Ein kleines Land trumpft bei der Berufs-WM groß auf
Großer Erfolg für unser WorldSkills-Team in Lyon: Zwei von sieben rot-weiß-roten Medaillen gehen in die Steiermark, eine davon sogar in Gold: Florian Gruber aus Aigen im Ennstal kürte sich zum weltbesten Fliesenleger.
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So leicht gerät bei ihm nichts aus den Fugen. Routiniert, konzentriert und unaufgeregt erledigt Florian Gruber bei WorldSkills in Lyon seine Aufgaben – und holt damit am Ende Gold bei den Fliesenlegern. Ein Coup, mit dem der Ennstaler trotz aller Exzellenz bis zum Ende nicht gerechnet hat. „Ich hatte zwar ein gutes Gefühl, aber dass es am Ende für den Titel reicht, hätte ich mir nicht gedacht. In den letzten Minuten war alles wie ein Traum: Wir standen vor der Bühne und plötzlich wurde mein Name für den ersten Platz aufgerufen – das war einfach unglaublich“, freute sich Gruber gegenüber der „Steirischen Wirtschaft“ direkt nach dem Wettbewerb.
Die französische Metropole bot dafür einen mehr als würdigen Rahmen. Rund 1.600 Jungfachkräfte aus 65 Nationen nahmen an diesem Wettbewerb der Superlative mit 250.000 Besuchern teil. Gruber war als einer von insgesamt 47 Österreichern am Start. Einer von zwölf Steirern, für die diese WM einmal mehr zum goßen Erfolg werden sollte.
Doch zurück zum Finale: Da waren das Adrenalin und die Anspannung im wahrsten Sinne des Wortes greifbar – bei den Teilnehmern, ihren Trainern und Experten sowie den rund 700 mitgereisten rot-weiß-roten Fans in der Groupama Arena, dem beeindruckenden Fußballstadion von Olympique Lyon, wo die Medaillenvergabe über die Bühne ging. Anspannung, die sich in frenetischer Jubelstimmung auflösen sollte. Sieben Medaillen, davon drei in Gold, eine in Silber und drei in Bronze, konnte das Team Austria mit nach Hause holen. Zwei davon gehen in die Steiermark, die damit einmal mehr ihren Status als Fachkraft-Supermacht unter Beweis stellen konnte.
Gruber verlängerte mit seiner Goldenen übrigens eine beeindruckende Siegesserie. Nach Platz eins bei der Berufs-WM 2022 und der EM 2023 ist es nämlich schon die dritte Goldene für die rot-weiß-roten Fliesenleger hintereinander. Dreifacher Erfolgscoach war dabei der Ennstaler Andreas Stiegler, der wie sein Gold-Schützling von Wieser Handwerk kommt. Ebenfalls über eine Medaille in Lyon durfte sich Magdalena Rath freuen. Die Grazerin, beschäftigt bei Ziviltechniker Pilz und Partner, sorgte mit ihrer Bronzenen sogar für eine rot-weiß-rote Premiere: Noch nie zuvor konnte sich ein österreichischer Teilnehmer bzw. eine Teilnehmerin im Bewerb Digital Construction über eine Stockerl-Platzierung freuen. Umso größer war danach der Jubel: „Ich habe meine Leistung gebracht und es fühlt sich großartig an, dafür eine solche Belohnung zu bekommen. Die Freude ist unbeschreiblich – auf einer Skala von eins bis 100 liegt sie bei 120! Das zeigt: Harte Arbeit zahlt sich aus“, strahlte Rath, die von Larissa Schneiderbauer gecoacht wurde.
Doch nicht nur die sieben Medaillen sorgen im rot-weiß-roten Team für Zufriedenheit. Auch darüber hinaus war das Abschneiden durch die Bank exzellent, wie 22 (!) Medallions of Excellence zeigen. Auszeichnungen für hervorragende Leistungen, die nur knapp nicht für einen Stockerlplatz gereicht haben. Aus der Steiermark haben diese Schweißer Alexander Pfleger, Koch Silvius Pink (beide aus St. Jakob im Walde) sowie das Mobile- Robotics-Team Simon Stoisser und Jan Trummer aus Wildon erhalten.
Unterm Strich belegt Österreich damit bei den WorldSkills in Lyon den sechsten Platz im Medaillenranking. „Unsere jungen Top-Fachkräfte haben einmal mehr bewiesen, dass sie mit ihren Leistungen, ihrer Kompetenz und ihrem Engagement ganz vorne dabei sind. Trotzdem darf das nicht darüber hinwegtäuschen, dass wir uns in Europa hier noch mehr anstrengen müssen“, betonte WKO-Steiermark- und SkillsAustria-Präsident Josef Herk am Ende der WM. Denn Asien gab mit China an vorderster Front – das Reich der Mitte holte 39 Goldene – eindeutig den (Medaillen-)Ton an. Umso mehr dankte Herk den Ausbildungsbetrieben im Land: „Ohne ihren Einsatz und ihr Engagment auch in wirtschaftlich herausfordernden Zeiten wären unser Erfolge bei solchen Wettbewerben nicht möglich“, so Herk. Diesem Dank schloss sich auch die hochrangige Wirtschaftsdelegation vor Ort an, allen voran WKÖ-Vizepräsidentin Carmen Goby sowie WKO-Steiermark-Vizepräsidentin Gabi Lechner und WIFI-Kurator Markus Kohlmeier. Auch die Politik war mit Wirtschaftsminister Martin Kocher und Landesrätin Barbara Eibinger-Miedl bei der WM prominent vertreten, dazu auch die Arbeiterkammer mit Präsident Josef Pesserl und Direktor Johann Scheuch.
Von Mario Lugger