Stadtansicht von Belgrad: Luftaufnahme der Gemeinde Palilula mit historischen und modernen Wohnhäusern, Donau und und der St. Markus Kirche. Über das Bild wurde ein weißes Austria A gelegt.
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Serbien: Wirtschaftslage

Die wichtigsten Informationen zur serbischen Wirtschaft – zuverlässig und aus erster Hand

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Aktuelle Lage: Wirtschaftsbericht

Serbien ist eine offene Volkswirtschaft und stark vom Außenhandel und der Auslandsnachfrage abhängig. So sollte es kaum verwunderlich sein, dass trotz des erfolgreichen postpandemischem Wirtschaftsjahres 2021 das Wachstum 2022 und 2023 aufgrund der verschiedenen geopolitischen Veränderungen etwas einbrach. So konnte 2021 ein Wirtschaftswachstum von 7,4 % verzeichnet werden, doch dieses schwächte sich 2022 auf 2,3 % und 2023 auf 2,5 % ab. Die Veränderungen in Westeuropa – allen voran in Deutschland – hatten spürbare Einflüsse auf das Land.

Weiterhin gehen rund 60 % der Auslandsinvestitionen am Westbalkan nach Serbien und so konnten – laut serbischer Nationalbank – 2022 Zuflüsse in Höhe von 4,4 Mrd. Euro und in den Quartalen 1-3 2023 Zuflüsse von 3,2 Mrd. Euro verzeichnet werden.

Besondere Entwicklungen

In den letzten Jahren konnte Serbien seine Vorreiterrolle in der Region zunehmend ausbauen, unter anderem durch die stärkere Bedeutung von „Open Balkan“ – früher Mini-Schengen genannt –, was eine Initiative des serbischen Präsidenten ist. Die Initiative will Handelshemmnisse verringern und den freien Personen- und Warenverkehr zwischen Serbien, Nordmazedonien und Albanien fördern. So konnte im letzten Jahr eine Angleichung der Mautsysteme in diesen Ländern und eine Öffnung der Arbeitsmärkte geschaffen werden (T4A / Toll for All).

Geopolitisch erklärt Serbien weiterhin, dass der EU-Beitritt das wichtigste außenpolitische Ziel ist, und so hat das Land in den letzten Jahren bedeutende Fortschritte bei der Umsetzung verschiedener Reformen und bei der Anpassung an EU-Standards gemacht. Jedoch wird die Konkurrenz immer stärker und präsenter. 

Wirtschaftsbeziehungen mit Österreich

Der Außenhandel konnte 2022 bereits ein Rekordhoch erreichen, dieses stieg 2023 jedoch erneut auf 1,084 Mrd. Euro. So konnte das Rekordwachstum von 2022 mit knapp 27 % 2023 zwar nicht erreicht werden, doch die Bedeutung des serbischen Marktes auf Platz 30 der wichtigsten österreichischen Exportmärkte blieb erhalten.

Der bilaterale Dienstleistungshandel hingegen fiel erneut zu Gunsten Serbiens aus, so importierte Österreich 525 Mio. Euro in Dienstleistungen, was einem Wachstum von fast 25 % entspricht.

Äußerst positiv ist auch die Stellung Österreichs als drittgrößter in Serbien Auslandsinvestor (gemessen am Investitionsvolumen seit 2000) mit einem Investitionsvolumen von 3,366 Mrd. Euro im Jahr (provisorisch lt. OeNB). In ungefähr 800 Niederlassungen arbeiten ca. 24.700 Arbeitskräfte, auch hierbei gilt die Tendenz steigend.

Geschäftschancen für österreichische Unternehmen

Unabhängig von der weiterhin großen Unsicherheit aufgrund des Krieges in der Ukraine und dessen Auswirkung auf die Wirtschaft, besteht grundsätzlich vor dem Hintergrund der Annäherung an die EU sowie der Specialized Expo 2027 ein großer Nachhol– und Modernisierungsbedarf in der Industrie und vor allem bei der dafür nötigen Infrastruktur.

Hieraus ergeben sich auch unzählige Wachstumspotenziale für österreichisches Know-How in verschiedenen Sektoren.

  1. Bausektor: 2022 wurde ein großer Rückgang von 11,8 % im Bausektor verzeichnet. Schaut man sich allerdings die Skylines der serbischen Städte und die Vielzahl der Baukräne an, fällt der Rückgang kaum auf. Mit der geplanten Novelle des Baurechts, sowie der geplanten Bauten für die Specialized Expo 2027 sollen jedenfalls die Segel für einen Aufwind in der Bauwirtschaft gesetzt werden.
  2. Tourismus: Serbien hat ein reiches kulturelles Erbe und eine vielfältige Landschaft, die es zu einem attraktiven Ziel für Touristen machen. Es gibt auch Potenzial für den Ausbau des Wellness- und Gesundheitstourismus.
  3. IT-Branche: Serbien verfügt über eine junge und gut ausgebildete Bevölkerung und hat eine aufstrebende IT-Branche. Die Regierung fördert die Digitalisierung des Landes und bietet Steuervergünstigungen und andere Anreize für Unternehmen.
  4. Landwirtschaft: Serbien hat eine bedeutende Landwirtschaftsindustrie und ist bekannt für seine Weinproduktion, Obst und Gemüse, sowie Fleischprodukte. Die Regierung bietet für die Landwirtschaft Investitionsanreize und Subventionen an.
  5. Bioprodukte: Der biologische Anbau ist ein wichtiger Wachstumsbereich in der serbischen Lebensmittelindustrie und die Nachfrage nach diesen Produkten steigt stetig. Verfügbare Arbeitskräfte und günstige Anbaubedingungen bergen großes Potenzial für diese Nische.
  6. Energiesektor: Serbien betreibt zur Stromerzeugung weiterhin viele Kohlekraftwerke. Deshalb besteht ein großes Potenzial für erneuerbare Energiequellen wie Wind und Solarenergie. Die Regierung bemüht sich auch, den Energiemarkt zu liberalisieren und ausländische Investoren anzulocken. Das von der Regierung 2023 zusammengestellte Team von Energieberatern soll helfen, das staatliche Strommonopol EPS zu reformieren und eventuell für einen Verkauf vorzubereiten (obwohl dies offiziell abgelehnt wird).
  7. Produktionsindustrie: Serbien hat eine etablierte Fertigungsindustrie mit einem Schwerpunkt auf der Automobil- und Metallindustrie. Die Regierung bietet Anreize für Unternehmen, die in Serbien produzieren und ihre Produkte hauptsächlich exportieren möchten. In den letzten Jahren haben sich vor allem viele Unternehmen angesiedelt, die im Bereich Elektrofahrzeuge tätig sind.

Statistik: Länderprofil

Einen kurzen Überblick über die wichtigsten statistischen Daten zu Wirtschaft, Politik und Gesellschaft bietet das Länderprofil Serbien der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA und der Stabsabteilung Statistik.

Wichtige Wirtschafts- und Basisdaten und Informationen für eine Vielzahl weiterer Länder finden Sie auf den jeweiligen Länderseiten sowie in der Übersicht Länderprofile weltweit.

Maßgeschneiderte Informationen

Damit Ihre Marktbearbeitung in Serbien problemlos abläuft, hat unser Team vor Ort Informationen zu außenhandels- und investitionsrelevanten Fach- und Branchenthemen, die Sie jederzeit beim AußenwirtschaftsCenter Belgrad anfordern können.

Allgemeines zu Wirtschaft, Land und Leute sowie persönliche Tipps finden Sie in unserem Länderreport Serbien

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Stand: 07.06.2024