Panoramablick auf die deutsche Hauptstadt Berlin mit Fluß
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Deutschland: Wirtschaftslage

Die wichtigsten Informationen zur deutschen Wirtschaft – zuverlässig und aus erster Hand

Lesedauer: 7 Minuten

Aktuelle Lage: Wirtschaftsbericht

Im Jahr 2023 nahm das Bruttoinlandsprodukt (BIP) in Deutschland nach vorläufigen Berechnungen des Statistischen Bundesamtes preisbereinigt um 0,3 Prozent ab. Die wirtschaftliche Entwicklung war dabei wie schon im Vorjahr wesentlich bestimmt durch die Auswirkungen der Energiepreiskrise in Verbindung mit einerausgeprägten weltwirtschaftlichen Schwäche und den zunehmend spürbaren Effekten der restriktiveren Geldpolitik. Hinzu kam ein außergewöhnlich hoher Krankenstand, der das gesamtwirtschaftliche Arbeitsvolumen dämpfte. All dies belastete die deutsche Wirtschaft anhaltender als zu Beginn des vergangenen Jahres angenommen und verzögerte die wirtschaftliche Erholung.

Für das Jahr 2024 geht die Bundesregierung in der Jahresprojektion von einem Anstieg des preisbereinigten Bruttoinlandsprodukts um 0,2 Prozent aus. Die Ausgangslage zum Jahreswechsel stellt sich ungünstiger dar als in der Herbstprojektion angenommen. Das BIP ging im 4. Quartal 2023 preis-, saison- und kalenderbereinigt um 0,3 Prozent zurück, was den Einstieg in das laufende Jahr belastet (statistischer Unterhang). Aktuelle Stimmungsindikatoren deuten noch nicht auf eine spürbare Belebung zu Jahresbeginn hin. Wachstumsimpulse dürften vor allem vom privaten Verbrauch ausgehen: Die inflationsbedingten Kaufkraftverluste der privaten Haushalte werden schrittweise überwunden und führen in Verbindung mit einer insgesamt robusten Beschäftigungssituation zu einer Belebung des privaten Konsums.

Nach der historisch schwachen Entwicklung des Welthandelsvolumens von +0,4 Prozent im Jahr 2023 rechnet die Bundesregierung für das Jahr 2024 basierend auf den Prognosen internationaler Organisationen mit einer moderaten Belebung um gut drei Prozent.

Die deutschen Absatzmärkte dürften mit der erwarteten Erholung in den europäischen Ländern mit +3,2 Prozent mit einer ähnlichen Rate expandieren. Zunächst deuten die Frühindikatoren für die deutschen Ausfuhren aber noch auf ein schwaches Winterhalbjahr hin. Die Exporterwartungen der Unternehmen verharren seit dem Sommer 2023 im negativen Bereich und haben sich seit Dezember 2023 wieder eingetrübt. Auch bei den Bestellungen aus dem Ausland ist bislang noch keine nachhaltige Trendwende zu erkennen, die Exporteure bewerten ihre Auftragsbestände aus dem Ausland zunehmend schlechter. Im Laufe des Jahres 2024 ist aber – nach Abschluss der globalen Lageranpassungen im Verarbeitenden Gewerbe – mit einer graduellen Erholung der Auslandsnachfrage nach deutschen Produkten zu rechnen. Insgesamt wird für das Jahr 2024 von einer Expansionsrate der preisbereinigten Ausfuhren von +0,6 Prozent ausgegangen.

Im Zuge der binnenwirtschaftlichen Belebung, insbesondere der anziehenden Konsumnachfrage, dürfte die Zuwachsrate der preisbereinigten Einfuhren mit +0,8 Prozent etwas darüber liegen.

Damit ist im Jahr 2024 kein rechnerischer Wachstumsimpuls vom Außenbeitrag zu erwarten.

Besondere Entwicklungen

Der deutsche Bundesrechnungshof befürchtet eine nachhaltige Unsicherheit der Energieversorgung bei wachsender Kostenbelastung. Parallel zu den Verzögerungen beim Netzausbau droht zum Ende dieses Jahrzehnts eine erhebliche Kapazitätslücke erneuerbarer sowie emissionsarmer gesicherter, steuerbarer Kraftwerksleistung. Zur Vermeidung von Versorgungsengpässen müssten dann Kohlekraftwerke weiter betrieben werden. Der angestrebte vorgezogene Kohleausstieg bis zum Jahr 2030 erscheint damit fraglich.

Mit dem Beschluss, ab 2035 keine neuen Autos mit Verbrennungsmotoren mehr zuzulassen, schien nun auch formell die grundsätzliche Umstellung des Individualverkehrs beschlossen – Andeutungen einiger Spitzenpolitiker im EU-Wahlkampf stellen dies jedoch wieder in Frage. Wie sich dies im Einzelnen auf diese deutsche Schlüsselindustrie und damit auch deren österreichische Partnerunternehmen auswirken wird, bleibt abzuwarten. Schon jetzt wird deutlich, dass Entwicklung und Produktion von E-Antrieben zu Lasten der derzeitigen Diesel-, Benzin- und auch Hybridantriebe gehen wird. Die Absatzzahlen von Elektrofahrzeugen sind dabei nach Auslaufen der hohen Förderungen eingebrochen.

In engem Zusammenhang mit den Chancen und Risiken stehen dabei die Akzeptanz der Verbraucher und die Kosten der neuen Fahrzeugtechnik. Maßgeblich wird es darauf ankommen, auch elektrisch angetriebene Fahrzeuge breiten Verbraucherschichten zugänglich zu machen, eine flächendeckende und der gewohnten Tankstellendichte vergleichbare Ladeinfrastruktur zu schaffen und eine ausreichende und bezahlbare Versorgung mit Strom auch im Verkehrssektor bereitzustellen.

Neben dem Verkehrssektor gilt die Beheizung der privaten Wohnungen als eine Hauptaufgabe bei der Energiewende. Das beschlossene Verbot neuer Heizungen auf Basis fossiler Brennstoffe ab 2024 (mit Ausnahmen und Übergangsfristen) stellt bei insgesamt fehlendem Wohnraum in Deutschland eine zusätzliche Herausforderung dar. Das von der Bundesregierung angekündigte Ziel, jährlich 400.000 Wohnungen neu zu bauen, konnte schon bisher nicht erreicht werden.

In den nächsten Jahren soll das deutsche Schienennetz kräftig ausgebaut bzw. das Straßennetz instand gesetzt/modernisiert werden: So sind in den kommenden zehn Jahren 90 Milliarden Euro für das Schienennetz vorgesehen, davon allein 10 Milliarden für die weitere Elektrifizierung der Bahn.

Wirtschaftsbeziehungen mit Österreich

Deutschland führt die Rangliste der österreichischen Handelspartner nach wie vor deutlich an. Im Gesamtjahr 2023 erreichte das bilaterale Außenhandelsvolumen einen Wert von über 122 Milliarden Euro. Insbesondere wegen der um 7,5 % gesunkenen Einfuhren (auf rund 64 Milliarden) aus Deutschland und der nur mit 0,8 % schwach gestiegenen Ausfuhren nach Deutschland verminderte sich das Außenhandelsvolumen zwischen unseren beiden Ländern jedoch um ca. 5 Mrd. Euro. 

Geschäftschancen für österreichische Unternehmen

Deutschland ist sowohl im Waren- als auch Dienstleistungsbereich der wichtigste Handelspartner Österreichs. Die Produktpalette im bilateralen Warenverkehr ist breit gefächert, fast für jedes österreichische Produkt bestehen gute Absatzchancen im Nachbarland. Das hervorragende technische Know-how zählt zu den Vorteilen österreichischer Indutrieunternehmen bzw. Zulieferbetriebe.

Die österreichische Fahrzeugindustrie profitiert von der global aufgestellten und exportorientierten deutschen Automobilindustrie. Innovative Lösungen für die Mobilität von morgen (wie z.B. im Bereich Reduzierung von CO2 Emissionen, Hybridisierung, Elektromobilität und alternative Antriebe sowie Leichtbau & neue Werkstoffe, Connectivity & Security, Digital Services, automatisiertes und autonomes Fahren, neue Mobilitätskonzepte und Flexibilisierung in der Produktion) sind gefragt in den Forschungs- und Entwicklungsbereichen der deutschen OEMs, der Systemlieferanten und Entwicklungsdienstleister.

Der österreichische Maschinenbau bzw. die österreichische Metallwarenindustrie profitieren von der starken globalen Marktpräsenz und der hohen Exportorientierung der deutschen Maschinen- und Anlagenbauer, aktuelle Themen sind smart factory, smart services, smart products, intelligente Vernetzung, künstliche Intelligenz (KI), predictive maintenance, IT-Sicherheit, Simulation, digitaler Zwilling, innovative Lösungen aus Software und IT nehmen zunehmend eine wachsende Rolle ein.

Aber auch Lösungen im Bereich Energie- und Ressourceneffizienz, Nachhaltigkeit, Klimaneutralität, CO2-Fußabdruck bzw. CO2-Bilanz spielen für die Maschinen- und Anlagenbauer in Deutschland eine wesentliche Rolle.

Im Bereich der Metalle und Metallerzeugnisse sind die Verflechtungen der beiden Ländern ebenfalls sehr stark.

Die Transformation der Industrie im Zuge der Energiewende bietet große Chancen bei Zukunftsthemen wie Energieeffizienz, green steel, sustainable production bzw. bei innovativen Lösungen wie KI, predictive maintenance und smart manufactoring. Im industriellen Bereich können österreichische Technologieunternehmen und Zulieferunternehmen ihr großes Know-how unter Beweis stellen.

Daneben ist Österreich ein Vorreiter im nachhaltigen Bauen (inkl. Zulieferungen, Holzbau, Denkmalschutz) sowie in der Digitalisierung (e-Government und Smartcity), auch hier sind Unternehmen und Fachkräfte, die ihr Wissen an die deutschen Unternehmen weitergeben oder geplante Projekte mit realisieren können, gefragt.

Für die kommenden Jahre bestehen in Deutschland vor allem in folgenden Branchen besondere Chancen für österreichische Unternehmen: Bau und Infrastruktur, Holzbau, Energiewirtschaft und Naturressourcen, Erneuerbare Energien, Wasserstoff, Neue Werkstoffe und Materialien, (Nanotechnologie, Mikrosystemtechnik, Photonik und Biotechnologie), Gesundheit und Medizintechnik, Informations- und Kommunikationstechnologie, Maschinen und Anlagenbau, Künstliche Intelligenz, Automatisierung, Metalle und Metallverarbeitung, Elektromobilität, Konsumgüter und Lifestyle, Nahrungs- und Genussmittel (insbesondere Bio), Mobilität und Logistik, Sicherheits- und Verteidigungsindustrie.

Berlin und München gehören zu den führenden Start-up Hubs in Europa. Hier werden inspirierende Kontakte geknüpft und innovative Zukunftspartnerschaften geschlossen. Auch im Kreativ- und Konsumgüterbereich bieten sich vielversprechende Chancen. 

Statistik: Länderprofil

Einen kurzen Überblick über die wichtigsten statistischen Daten zu Wirtschaft, Politik und Gesellschaft bietet das Länderprofil Deutschland der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA und der Stabsabteilung Statistik. 

Wichtige Wirtschafts- und Basisdaten und Informationen für eine Vielzahl weiterer Länder finden Sie auf den jeweiligen Länderseiten sowie in der Übersicht Länderprofile weltweit.

Podcast: Akustische Geschäftsreise in den Markt

In Podcast Folge 14 von „Austria ist überall“ geht die akustische Geschäftsreise zu unserem großen Nachbarn, nach Deutschland. Der WKÖ-Wirtschaftsdelegierte Michael Scherz meldet sich aus der Hauptstadt Berlin und spricht über die Auswirkungen der Digitalisierung und Nachhaltigkeit für den deutschen Markt, über den Start-up Hub Berlin und darüber, wovor die Deutschen Angst haben. 

Der Export-Podcast der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA führt auf akustische Geschäftsreisen in alle Welt. Die WKÖ-Wirtschaftsdelegierten sprechen über ihre Erfahrungen in ihren mehr als 70 Ländern und werfen als lokale Expertinnen und Experten einen exklusiven Blick hinter die Kulissen der Exportmärkte. Sie zeigen Geschäftschancen auf, geben praktische Tipps, informieren über Trends und Innovationen! Versehen mit einer zusätzlichen Prise an Fun Facts, Dos & Don'ts und bunten Erfolgsstories, können österreichische Unternehmen im Ausland mit diesem Know-how ganz einfach punkten, denn AUSTRIA IST ÜBERALL!

Branchen mit besonderen Chancen für österreichische Unternehmen

  • Bau und Infrastruktur
  • Holzbau
  • Energiewirtschaft und Naturressourcen
  • Erneuerbare Energien, Wasserstoff 
  • Neue Werkstoffe und Materialien
    (Nanotechnologie, Mikrosystemtechnik, Photonik und Biotechnologie)
  • Gesundheit und Medizintechnik
  • Informations- und Kommunikationstechnologie
  • Maschinen und Anlagenbau, Künstliche Intelligenz, Automatisierung
  • Metalle und Metallverarbeitung
  • Elektromobilität
  • Konsumgüter und Lifestyle
  • Nahrungs- und Genussmittel (insbesondere Bio)
  • Mobilität und Logistik
  • Sicherheits- und Verteidigungsindustrie

Maßgeschneiderte Informationen

Damit Ihre Marktbearbeitung in Deutschland problemlos abläuft, hat unser Team vor Ort Informationen zu außenhandels- und investitionsrelevanten Fach- und Branchenthemen, die Sie jederzeit beim AußenwirtschaftsCenter Berlin und AußenwirtschaftsCenter München anfordern können.

Allgemeines zu Wirtschaft, Land und Leute sowie persönliche Tipps finden Sie in unserem Länderreport Deutschland.

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Stand: 06.06.2024