Christian Ruetz schnitzt mit Begeisterung Pfeifen.
© WK Tirol

„Pfeifenbau hat etwas Meditatives“

Christian Ruetz aus Silz ist Pfeifenbauer aus Leidenschaft. Er ist einer der zwei Letzten seiner Art in Tirol.

Lesedauer: 2 Minuten

Aktualisiert am 23.05.2023

Die faustgroßen Holzstücke wirken auf den ersten Blick wie jedes andere Stück Holz auch. Und doch sind sie anders. Die Besonderheit des Bruyére-Holzes, so nennt man das Holz der Wurzelknolle der wild wachsenden Baumheide, welche in den felsigen Regionen entlang der Mittelmeerküste zu finden ist, verbirgt sich im Inneren. Sie wird erst sichtbar, wenn das Holz von Christian Ruetz angeschliffen wird: eine besonders enge und schöne Maserung. „Wenn ein Holzstück eine Eigenheit oder Unregelmäßigkeit in der Maserung aufweist, muss ich das unbedingt in der Pfeife sehen. Das wertet sie ungemein auf und macht sie einmalig“, so Ruetz. „An Pfeifen fasziniert mich in erster Linie die Form, die man aus einem Stück Holz herausschneidet, heraussägt, um nachher die fertige Pfeife in den Händen zu halten.“

Bis aus einem Stück Holz eine Pfeife entsteht, vergehen gerne mal sieben bis 25 Stunden, je nach Aufwand, Größe und Wunsch. Zeit, die Christian Ruetz gerne investiert, weil es auch eine beruhigende Arbeit ist: „Wenn ich an den Pfeifen schleife und sie in Form bringe, bin ich ganz bei mir. Und das ist eine wunderschöne Tätigkeit.“ Der Preis liegt je nach Pfeife zwischen 200 und 500 Euro. Das Geschäft läuft, Kunden warten derzeit rund vier Monate auf eine Pfeife.

Vom Holz zur Pfeife

Wenn Christian Ruetz das Holzstück mit einem Anschliff geprüft hat, arbeitet er mit der Säge die grobe Form so heraus, dass die natürlichen Muster im Holz senkrecht nach unten verlaufen. Er schnitzt nicht etwa die richtige Form heraus, sondern feilt und schleift. „Stundenlanges Schleifen“, lacht der Silzer. “Anschließend wird mit der Drechselbank der Rauchkanal und die Kammer für den Tabak gebohrt. Dann wird das Holz noch gefärbt und poliert, so kommt die Maserung erst richtig ans Tageslicht.“

Verschiedene Pfeifenformen werden skizziert.
© WK Tirol Christian Ruetz zeichnet die Pfeife auf einem Bruyére-Holzstück vor.

Ruetz Kunden kommen aus der ganzen Welt und sind meist Männer zwischen 20 und 55 Jahren, alle, die das Leben wieder etwas gemütlich nehmen wollen. „Es muss immer alles noch besser und noch schneller sein. Hier gibt es einige, die brauchen ein Ventil – und das ist das Pfeife rauchen. Es ist wie Meditation und entschleunigt das Leben“, ist der Pfeifenbauer überzeugt. Er selbst sitzt gerne an seinem Teich im Garten und raucht eine Pfeife. „Als Pfeifenraucher gehe ich mit mehr Leidenschaft an die Arbeit heran. Außerdem kann ich im Selbstversuch feststellen, ob eine Pfeife gut von mir gearbeitet wurde.“

Das Interesse für die besondere Holzkunst entstand aus einem Hobby heraus: „Ich und mein bes-ter Freund haben uns eine Pfeife gekauft. Danach wollte ich diese nachbauen und die Faszination hat mich nicht mehr losgelassen“, so der Jungunternehmer. Dies ist jetzt circa zehn Jahre her, und es hat ihn nicht mehr losgelassen. Sein Können sprach sich schnell herum und schon bald bot er seine Pfeifen auch auf Mittelaltermärkten und bei Händlern an. Sie verkauften sich blendend und so wuchs das Geschäft. Vor rund einem Jahr hat Ruetz seinen Beruf als Elektrotechniker an den Nagel gehängt und sich mit dem Pfeifenbau „ruetzpipes“ selbstständig gemacht. „Ich habe diese Entscheidung nie bereut.“

Zukunft

„Mein Ziel ist es natürlich, vom Pfeifenbau leben zu können. Es ist für mich der schönste Beruf der Welt und ich hätte es mir nicht besser erträumen können“, so der Silzer begeistert und fügt abschließend hinzu: „Vielleicht kommt Pfeife rauchen auch wieder mehr in die Köpfe der Tiroler. Es ist eine schöne Tradition, früher haben viele Pfeife geraucht – weil es einfach entspannt – und das sollte man eigentlich nicht vergessen.“

Weitere Informationen: www.ruetzpipes.at