Fünf Mitarbeiter der Firma Knapp beim Einsteigen in einen Zug. Sie halten ihre Klimatickets in der Hand.
© KNAPP/Kanizaj

Rad, Öffi oder Auto: Die vielen Wege der Firmenmobilität

Viele Wege führen nach Rom – und in die Arbeit. Immer mehr Firmen setzen auf umweltfreundliche Mobilität. Gelingen kann das auf viele Weisen.

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Aktualisiert am 07.11.2024

Ein übervoller Parkplatz: Was bei der Knapp AG in Hart bei Graz lange Zeit gang und gäbe war, gehört mittlerweile der Vergangenheit an. Doch wie ist das bei gut 3.000 Mitarbeitern möglich? Ganz einfach, heißt es vonseiten des Unternehmens. „Unsere Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen verzichten auf ihren Parkplatz und bekommen dafür das Klimaticket von der Firma bezahlt.“ Seit etwa sechs Jahren bietet Knapp diese Möglichkeit im Rahmen seines Mobilitätsprogramms „KNAPPgoesgreen“ an. Verzichteten 2018 noch 162 Angestellte freiwillig auf ihren Parkplatz, sind es heuer bereits 600. Das macht bereits 20 Prozent der Belegschaft aus. Zusätzlich hat die Firma 149 E-Ladestationen für E-Autos eingerichtet und verleiht an Beschäftigte kostengünstig E-Autos und E-Bikes. 

Ähnlich ist die Lage rund zwölf Kilometer weiter. Im Grazer Stadtgebiet Reininghaus hat das Software-Unternehmen Dynatrace im September seinen neuen Standort bezogen. Tiefgaragenplätze stelle man zwar umsonst zur Verfügung, doch nur rund zwölf Prozent der 120 Mitarbeiter machen davon Gebrauch. Stattdessen kommen etwa  74 Prozent der Beschäftigten mit Bus, Bahn oder Bim zur Arbeit. Daneben setzt man aber auch auf ein neues Modell: „Jene Angestellten, die mit Fahrrad, Scooter oder auch zu Fuß in die Arbeit kommen, erhalten von uns einmal jährlich Wertgutscheine, die sie bei österreichweiten Partnern einlösen können“, erzählt Stefan Mayer, Entwicklungsleiter am Dynatrace-Standort in Graz.

Bei einem Pendleranteil von nur zehn Prozent treten – wenig verwunderlich – viele Mitarbeiter gerne in die Pedale. Künftig könnten es aber vielleicht noch mehr werden. Nach 16 Jahren werden ab Jänner 2025 erstmals wieder die Kilometerpauschalen erhöht und auch harmonisiert. Wer mit Auto, Fahrrad oder E-Bike unterwegs ist, erhält dann pro Kilometer einheitlich 50 Cent. Fürs Zu-Fuß-Gehen gibt es künftig ab mehr als einem Kilometer 38 Cent (mehr dazu unten). 

Gutes Rad ist nicht teuer

Finanzielle Anreize machen Beschäftigten Lust aufs Umsteigen. Das wissen auch heimische Politiker. Mit dem Steuerreformgesetz kam das Leasing-Firmenradmodell 2020 nach Österreich und gewinnt seitdem immer mehr an Popularität.  Vorne mit dabei ist die Steiermark, erzählt Helmut Schleich, Geschäftsführer des Bikeleasing-Service Österreich: „Von 4.000 österreichischen Unternehmen, die unser Service nutzen, sind 1.000 in der Steiermark beheimatet und haben insgesamt 50.000 Mitarbeiter.“ Warum sich gerade in der grünen Mark so viele Firmen für das Fahrradleasing entscheiden, liege auf der Hand: „Die Steiermark ist ländlich geprägt, aber gut zugänglich. Zudem liegt hier die zweitgrößte Stadt Österreichs. Die Bedingungen, um mit dem Rad zu fahren, sind vielerorts optimal. Zudem wird die Radinfrastruktur politisch gefördert“, erklärt  Schleich.  

1.000 Firmen in der Steiermark nutzen bereits das Fahrradleasing-Modell. Von den geleasten Rädern machen mittlerweile drei Viertel E-Bikes aus.


Aber wie funktioniert das Ganze? Das Prinzip des Fahrrad-Leasings ist denkbar einfach: Der Arbeitgeber least ein Fahrrad oder E-Bike und überlässt es dem Arbeitnehmer zur dienstlichen und privaten Nutzung. Die Leasing­raten werden vom monatlichen Bruttogehalt des Arbeitnehmers abgezogen. Für den Arbeitgeber fallen keine Kosten an. Meist läuft das Leasing 48 Monate. Danach kann das Rad um den Restwert erworben oder an den Leasinganbieter zurückgegeben und ein neues Rad geleast werden.

Die Merkur Versicherung, Saubermacher oder auch Niceshops gehören zu den ersten steirischen Unternehmen, die das Leasing-Fahrrad im Betrieb eingeführt haben. Die Erfahrungen sind gut: „Das erste Job-Fahrrad haben wir bei Niceshops im Juli 2021 notiert. Aktuell haben 17 Kollegen geleaste Fahrräder. Das Dienstrad-Leasing-Modell wird sehr positiv aufgenommen. Generell sehen wir die ,grüne‘ Förderung als großen Part unserer sozio-ökologischen Verantwortung“, erklärt Daniela Almer von Niceshops. 

Niceshops Mitarbeiter mit Rädern
© Niceshops Bei Niceshops sind Fahrräder beliebt.

Immer mehr Firmen können sich für das Modell begeistern. „Allein heuer haben so viele Betriebe unser Service genutzt wie in den letzten drei Jahren davor. Geleast wird branchenunabhängig und aus unterschiedlichen Gründen“, erzählt Schleich. „Die einen wollen mit diesem Angebot Mitarbeiter binden, die anderen ihren Beschäftigten etwas Sinnvolles ermöglichen und wiederum andere Betriebe melden sich bei uns aus reiner Neugier. Egal, welche Argumente man als Unternehmen für das Leasing-Modell auch hat, letztendlich geht  es immer zuguns­ten der Mitarbeiter“, so Schleich. 

Welche Leistungen und Versicherungen zu welchem Preis im Leasing-Vertrag inkludiert sind, ist Teil der individuellen Vereinbarung. Ein verpflichtendes Schutzpaket ist jedoch immer dabei und wird, wie die monatlichen Raten, über die Gehaltsumwandlung bedient. Stets versichert sind unter anderem Diebstahl, Sturz und Unfallschäden. Doch was passiert, wenn der Mitarbeiter über längere Zeit ausfällt, eine Erwerbsunfähigkeit eintritt oder der Beschäftigte kündigt? „Wir sind uns darüber klar, dass Unternehmen keinen Fahrrad-Friedhof brauchen. In diesen Fällen können entweder der Mitarbeiter oder die Firma das Rad herauskaufen oder das Fahrrad geht an uns zurück“, erklärt Schleich. Die Praxis zeige, dass in gut 95 Prozent der Fälle die Räder um den Restwert erworben werden. Arbeitgeber dürfte das freuen: Wer mit dem Rad unterwegs ist, fällt laut VCÖ seltener krankheitsbedingt aus. Statt fünf Krankenstandstagen werden mit Rad im Schnitt nur drei pro Jahr benötigt. 


Fahrrad und Auto werden ab 2025 bei Dienstreisen gleichgestellt

Lang ist es her: Die letzte Anpassung des amtlichen Kilometergeldes für Fahrten mit dem Pkw liegt bereits 16 Jahre zurück. Nun wird erhöht und harmonisiert: Ab dem 1. Jänner 2025 beträgt das amtliche Kilometergeld, unabhängig davon, ob ein Auto, Motorrad, Fahrrad oder E-Bike benutzt wird, 50 Cent. Für Radfahrer bedeutet das ein sattes Plus: Das Kilometergeld erhöht sich um fast ein Drittel. Zudem wird die Obergrenze für dienstlich gefahrene Kilometer von 1.500 auf 3.000 pro Jahr angehoben. Das Kilometergeld für Fußwege bleibt gleich. Ab 2025 gilt es aber auf Dienstwegen ab mehr als einem Kilometer statt wie bisher auf mehr als zwei Kilometern.  

Das Kilometergeld im Überblick

FahrzeugKilometergeld aktuellKilometergeld ab 1.1.2025
Pkw und Kombi0,420,50
Motorfahrrad und Motorrad0,240,50
Mitfahrende0,050,15
Fahrrad0,380,50
E-Bike0,380,50
Zu-Fuß-Gehen0,380,38