Frisches Obst und Gemüse in Holzkisten auf der Ladentheke in einem Lebensmittelsupermarkt, im Hintergrund sieht man Regale
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Pulsierender F&B Sektor Singapurs: Innovationen für eine nachhaltige Zukunft

Rolle von Urban Agriculture und Agrotechnologie in der Lebensmittelversorgung 

Lesedauer: 4 Minuten

Singapur Agrarwirtschaft Urban Technologies
24.09.2024

Singapur ist nicht nur ein globales Handelszentrum, sondern auch ein pulsierendes gastronomisches Paradies. Der Food & Beverage (F&B) Sektor spielt eine entscheidende Rolle in der Wirtschaft des Stadtstaates und zeichnet sich durch seine beeindruckende Vielfalt, innovative Konzepte und eine starke Fokussierung auf Nachhaltigkeit aus.

Fast der gesamte Stadtstaat ist urbanisiert, was bedeutet, dass nur 1 % der Fläche für die Landwirtschaft zur Verfügung steht. Diese bewirtschaftete Fläche trägt lediglich 0,5 % zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) bei. Um die Lebensmittelversorgung aufrechtzuerhalten, ist Singapur nahezu vollständig von ausländischen Lebensmittelimporten abhängig. Aktuell werden 90 % des Lebensmittelbedarfs durch Importe gedeckt. Um die Abhängigkeit von importierten Lebensmitteln, insbesondere Obst und Gemüse, zu verringern, investiert der Staat in städtische Landwirtschaftsprojekte.

Staatsinitiative „30 by 30“

Ein zentrales Element dieser Bemühungen ist die Staatsinitiative „30 by 30“. Ziel dieser Initiative ist es, bis 2030 30 % der benötigten Lebensmittel lokal in Singapur zu produzieren. Dies soll nicht nur die Lebensmittelsicherheit verbessern, sondern auch die Abhängigkeit von Importen reduzieren. Um diese ehrgeizigen Ziele zu erreichen, sind grundlegende Transformationen in der Landwirtschaft erforderlich. Innovative Lösungen, die eine hohe Produktion auf begrenztem Raum ermöglichen, sind entscheidend.

Beispielsweise ermöglichen mehrstöckige LED-Farmen eine Steigerung der landwirtschaftlichen Produktion um das 10- bis 15-fache im Vergleich zu herkömmlichen Betrieben, während die Grundnutzung gleichbleibt. Darüber hinaus setzen Initiativen wie Dachlandwirtschaft und agrotechnische Farmen auf urbane Räume, um die landwirtschaftliche Produktion zu maximieren.

Um diese Umstellungen in eine High-Tech-Lebensmittelindustrie zu ermöglichen, investiert die Regierung im Rahmen des „Food Story R&D Programme“ mehr als 309 Millionen SGD (211 Millionen EUR) in die Forschung solcher Lösungen. Gleichzeitig wird stark in Werbung und Marketing lokaler Produkte investiert, um ein nachhaltiges Wachstum der singapurischen Betriebe zu fördern. Bereits 2022 wurden 28,9 % der in Singapur verbrauchten Eier (609,1 Millionen Eier), 7,6 % des Fisch- und Meeresfrüchtebedarfs (4.400 Tonnen) und 3,9 % des Blattgemüses (19.900 Tonnen) lokal produziert.

Urban Agriculture und Vertical Farming

Ein weiterer wichtiger Bestandteil der Strategie ist der Bau von Agrotechnoparks. Diese speziell für die Landwirtschaft konzipierten Gewerbeparks bieten Unternehmen eine gemeinsame, hochtechnologische Infrastruktur. In Singapur sind derzeit sechs Agrotechnoparks in Betrieb. Diese modernen Produktionsstätten konzentrieren sich auf die Erzeugung von Lebensmitteln wie Gemüse, auch wenn die Gesamtproduktion noch relativ gering ist.

Vertical Farming ist dabei eine besonders vielversprechende Methode, die in Singapur an Bedeutung gewinnt. Bei dieser Technik werden Pflanzen in mehreren vertikalen Schichten oder Ebenen angebaut, was den Platzbedarf erheblich reduziert und gleichzeitig die Produktion erhöht. Vertikale Farmsysteme nutzen oft Technologien wie LED-Beleuchtung und kontrollierte Umgebungsbedingungen, um optimale Wachstumsbedingungen zu schaffen. Durch die Nutzung von hydroponischen oder aeroponischen Systemen, bei denen die Pflanzen in Nährlösungen oder in der Luft wachsen, können die Erträge pro Quadratmeter erheblich gesteigert werden. In vielen Fällen sind Ertragssteigerungen von 10 bis 15 Mal im Vergleich zu traditionellen Anbaumethoden möglich.

Kulinarische Vielfalt und internationale Einflüsse

Die gastronomische Landschaft Singapurs ist ein Spiegelbild seiner multikulturellen Gesellschaft. Singapur ist bekannt für seine einzigartige Kombination aus malaysischen, chinesischen, indischen und westlichen Einflüssen, die zu einer dynamischen und vielfältigen F&B-Szene geführt haben.

In den berühmten Hawker-Zentren, die das Herz der singapurischen Esskultur bilden, finden sich zahlreiche Stände, die authentische Gerichte aus verschiedenen Regionen anbieten. Hier können Besucher traditionelle Köstlichkeiten wie Hainanese Chicken Rice, Laksa und Satay genießen. Diese lebhaften Märkte sind nicht nur ein Ort des Essens, sondern auch ein sozialer Treffpunkt, der die kulturelle Diversität Singapurs feiert.

Die Fusion verschiedener kulinarischer Traditionen ist ein weiteres bemerkenswertes Merkmal der singapurischen Gastronomie. Immer mehr Restaurants kombinieren Elemente unterschiedlicher Küchen, um kreative und einzigartige Gerichte zu schaffen. Ein Beispiel hierfür sind die modernen Interpretationen klassischer Gerichte, die mit saisonalen Zutaten und innovativen Kochtechniken zubereitet werden. Diese kulinarische Experimentierfreude zieht sowohl Einheimische als auch internationale Feinschmecker an und fördert den Austausch zwischen Kulturen.

Ein interessanter Trend ist die zunehmende Popularität von gesunden, nachhaltigen Speisen. Immer mehr Verbraucher legen Wert auf ernährungsbewusste Optionen, was zu einem Anstieg von Restaurants geführt hat, die frische, lokale und biologisch angebaute Zutaten verwenden.

Herausforderungen und Chancen

Trotz des beeindruckenden Wachstums steht der F&B Sektor in Singapur vor Herausforderungen wie hohen Betriebskosten und intensivem Wettbewerb, insbesondere durch internationale Marken. Diese Faktoren können insbesondere für neue Marktteilnehmer, darunter auch österreichische Unternehmen, eine Hürde darstellen. Österreichische Firmen, die in den Singapurer Markt eintreten möchten, müssen sich an die lokalen Gegebenheiten anpassen und innovative Lösungen anbieten, um sich von der Konkurrenz abzuheben.

Auf der anderen Seite eröffnen sich auch zahlreiche Chancen für österreichische Unternehmen. Die steigende Nachfrage nach hochwertigen, nachhaltigen Lebensmitteln und innovativen Technologien im F&B Sektor bietet hervorragende Möglichkeiten für Kooperationen und den Austausch von Know-how. Österreich ist bekannt für seine exzellenten Agrartechnologien und -praktiken. Durch Partnerschaften mit lokalen Produzenten und Investitionen in städtische Landwirtschaftsprojekte können österreichische Firmen nicht nur von der Initiative „30 by 30“ profitieren, sondern auch ihren eigenen Marktzugang erweitern.

Zusätzlich können österreichische Unternehmen ihre Expertise in Bereichen wie Vertical Farming und innovative Lebensmittelverarbeitung einbringen, um Singapur bei der Erreichung seiner Nachhaltigkeitsziele zu unterstützen. Durch gezielte Marketingstrategien und die Betonung der Qualität ihrer Produkte können sie sich erfolgreich im anspruchsvollen Singapurer Markt positionieren und langfristige Beziehungen zu lokalen Verbrauchern und Unternehmen aufbauen.

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