Neuseeland: Wirtschaftslage

Aktuelle Lage: Wirtschaftsbericht 

Neuseeland, mit einer Fläche von 268.000 km² und einem gemäßigten Klima, ist eher mit Österreich als mit dem größeren Nachbarn Australien vergleichbar. Das Land besteht aus zwei Haupt- und einigen kleineren Inseln, auf denen etwa 5,2 Millionen Menschen leben, wobei zwei Drittel der Bevölkerung auf der Nordinsel ansässig sind.

Die Wirtschaft ist stark dienstleistungsorientiert, mit 71,6 % der Bruttowertschöpfung, gefolgt von Industrie (22,2 %) und Land- und Forstwirtschaft (6,2 %). Neuseeland ist reich an erneuerbaren Energiequellen und produzierte 2022 74 % seines Energieverbrauchs selbst, wobei 85,9 % aus erneuerbaren Quellen stammten. Erdgas wird lokal gefördert, die Dauer der Verfügbarkeit ist jedoch ungewiss.

Die wichtigsten Handelspartner waren 2023 wiederum China, Australien, die USA, Japan, Südkorea und Singapur, wobei China sowohl der größte Exportmarkt als auch der größte Lieferant seit einigen Jahren ist. Die EU als Ganzes genommen ist der viertwichtigste Handelspartner und die zweitwichtigste Quelle für Direktinvestitionen. Australien ist größter ausländischer Investor von Neuseeland.

Im Rahmen eines international angespannten Energiemarkts (russischer Angriffskrieg auf die Ukraine, Gaza-Konflikt) und einer durch strikte Covid-Maßnahmen gebremsten Wirtschaft wuchs das BIP Neuseelands 2023 um 1,8 %, die Inflation erreichte knapp 5 %, begleitet durch eine strenge Zinspolitik der Nationalbank. Die hohen Zinsen belasteten allerdings Investitionen und Konsum, weshalb die Wachstumsprognose für 2024 niedriger ausfällt. Der wieder erstarkende Tourismus, Investitionen zur Behebung von Unwetterschäden in der Landwirtschaft und in Energieprojekte sollten jedoch die Wirtschaft ankurbeln. Die Arbeitslosigkeit war mit 4 % niedrig und die Zuwanderung erreichte einen Höchststand. Die Staatsverschuldung stieg leicht auf 32,2 % des BIP, lag aber immer noch unter dem europäischen Durchschnitt.

Besondere Entwicklung

Das bilaterale Freihandelsabkommen mit der EU tritt am 1. Mai 2024 in Kraft und wird Neuseeland einen deutlich verbesserten Zugang zum europäischen Agrar- und Lebensmittelmarkt verschaffen. Das Abkommen wird bestehende Warenzölle (u.a. auf KFZ und Bauteile, Maschinen, etc.) und Handelsbarrieren abbauen. Die EU erwartet sich eine Steigerung der Handelsbeziehung um 36 %. Der Warenhandel könnte um bis zu 47 % und der Dienstleistungshandel um 14 % zulegen.

Der Regierungswechsel durch die Parlamentswahlen im Oktober 2023 brachte einen Richtungswechsel von der links-liberalen Ardern Regierung auf die Mitte-Rechts Koalition zwischen National Party, NZ-First und ACT. Die neue Regierung will die Wirtschaft fördern und einige strenge Umweltschutzmaßnahmen zurücknehmen.

Australien bleibt für Neuseeland der wichtigste strategische Partner, und darüber hinaus hat Neuseeland Ambitionen, in die AUKUS Allianz aufgenommen zu werden. Die Volksrepublik China ist zwar der wichtigste Handelspartner, aber das Verhältnis zu der im pazifischen Raum selbstbewusst auftretenden Großmacht ist herausfordernd. Es steht hierbei noch offen, ob die Luxon Regierung eher einen kooperativen oder konfrontativen Kurs wählt.

Zu den wichtigsten Exportgütern von Neuseeland nach Österreich gehören Fleisch, elektrische Maschinen und Aluminium(-waren). Die wichtigsten Importgüter Neuseelands aus Österreich sind Maschinen und Waren aus unedlen Metallen und Kunststoff.

Neuseeland hat einen Aktienindex an dem 50 Unternehmen notiert sind. Mit starker Präsenz von Versorgungs- und Telekommunikationsunternehmen. Der Hauptaktienindex stieg um 1,24 %. Die Aussagekraft für die neuseeländische Wirtschaft ist aufgrund der geringen Unternehmenszahl beschränkt.

Wirtschaftsbeziehungen mit Österreich

Neuseeland ist aufgrund seiner geringen Einwohnerzahl (5,2 Mio.), der Entfernung und der Marktstruktur für Österreich ein konstanter, aber mit 182 Mio. Exportvolumen kein tragender Absatzmarkt (56. Rang). 2023 fielen die heimischen Exporte um 15,5 %, während die Importe aus Neuseeland um ca. 30 % zunahmen. Trotz des Rückgangs der Exporte erwirtschaftete Österreich einen Handelsüberschuss iHv 124 Mio. Euro.

Mit ca. 30 Niederlassungen, die in erster Linie Verkaufs- und Servicetätigkeiten durchführen, ist die heimische Firmenpräsenz in Neuseeland als kleinem Überseemarkt mit Ausnahme des Öl- und Gasbereichs gering. Zudem wurden in den letzten Jahren die bestehenden Strukturen immer stärker an die Niederlassungen in Australien herangeführt, um Kosten zu sparen und die Effizienz zu steigern. Die OMV sticht als Neuseelands größter Erdgasproduzent und -versorger hervor. Sie deckt 50 % des lokalen Gasbedarfs. Die Luxon-Regierung will bis Juni 2024 entscheiden, ob sie weitere Erdgas-Explorationslizenzen vergibt.

Geschäftschancen für österreichische Unternehmen

Geschäftschancen ergeben sich u.a. im Bereich von Infrastruktur und erneuerbaren Energien. Neuseeland produziert 74 % seines Energieverbrauchs selbst, davon 86 % aus Erneuerbaren, und plant weitere Investitionen. Potenzial besteht für österreichisches Know-how vor allem bei Anlagen zur Bereitstellung von Prozesswärme aus erneuerbaren Energien (z. B. thermische Solarenergie, Wärmepumpen oder Biomasseanlagen), Biokraftstoffen, E-Mobility, Photovoltaik und Green Building. Im Eisenbahnbereich sind im Rahmen des National Land Transport Fund zwischen 2024–2034 Investitionen zu erwarten.

Das ab 1. Mai 2024 geltende Freihandelsabkommen zwischen der EU und Neuseeland senkt Zölle und entfernt Markteintrittsbarrieren.

Statistik: Länderprofil 

Einen kurzen Überblick über die wichtigsten statistischen Daten zu Wirtschaft, Politik und Gesellschaft bietet das Länderprofil Neuseeland der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA und der Stabsabteilung Statistik. 

Wichtige Wirtschafts- und Basisdaten und Informationen für eine Vielzahl weiterer Länder finden Sie auf den jeweiligen Länderseiten sowie in der Übersicht Länderprofile weltweit.

Maßgeschneiderte Informationen

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Allgemeines zu Wirtschaft, Land und Leute sowie persönliche Tipps finden Sie in unserem Länderreport Neuseeland. 

Das AußenwirtschaftsCenter Sydney berät Sie gerne, sollten Sie weitere Fragen zu Neuseeland haben.

Stand: 12.04.2024