Sterfan Humml, Renée und Dominik Jenewein
© WK Tirol

Die neue Generation des Unternehmertums

Stefan Humml bringt mit seinen Kochvideos Chinesen heimische Speisen wie Gröstl näher. Renée ist Streamerin und zeigt sich ihrer Community gerne live. Beide sind Unternehmer:innen abseits des klassischen Mainstreams.

Lesedauer: 3 Minuten

Aktualisiert am 30.05.2023

Stefan Humml zog 2016 nach China und ist gelernter Koch. Über Nacht wurde er quasi zum Star. Begonnen hat seine Online-Karriere mit einem Handyvideo über Kartoffelpüree. Mit über 3,6 Millionen Klicks hat die Zubereitung für große Begeisterung gesorgt. Dann wurde ein Content nach dem anderen erstellt bis Hummls Kanäle nach einem Jahr groß genug waren, um sich finanziell unabhängig zu machen.Renée aka Veyla lebt ihren Traum als Influencerin. Die Profi-Gamerin verdient ihr Geld mit Livestreams und lässt die Zuseher somit an ihrer Realität teilhaben.

Ihr seid beide Unternehmer:innen. Welche Reaktionen erhält ihr auf euren Beruf?

Humml: Meist wird man nicht ganz ernst genommen. Viele haben einen gewissen Stereotyp im Kopf, wenn sie hören, dass man „Influencer“ ist. Die erste Frage ist fast immer: „Und wie kann man da jetzt Geld verdienen?“ Wenn man aber ins Gespräch kommt, folgt gleichmal der „Aha-Effekt“ und die Leute bekommen mehr Verständnis dafür.

Veyla: Content Creator ist gerade hier in Österreich ein relativ neuer Wirtschaftszweig. Relativ, da es eigentlich schon seit Jahren Leute gibt, die etwas in diese Richtung machen, aber nie wirklich großen Anklang bei der breiten Masse fanden. Die erste Reaktion ist meist Verwunderung, aber auch Interesse, oder auch Neugierde, da sich viele nicht vorstellen können was wirklich dahintersteckt.

Veyla beim Spielen am PC
© Charly Waffels Renée aka Veyla hat als Streamerin ihren Durchbruch auf Twitch geschafft. Heute sehen ihr dort viele Menschen zu, wenn sie zockt oder in Alltagssituationen.

Wir sehen nur die schönen Fotos auf Instagram & Co – aber was steckt da an Arbeit dahinter?

Veyla: Aktuell betreibe ich Twitch (Livestreaming Plattform), YouTube (Videoplattform), Instagram (Fotoplattform), Tiktok (Vertikale Video Plattform) und Twitter (Posting Plattform). Um diese Plattformen wachsen zu lassen, bedarf es Planung. Ich selbst streame jeden Tag zu einer festen Uhrzeit auf Twitch. Wenn ich nicht live bin, nehme ich YouTube-Videos auf. Ebenso schneide ich jeden Tag 30 Sekunden Videos aus meinen Streams raus und lade sie auf Tiktok. Für Instagram mache ich einmal die Woche ein Shooting. Nebenbei benutze ich Twitter und bleibe up to date. Jedes technische Wissen wie zum Beispiel Audio, unterwegs livestreamen, Photoediting und vieles mehr bringe ich mir selbst bei.

Humml: Gerade beim Uploaden von Videos gehört eine ganze Menge Nachbearbeitung dazu, die natürlich niemand bedenkt. Ein sechsminütiges Video kann schon mal Tage zur Vor- und Nachbearbeitung dauern. Allein mit Titeln in über 15 Sprachen.

Stefan – in China bist du ein Star und hast Millionen Follower. Ist es oft schwierig zwischen der realen und der virtuellen Welt zu wechseln?

Humml: Für mich ist das tatsächlich kein Problem. Online spielt sich alles auf Chinesisch ab, vieles davon auch in China. Real lebe ich in Tirol und spreche meist Deutsch oder Englisch. Allein das hilft für eine klare Trennung.

Veyla, du streamst für mittlerweile zig-tausend Zuseher gleichzeitig. Das war sicher nicht immer so – wie hast du durchgehalten?

Veyla: Ich habe 100.000 Follower auf Twitch, was aber nicht bedeutet, dass ich für so viele Personen gleichzeitig livestreame. Ich habe immer versucht, ein Thema zu finden, dem die Leute zuhören können, wenn sie erstmals auf meinem Kanal sind. Der Spaß daran, mich mehr auszubauen und meine Plattformen zu verbessern, hat mich jeden Tag motiviert. Vielleicht hat meine Leidenschaft meine Zuschauer angesteckt.

Stefan Humml beim Kochen
© Stefan Humml Stefan Humml ist in China ein gefeierter YoutTube-Star mit mehreren Millionen Followern.

Wie können Unternehmen aus eurer Sicht die „neuen Kanäle“ noch besser für sich nutzen?

Humml: Werbung mit Influencern kann sich zeitlich sehr lohnen, denn oft bleibt der Content jahrelang online. Zuletzt ermöglicht das Arbeiten mit Influencern auch das Werben an anderen Standorten. Eine Tiroler Marke hätte zum Beispiel mit mir einen erstklassigen Werbepartner in China. Das gilt natürlich auch für andere Influencer.

Veyla: Man kann sich selbst immer verbessern. Wie sieht das eigene Auftreten aus? Thema Header, Titelbilder, Thumbnails – am Ende des Tages wollen wir alle guten, informativen oder unterhaltenden Content genießen, in guter Qualität und perfektem Schnitt.

Was macht eure Fähigkeit für euch zum Traumberuf?

Veyla: Ich kann sein, wie ich bin und zeigen, was ich kann. Ich kann mich kreativ ausleben und meinen Alltag sowie Content so gestalten und planen, wie ich es möchte. Ich kann mit Streamer-Freunden Projekte starten und damit Menschen ein Lächeln ins Gesicht zaubern. Das ist alles, was mich glücklich macht.

Humml: Meine Arbeit ermöglicht es mir, Zeit mit Menschen zu verbringen, die mir sonst nicht über den Weg laufen würden. Im Zillertal durfte ich um 4 Uhr morgens mitfahren zum Milch abholen, in Großarl hat man mir gezeigt, wie Käse vor 400 Jahren gemacht wurde und in Brüssel durfte ich einen Mitarbeiter der EU-Kommission interviewen. Ich bin unglaublich dankbar, dass ich so viele tolle Geschichten hören darf und diese auch in meinen Videos verewigen kann.