Seitliche Aufnahme einer an einem Tisch sitzenden Person mit Brille, roten Lippen und heller Bluse. Vor ihr steht ein aufgeklappter Laptop, auf dem sie ihre rechte Hand hat. Ihre linke Hand ist unter ihrem Kinn
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Studie: EPU sind Unter­nehmer:innen aus Leidenschaft, aber Entlastungen nötig

Hauptmotive sind Unabhängigkeit und Selbstverwirklichung - Frauen stellen 51,2% der EPU dar

Lesedauer: 3 Minuten

06.08.2024

Die wirtschaftliche Lage bei Ein-Personen-Unternehmen (EPU) hat sich nach den fordernden Corona-Jahren wieder stabilisiert, zeigt der neu veröffentlichte Monitoringbericht der KMU Forschung Austria. Die Umsatzsituation der EPU hat sich demnach im Jahr 2023 verbessert, ein Fünftel erwirtschaftete sogar mehr als 100.000 Euro. Zwei Drittel (64%) verfügten zudem in den vergangenen 12 Monaten über mehr als zehn Kund:innen. Damit wurde fast das Hoch von 2019 (67%) erreicht.

Dennoch sind EPU weiterhin durch Kostensteigerungen insbesondere bei Energie (86% gestiegen) sowie Material und Waren (73%) gefordert.

Mariana Kühnel, stv. Generalsekretärin der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ), fordert daher: „EPU sind unverzichtbar für Österreichs Wirtschaft, denn sie können schnell, professionell und flexibel auf Veränderungen in der Wirtschaft und im Markt reagieren. Ohne sie wäre vieles in Wirtschaft und Gesellschaft nicht möglich und gerade in Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit ist ihre Flexibilität besonders wertvoll. Damit EPU ihr Potenzial voll entfalten und den Turbo zünden können, müssen ihnen unternehmerische Freiräume geschaffen werden. Es braucht steuerliche Entlastung und Entbürokratisierung für EPU, nach dem Motto ,Weniger ist mehr‘ – weniger Steuern, weniger Bürokratie, mehr Unternehmertum.“

Mehrheit fordert Entbürokratisierung und steuerliche Entlastung

Diese Anliegen gehen auch aus den Ergebnissen des EPU-Monitoringberichts hervor. Eva Heckl, Senior Researcher der KMU Forschung Austria und Leiterin des EPU-Monitorings, fasst die wichtigsten Ergebnisse zusammen: „In steuerlicher Hinsicht ist für 76% der EPU die Anhebung der GWG-Grenze auf 2.000 Euro wichtig. Im Bereich Bürokratieabbau fordern 72% die Erweiterung der USt-Kleinunternehmerregelung auf 85.000 Euro. Die Erhöhung der Kleinunternehmerpauschalierung wird von 74% unterstützt. Die Reduktion von Bürokratie durch praxistaugliche Berichtspflichten ist für weitere 74% wichtig.“

EPU leben echtes Unternehmertum aus Überzeugung

Hinter einer EPU-Gründung in Österreich stehen vor allem die Motive Unabhängigkeit (80%) und Selbstverwirklichung (76%). Auch der Wunsch nach einer flexibleren Zeiteinteilung (70%) stellt insbesondere für Frauen (51,2% der EPU, Anteil steigend) ein starkes Motiv zur Unternehmensgründung dar. Faktoren wie die Unzufriedenheit am ehemaligen Arbeitsplatz oder gar Phasen der Arbeitslosigkeit sind bei den Gründungsentscheidungen deutlich weniger bedeutsam. Das beweist: EPU sind echte Unternehmer:innen aus Überzeugung.

Länger arbeiten wird immer attraktiver

Dass Österreichs EPU unternehmerische Leidenschaft leben, zeigt sich zudem an den Einstellungen zum Thema Arbeit im Alter: Rund 40% der EPU wollen auch in der Pension selbständig tätig sein. Die Gruppe der sogenannten Silverpreneure, die neben ihrem Pensionsbezug ein Unternehmen leiten, ist auf 16% gestiegen. 2016 waren es 6%.

Nicht nur beim Thema Lebensarbeitszeit, sondern auch bei der internationalen Ausrichtung erweitern Österreichs EPU bestehende Grenzen: Jedes vierte EPU (26%) ist über Österreichs Grenzen hinaus aktiv. Ein Drittel erwirtschaftet sogar 50% seines Umsatzes im Ausland, wobei die Hauptexportländer Deutschland (77%), Schweiz (29%) und Italien (24%) sind.

Wirtschaftskammer baut ihre EPU-Leistungsportfolio weiter aus

„Österreichs rund 360.000 EPU erbringen täglich unternehmerische Höchstleistungen für den Wirtschaftsstandort und das sogar über das Pensionsalter hinaus. Dafür verdienen sie nicht nur unsere größte Anerkennung, sondern auch die bestmögliche Unterstützung“, so Mariana Kühnel.

Lukas Sprenger, Abteilungsleiter Zielgruppenmanagement der Wirtschaftskammer, ergänzt: „Die Wirtschaftskammer ist mit ihren Services und ihrer starken Stimme für die Anliegen der Unternehmen immer die erste Adresse für EPU. Für die bestmögliche Unterstützung bauen wir unser Leistungsangebot massiv aus. So wurde beispielsweise der KI-Trendguide kürzlich neu herausgebracht. Auch mit den spezifischen Lernstrecken zum Thema Künstliche Intelligenz auf der digitalen Aus- und Weiterbildungsplattform wîse up und einer eigen Webinarreihe zu Anwendungsmöglichkeiten von KI bei EPU kommt die Wirtschaftskammer dem Wunsch von 80 % der EPU nach mehr Service in diesem Themenfeld nach“.

Auf interessenspolitischer Ebene hat der Beschluss der Erhöhung der Kleinunternehmerregelung Anfang Juli im Nationalrat bewiesen, dass die Stimme der Wirtschaftskammer für EPU Wirkung zeigt. EPU müssen auch in Zukunft gezielt entlastet werden und es darf keine neuen finanziellen oder bürokratischen Auflagen geben. „Jedes EPU macht Österreich unternehmerischer und erfolgreicher und braucht daher optimale Rahmenbedingungen. Eine starke EPU-Kultur ist ein Gewinn für das ganze Land“, so die stellvertretende WKÖ-Generalsekretärin abschließend. 

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