Steuertag 2024: Lohnnebenkosten müssen gesenkt werden
„Steuer- und Budgetpolitik in unsicheren Zeiten“ lautete das Thema beim Steuertag 2024 der Sparte Industrie und der Abteilung Sozial- und Rechtspolitik der WKOÖ im WIFI Linz mit Finanzminister Magnus Brunner.
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Durch multiple Krisen und Herausforderungen wie Fach- und Arbeitskräftemangel, hohe Energiepreise oder hohe Lohnabschlüsse befinden sich die oberösterreichischen Betriebe in unsicheren Zeiten. Gerade in diesen Zeiten ist eine wachstumsorientierte und wettbewerbsfähige Steuer- und Budgetpolitik von entscheidender Bedeutung. Dieses Thema stand deshalb auch im Mittelpunkt des Steuertags der Sparte Industrie und der Abteilung Sozial- und Rechtspolitik der WKOÖ.
„Mit der Steuerschraube kann man beflügeln oder bremsen. Die Regierung hat in den vergangenen Wochen und Monaten bereits erste wichtige Schritte in die richtige Richtung unternommen, wobei weitere Schritte folgen müssen. Damit sich Leistung wieder lohnt, braucht es ein leistungsorientiertes Lohn- und Einkommensteuersystem. ,Mehr netto vom brutto‘ gerade für Leistungswillige ist daher das Gebot der Stunde. Zudem müssen auch die Lohnnebenkosten für Unternehmen rasch gesenkt werden, um die heimische Wirtschaft zu entlasten“, startete WKOÖ-Präsidentin Doris Hummer im voll besetzten Panoramasaal des WIFI Linz.
Entlastungskurs nun bei Lohnnebenkosten fortsetzen
„Auch nach der Abschaffung der kalten Progression, die aus steuerpolitischer Sicht ein echter Meilenstein ist, nehmen wir weiterhin einen Spitzenplatz als Hochsteuerland ein, unsere Abgabenquote gehört zu den höchsten der Welt. Von im internationalen Vergleich hohen Löhnen kommt aufgrund der hohen Abgaben zu wenig bei den Mitarbeitern an. Um den Faktor Arbeit weiter zu entlasten und den Wirtschaftsstandort Österreich zu stärken, müssen die Lohnnebenkosten weiter gesenkt werden. Anzusetzen wäre beim Arbeitslosenversicherungsbeitrag, beim Unfallversicherungsbeitrag und Familienlastenausgleichsfonds“, forderte Erich Frommwald, Obmann der Sparte Industrie.
„Es ist nicht prickelnd momentan, für uns geht es um Entlastung, nicht um Belastung. Wir verfolgen vier große Ziele: Konjunktur und Arbeitsplätze, Schaffung von Eigentum, Qualität im Wohnbau und leistbares Wohnen“, sagte Finanzminister Magnus Brunner, der seine Regierungskollegen auch zum Bürokratieabbau aufforderte.
„Aktuell steht Österreich zwar besser da als Deutschland, aber die Konjunkturlage ist nur mittelmäßig. Die Gründe für die trüben Aussichten sind unter anderen die anhaltend hohen Energiepreise, die Inflation und der Lohndruck, aber auch der Digitalisierungsrückstand. Für ein nachhaltiges Wachstum brauchen wir effizienzorientierte Steuerstrukturreformen mit der Entlastung des Faktors Arbeit zur Förderung von Innovationen, Investitionen und Beschäftigung und eine nachhaltige Ausgabendisziplin. Bezüglich Ausgaben müssen Einsparpotenziale durch effizientere Verwaltung realisiert werden und nicht produktivitätswirksame Subventionen abgebaut werden“, ist der Leiter des Instituts für Höhere Studien (IHS), Holger Bonin, überzeugt.
Erbschaftssteuer wäre Gift für den Standort
„Was wir Unternehmen vor allem brauchen, um weiter zu investieren, sind Sicherheit, die richtigen Rahmenbedingungen und Anreize. Mein dringendster Wunsch wäre die Umsetzung des angekündigten Senkungspfads bei den Lohnnebenkosten bis 2030“, so Anette Klinger, Vorsitzende der Strategiegruppe Steuern & Finanzierung der Sparte Industrie. „Die sehr hohe Steuer- und Abgabenbelastung auf Arbeit ist ein wesentlicher Leistungshemmer. Dazu kommt die Tatsache, dass eine Erhöhung der Arbeitszeit für viele steuerlich unattraktiv ist. Der Leistungsgedanke ist aber wichtig, um die Produktion aufrecht zu halten“, sagte Michael Pecherstorfer, Obmann der Sparte Gewerbe und Handwerk. „Gerade das Thema Sicherheit ist für die Planung in Unternehmen besonders wichtig, und da sind zum Beispiel Diskussionen über eine Erbschaftssteuer Gift“, schloss Erich Lehner vom Kooperationspartner Ernst & Young.