Von den, im internationalen Vergleich, hohen Löhnen kommt aufgrund der hohen Abgaben in Österreich zu wenig bei den Mitarbeitern an.
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Vernunft und Augenmaß bei KV-Verhandlungen gefordert

Metalltechnische Industrie in der Rezession, Wettbewerbsfähigkeit deutlich geschwächt

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Aktualisiert am 22.09.2023

Am 25. September starten die Kollektivvertragsverhandlungen für die Metalltechnische Industrie. Aufgrund der aktuellen wirtschaftlichen Entwicklung der Branche fordert Rudolf Mark, Vorsitzender der Fachvertretung der Metalltechnische Industrie OÖ, Verhandlungen mit Vernunft und Augenmaß: „Die Metalltechnische Industrie befindet sich derzeit in einer Rezession. Mit 305 Unternehmen und insgesamt rund 40.000 hochwertigen Arbeitsplätzen liegt Oberösterreich an erster Stelle in der Bundesländerwertung und ist daher besonders betroffen. Die Produktion sinkt und die Auftragseingänge sind stark zurückgegangen.“ Der Exportanteil der oö. Industrie liegt bei über 70 %. Vor diesem Hintergrund warnt Mark weiters: „Durch die im Vergleich zu anderen Euroländern höhere Inflation in Österreich und die vergleichsweise hohen Lohnkosten verlieren wir immer mehr Aufträge auf den Weltmärkten. Besonders drastisch wirkt sich das im Vergleich mit unserem Haupthandelspartner Deutschland aus. Die österreichische Industrie verliert gerade dort massiv an Wettbewerbsfähigkeit. Deutschland hat eine deutlich geringere Inflationsrate und einen moderaten mehrjährigen Lohnabschluss. Diese schlechten Voraussetzungen nehmen uns für die kommenden Lohnverhandlungen jeglichen Spielraum.“

Rückgang der Nachfrage und Margeneinbruch in gesamter Branche spürbar
Die österreichische Metalltechnische Industrie erzielte im ersten Halbjahr 2023 einen Produktionswert von 24,8 Milliarden Euro, was einem Rückgang um 5,5 % im Vergleich zum Vorjahr (preisbereinigt) entspricht. Oberösterreich trägt hiervon ca. 31 % bei. Die Auftragseingänge gingen in diesem Zeitraum um 18 % zurück. Jedes zweite Unternehmen geht von einem Produktionsrückgang aus und fast jedes dritte Unternehmen erwartet ein negatives Ergebnis (EBIT).

Mark erklärt: „Wir stehen an einem kritischen Punkt. Die hohe Inflation kann nicht alleine von den Betrieben gestemmt werden. Wir müssen bei den KV-Verhandlungen auch berücksichtigen, dass, laut einer Berechnung der Österreichischen Nationalbank, für die Bevölkerung ein sehr großer Teil der Teuerung durch die Maßnahmen der Bundesregierung bereits abgegolten wurde. Oberste Priorität der Sozialpartner muss es sein, Arbeitsplätze zu sichern, das ist unsere Kernaufgabe. Die Unternehmen sind jedoch nicht dazu da, alleine die allgemeine Kaufkraft zu erhalten, das ist Aufgabe der Europäischen Zentralbank und der Politik. Die Sozialpartner sind hier gemeinsam gefordert, bessere Rahmenbedingungen von der Politik zu verlangen, denn der größte Nutznießer der Teuerung ist der Staat.“