versorgung ist im Zentralraum sehr gut, grundsätzlich gibt es gute Anbindungen in den Zentrallagen. Aber mobil versorgte Unternehmen sind tendenziell am unzufriedensten, auch weil die mobile Versorgungsqualität in den Randlagen abnimmt, aber genau Unternehmen in Randlagen oft nur mobile Versorgungsmöglichkeiten haben.
  • Grundsätzlich brauchen viele Unternehmen mehr Geschwindigkeit. 100 Mbit ist derzeit State of the Art (Up- und Download). Die Geschwindigkeit ist zwar nicht das Wichtigste, aber laut  Umfrage das größte Problem. Das Wichtigste ist die Sicherheit (Störungsfreiheit und keine Ausfälle), die Nachfrage nach Glasfaser ist hoch.

IT-Sicherheit ist ein großes Thema

Cyber–Security ist und wird immer mehr zum kritischen Thema, gerade für Unternehmen mit 10 bis 250 Mitarbeiter, die hier besonders gefordert sind. Hier werden alle Betriebe in Zukunft noch mehr gefordert werden bzw. auch Branchenspezialisten und Experten werden gefragt sein, um Gefahren abzuwenden bzw. Mehrwert zu schaffen. Spezielle Anforderungen für Unternehmen ergeben sich auch durch die Vermischung von Business und Privat z.B. bei Remote-Work. 

Unternehmen fehlt oft das nötige Wissen zum Thema Breitband

Das Breitbandthema ist zu einem großen Teil auch ein Informationsthema. Viele Unternehmerinnen und Unternehmen sind zu wenig informiert über die Angebote in der Region, über die Förderungen, über den Breitbandatlas und kennen auch die Internet-Service-Provider (ISP) und deren Angebote und die möglichen Bandbreiten nicht oder zu wenig. Auch die Zahlungsbereitschaft für mehr Bandbreite fehlt oft. 

WKOÖ präsentiert 12 Punkte für raschen Breitbandausbau

Die WKOÖ leitet aus den Ergebnissen der Umfrage 12 Handlungsempfehlungen für einen weiteren Breitbandausbau ab. Christoph Schumacher sieht das Land OÖ mit seinen Breitband-Promotoren in erster Linie gefordert, auch weil man zwischen EU-Notifizierungen, Bundesinitiativen und der Gemeindeebene agieren muss. „Mit der ersten Breitband-Milliarde wurden viele Bundesmittel – 40 Prozent der zur Verfügung stehenden Gelder – nach Oberösterreich geholt“, spricht Spartenobmann Christoph Schumacher allen Akteuren, insbesondere dem Land OÖ, großes Lob für den Einsatz in den letzten Jahren aus. „Dieser Einsatz hat den Breitbandausbau in den letzten Jahren stark vorangetrieben und es wurde von Unternehmen, die den Breitband-Ausbau umsetzen, viel Geld abgeholt und umgesetzt.“ Als nächste notwendige Schritte definiert Schumacher: 

  • Wir brauchen einen koordinierten Masterplan mit konkreten abgestimmten Meilensteilen und Umsetzungsplänen. Die Beteiligten – von den Investoren über Gmeinden, Land OÖ bis zu den Baufirmen – müssen an einen Tisch, am besten unter Federführung des Breitbandbüros, um zukünftige Vorhaben effizient und effektiv zu planen und umzusetzen.
  • Wir brauchen eine Informationsoffensive des Breitbandbüros des Landes OÖ mit Fokus auf aktuelle Förderungen und Anbieter. Dazu gehören auch die Weiterentwicklung und Bekanntmachung des Breitbandatlas und Informationen zu den Förderungen: „FTTH für KMU“ ist aktuell zu wenig bekannt, auch die „CONNECT-Förderung“ des Bundes.
  • Wir brauchen ergänzende, gezielte Förderungen. Wirtschafts-Landesrat Markus Achleitner hat heute eine Verdoppelung der Landesmittel für den Breitbandausbau im kommenden Jahr 2023 auf 41 Mio. Euro im Rahmen des Standortressorts angekündigt. Diese Mittel müssen mit möglichst großer Hebelwirkung rasch umgesetzt werden: TOP-UP Förderung weiterführen, FTTH für KMU weiterführen und eine Dynamik durch neue, smarte Förderungen aufrechterhalten. 
  • Wir brauchen Haftungen: Sicherheiten für langfristige Finanzierungen sollen bereitgestellt werden und Haftungen für den Breitbandausbau, der von Unternehmen privat finanziert wird, zur Verfügung gestellt werden. 

200 Fälle: WKO übergibt die 200 Fälle dem Breitbandbüro des Landes OÖ

Die WKOÖ greift mit Breitband-Büro 200 „Problemfälle“ auf. „Es gibt 200 Einzelfälle, die sehr unzufrieden sind, das sind rund elf Prozent der TeilnehmerInnen der Umfrage“, erklären Thomas Oberngruber, Geschäftsführer der Sparte Information + Consulting, und Robert Oberfrank von den WKOÖ-Bezirksstellen. Diese Problemfälle treten meist in Randlagen, aber in praktisch allen Bezirken auf. „Diese Fälle wurden bereits auf Bezirksebene mit Experten besprochen und werden nun vom Breitband-Büro und den Bezirksstellen abgearbeitet“, so Oberngruber und Oberfrank. Ein genereller Tipp für alle betroffenen Unternehmen ist sicherlich:  checken.

Thomas Matthey, stellvertretender Vorsitzender der oö. Telekommunikationsunternehmen, richtet sich an Akteure, die auf Bundesebene Entscheidungen zum Breitbandausbau treffen: 

  • Wir brauchen hohe Fördermittel: Oberösterreich darf bei der zweiten Breitbandmilliarde nicht durch geringere Mittelbereitstellung benachteiligt werden. „Wir haben zwar 40 Prozent bei der ersten Breitbandmilliarde geholt – das darf aber keinen Einfluss auf weitere Calls und Förderungen haben, fordert Thomas Matthey. Leistungswillige und leistungsbereite Unternehmen bzw. Bundesländer dürfen nicht bestraft werden. Weitere Ausschreibungen sind für 2023 voranzutreiben und mit längeren Vorbereitungszeiten umzusetzen.
  • Wir brauchen österreichweite Standards: Ausbau österreichweiter, einheitlicher Standards (z.B. Prozessstandards, gleiche Bedingungen bei unterschiedlichen Calls). Der Wettbewerb darf nicht bei den Standards stattfinden.
  • Wir brauchen einen guten Überblick: Der Breitbandatlas ist die wichtigste Informationsquelle in Bezug auf Anbieter und deren Technologie und Bandbreiten in der Region. Es muss daher sichergestellt sein, dass die Ankündigung eines Ausbaus mit einer zeitnahen und verbindlichen Umsetzung einhergeht. Auch die neue ZIB-Verordnung (Zentrale Informationsstelle für Breitbandversorgung) ist praxistauglich und ohne zusätzliche bürokratische Hürden für Unternehmen umzusetzen. „Wir brauchen einen guten, verbindlichen Überblick“, bringt es Matthey auf den Punkt.
  • Wir brauchen einen Fokus auf Regionen: Bei Bundesentscheidungen müssen noch viel stärker regionale Gegebenheiten berücksichtigt werden, z.B. durch den Einsatz von Landes-Gutachtern als regionale Experten in den FFG-Gremien. 

Mario Treiblmair, Vorsitzender der oö. Telekommunikationsunternehmen, nimmt auch die WKOÖ selbst in die Pflicht. 

  • Wir brauchen Allianzen: „Wir müssen und werden Allianzen und offene Netze pushen, ermutigen, inspirieren und fördern, die Chancen und Herausforderungen transparent machen und natürlich den Dialog mit dem Land OÖ bzw. dem Breitbandbüro fortsetzen, über Probleme informieren und Lösungswege aufzeigen“, so Mario Treiblmair.
  • Wir brauchen Netzwerke vor Ort: 36 Prozent der Teilnehmer möchten, dass die WKOÖ Motor und Lobbyist ist. Der Breitbandausbau ist auch ein Teil des Regionalmanagements und eine regionale Kompetenz.
  • Wir brauchen Qualifizierung: Die Ausbildung zum Glasfasertechniker im WIFI OÖ wird weitergeführt und noch stärker beworben. Wir brauchen mehr qualifizierte Personen, die die Netze der Zukunft planen, realisieren und warten.
  • Wir brauchen Aufklärung: Zum Thema Information gehört für Treiblmair auch, Mythen zu korrigieren. Einer dieser Mythen ist, dass „Docsis 3.x“-Anbindungen (ursprünglich für Kabel-TV-Netze, kein Glasfaser) nicht gigabitfähig seien. „Stimmt nicht“, stell Treiblmair klar. „Wer eine ,Docsis 3‘-Anbindung hat, der hat keine Probleme. Trotzdem brauchen wir langfristig Glasfaser, daran führt kein Weg vorbei. Dazu gehört auch, das Preisbewusstsein in der Bevölkerung heben: Jeder Häuslbauer weiß, was ein Wasseranschluss kostet. Beim Glasfaseranschluss gibt es aber oft eine verzerrte Preiswahrnehmung.“ 

Förderungen, günstige Finanzierungen, Koordination

„Wir brauchen im Jahr 2023 eine neue Dynamik durch gezielte Bundes- und Landesförderungen“, äußern Vorsitzender Mario Treiblmair und Vors.-Stv. Thomas Matthey von den oö. Telekommunikationsunternehmen die wichtigste Forderung für einen schnelleren Breitbandausbau. „Die Förderungen sind dort vorzusehen, wo eigenwirtschaftlich der Markt versagt. Wo Fördergelder eingesetzt werden, braucht es aber Ausbaustandards.“ Weitere Faktoren sind günstige langfristige Finanzierungen (oder Haftungen/Absicherungen) und niedrige Baukosten, denn Tiefbau ist teuer und hat einen wesentlichen Anteil an den Ausbaukosten. Draüber hinaus brauche es eine smarte Koordination auf Gemeinde- und Bezirksebene vor allem durch das Breitband-Büro, aber auch ein höheres Preisbewusstsein der Kunden.