Gastgeber und Landwirt Peter Auster – am Bild mit Partnerin Katharina, Töchterchen Leonie und den Eltern Theresia und Charly – hat den Charme des uralten Bergbauernhofes mit den heutigen Komfortansprüchen der Gäste in Einklang gebracht.
© EXPA Lukas Huter

Landwirtschaft und Tourismus vereint

Der Schliederlerhof am Fuß des Großglockners ist idealer Ausgangspunkt für Wanderungen im Sommer und Skivergnügen im Winter. Peter Auster hat den uralten Bergbauernhof zur 3-Sterne-Pension ausgebaut.

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Aktualisiert am 23.05.2023

Hoch hinauf über die Kalser Glocknerstraße geht es zum Schliederlerhof, dem höchstgelegenen aktiven Bergbauernhof Osttirols, der seit langem auch als Beherbergungsbetrieb geführt wird. Peter Auster – bereits seit 15 Jahren Betriebsführer der Landwirtschaft – hat im Oktober 2019 auch die vorher von seinen Eltern und seiner Tante geführte Gäste-Pension übernommen.

„Das Anwesen ist seit 1650 nachweislich im Familienbesitz. Vermutlich noch älter ist die Grund-Bausubstanz des Schliederlerhofes, in welchem meine Großeltern schon in den 1950er- Jahren mit der Vermietung von Gästezimmern begonnen hatten. Es handelt sich um einen Holzriegelbau; nur das Untergeschoss ist gemauert. Entsprechend einfach war die Ausstattung bis zu meiner Betriebsübernahme. Ich hatte natürlich schon im Vorfeld Qualitätsverbesserungen ge-plant und mich diesbezüglich intensiv mit WK-Bezirksstellenleiter Reinhard Lobenwein und Nina Forcher vom Regionalmanagement Osttirol ausgetauscht“, erzählt der junge Unternehmer.

Charakter des Gebäudes blieb erhalten

„Die beiden konnten mich überzeugen, dass der angedachte Umbau so gestaltet werden könne, dass die 3-Sterne-Klassifizierung erreichbar sei. Ich hielt das in diesem uralten Haus zuvor für unmöglich, da zum damaligen Zeitpunkt jegliche Kategorisierung meilenweit entfernt schien.“ Schließlich fiel die Entscheidung für die Aufstockung des Gebäudes, damit dort zwei großzügige Appartements und die Privatwohnung untergebracht werden konnten, sowie für die Aufwertung der bestehenden rustikalen Gästezimmer, die Neugestaltung des Eingangsbereichs und den Einbau einer kleinen Rezeption. Für die Erschließung des neuen zweiten Obergeschosses war die Errichtung eines zusätzlichen Stiegenhauses notwendig.

„Wir haben bei der Planung und Umsetzung größten Wert darauf gelegt, den Charakter des im traditionellen Kalser Baustil errichteten Wohngebäudes zu erhalten und in den bestehenden Zimmern die teilweise alten und von den Gästen besonders geschätzten Wand- und Deckenvertäfelungen zu belassen, sie aber sorgsam zu sanieren. Die alten Balken und Holzriegel-Innenwände wurden sandgestrahlt und dadurch aufgehellt, weshalb sie nun viel besser zur Geltung kommen. Wo es notwendig war, erfolgten Ergänzungen mit Altholz bzw. mit neuen, gehackten Holzbalken. Besonders herausfordernd war der Einbau bzw. die Erneuerung der Sanitärräume, die trotz dem recht begrenzten Platzangebot nicht nur funktionell, sondern auch optisch überzeugen mussten“, berichtet der junge Gastgeber.

Hoch hinauf über die Kalser Glocknerstraße geht es zum Schliederlerhof, dem höchstgelegenen aktiven Bergbauernhof Osttirols, der seit langem auch als Beherbergungsbetrieb geführt wird.
© Schliederlehof Hoch hinauf über die Kalser Glocknerstraße geht es zum Schliederlerhof, dem höchstgelegenen aktiven Bergbauernhof Osttirols, der seit langem auch als Beherbergungsbetrieb geführt wird.


Begeisterung bei Stammgästen

„Am wichtigsten erwies sich, dass wir vor Beginn der Arbeiten, mit denen unmittelbar nach meiner Betriebsübernahme gestartet wurde, alle Handwerker zu einer gemeinsamen Besichtigung des Bestandes und zur Besprechung der Bauabläufe ins Haus geholt haben, damit sie sich schon vorweg persönlich austauschen und abstimmen konnten. Die heimischen Firmen haben dann unter der Bauleitung des örtlichen Bauunternehmers einen tollen Job gemacht.“ Bereits nach knapp 6 Monaten war alles weitgehend fertig. Tatsächlich wurden die Anstrengungen mit dem 3-Sterne-Emblem belohnt und damit auch der Zugang zu Investitionsförderungen ermöglicht. Die Corona-Lockdowns wurden noch für Ergänzungsarbeiten genutzt. „Als wir wieder aufsperren konnten, war das Haus sofort voll. Wir waren positiv überrascht, da wir mit einer längeren Anlaufzeit gerechnet hatten“, freut sich der Gastwirt. „Wir haben sehr viele Stammgäste, die uns dann auch weiterempfehlen. Sie zeigten sich begeistert von den Qualitätsverbesserungen.“

Das Gebäude sollte im Kalser Baustil erhalten bleiben.
© Schliederlehof Der Kalser Baustil sollte im Gebäude erhalten bleiben.

Trotz der abgeschiedenen Lage auf 1.735 Meter Seehöhe kann der Schliederlerhof auf Buchungsplattformen und aufwändige Werbung verzichten. „Zufriedene Gäste sind die beste Werbung“, ist auch Peters Vater Charly Auster überzeugt. Er und Peters Mutter Theresia, aber auch Partnerin Katharina, helfen überall mit, so dass sowohl der Bauernhof als auch die Pension ohne zusätzliches Personal geführt werden können.

„Die Landwirtschaft haben wir schon seit längerem auf Mutterkuhhaltung umgestellt, wodurch der Arbeitsaufwand deutlich reduziert wurde. Zum Hof gehört neben ausgedehnten Weideflächen auch eine 70 Hektar große Alm, auf der die Tiere den ganzen Sommer über die allerbeste Futterqualität vorfinden“, so Peter Auster. „Nüchtern betrachtet, brauchen wir die Einkünfte aus dem Beherbergungsbetrieb, um uns die Landwirtschaft leisten zu können. Umgekehrt ist aber die kleinstrukturierte Berglandwirtschaft für den Tourismus unverzichtbar – sowohl zum Erhalt der Kulturlandschaft wie auch für die Produktion hochwertiger Lebensmittel. Dass man bei uns die bäuerliche Arbeit und die Tiere hautnah erleben kann, schätzen übrigens nicht nur die Kinder, sondern auch unsere erwachsenen Gäste.“

Kreative Menüs und Panoramablick

Peter Auster hat nach der Ausbildung zum landwirtschaftlichen Facharbeiter an der LLA Lienz noch die Koch-Lehre im renommierten Hotel Taurerwirt in Kals erfolgreich absolviert und war schon vor der Betriebsübernahme im Familienbetrieb als Koch tätig. Seine kreativen Menüs veranlassen die meisten Gäste des Schliederlerhofes, das Halbpension-Angebot in Anspruch zu nehmen. Das Gebäudeensemble selbst mit den aufwändig gestalteten Balkonen und Fensterumrahmungen, der kleinen hölzernen Hofkapelle und einer aus dem 16. Jahrhundert stammenden beeindruckenden Kreuzigungsgruppe – die nun unter dem neuen Dachgiebel besonders gut zur Geltung kommt – üben auf die Menschen, die hier Erholung vom Alltagsstress finden, eine besondere Faszination aus.

Ebenso der Panoramablick auf die imposante Bergwelt und unberührte Naturlandschaft und das vielfältige Angebot an Outdooraktivitäten, welches die Großglockner-Gemeinde das ganze Jahr über zu bieten hat. Und schließlich ist es die Gastgeberfamilie selbst – im Vorjahr kam mit Töchterchen Leonie die dritte Generation auf den Hof – die den Gästen das Gefühl des Willkommen-Seins vermittelt.

Inzwischen wird auf dem Schliederlerhof schon wieder investiert: Raus aus dem Öl, heißt die aktuelle Devise. „Mit der Hackschnitzelheizung, auf die wir jetzt umstellen, sparen wir 8.000 Liter Heizöl jährlich. Das benötigte Holz stammt aus unserem eigenen Wald; gehackt wird es im Kalser Lager der Regionalenergie Osttirol, wo wir die jeweils benötigten Mengen abholen. Das ist ökonomischer als der Bau eines eigenen Hackgut-Bunkers“, ist Peter Auster überzeugt.

Weitere Informationen: Der Schliederlerhof