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Meinungsbildung: Fähigkeit zu hinterfragen, wird immer wichtiger

Die Philosophin Lisz Hirn betont beim „Denkfrühstück“ der Fachgruppe Werbung die verantwortungsvolle Rolle der Werbe- und Kommunikationswirtschaft.

Lesedauer: 3 Minuten

Aktualisiert am 21.11.2023

Meinungen sind allgegenwärtig. Unsere Meinungen haben großen Einfluss auf unser tägliches Leben. An wen wenden wir uns, wenn wir uns entscheiden müssen, welches neue Auto oder welchen PC wir kaufen? Auf wessen Meinung vertrauen wir und warum? Und welche Rolle spielt eigentlich die Werbebranche dabei? Diese und weitere Fragen wurden beim Denkfrühstück des Netzwerks Werbung in Kooperation mit der Meisterschule für Kommunikationsdesign der HTL1 Linz gemeinsam mit der Philosophin und Autorin Lisz Hirn beleuchtet. Sie ist als Philosophin, Publizistin und Dozentin in der Jugend- und Erwachsenenbildung tätig sowie als freiberufliche Künstlerin an vielen internationalen Kunstprojekten und Ausstellungen beteiligt. Insgesamt über 250 Teilnehmerinnen und Teilnehmer waren vor Ort in Linz, bei den Hosts oder zu Hause vor den Bildschirmen dabei. 

Christoph Schumacher: Bedeutende Rolle der Werbe- und Kommunikationswirtschaft

„Insbesondere die vergangenen Jahre haben gezeigt, welche bedeutende Rolle der Werbe- und Kommunikationswirtschaft zukommt, wenn es darum geht, wichtige Botschaften an die Öffentlichkeit zu vermitteln. Oft rückt dabei das Erzählte anstelle der Erzählung in den Fokus. Um Menschen zu überzeugen, braucht es aber Geschichten. Unsere wichtigsten Instrumente sind Sprache und Bilder - setzen wir sie verantwortungsbewusst ein und schaffen neue, positive und vor allem glaubwürdige Narrative“, betont Christoph Schumacher, Obmann der Fachgruppe Werbung und Marktkommunikation in der WKO Oberösterreich.

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© WKOÖ Lisz Hirn und Fachgruppenobmann Christoph Schumacher

Täglich prasselt eine Vielzahl an Informationen aus unterschiedlichen Kanälen auf uns ein: Nachrichten aus TV, Radio und Zeitung, persönliche Gespräche, News aus Social Media. Wir bilden uns zu all diesen Dingen eine Meinung und das ist auch gut so. Meinungen helfen uns, Informationen einzuordnen, zu kategorisieren und sind die Grundlage, um Entscheidungen zu treffen: Sei es, welches Auto man kauft, wohin der nächste Urlaub geht, bei wem man in der Wahlkabine das Kreuzerl macht, oder was man zu Mittag isst. Viel zu selten machen wir uns aber Gedanken darüber, wie Meinungen eigentlich entstehen. 

Kommunikationswirtschaft hat essenziellen Einfluss

Wie wir unsere Meinung bilden, ist abhängig von unserer Wertevorstellung, unserer Lebenslage sowie von unseren bisherigen Erfahrungen und unserem Umfeld. Eine entscheidende Rolle spielen hierbei die klassischen Medien, aber auch neue Medien und die ihnen zugrunde liegenden algorithmischen Prozesse gewinnen zunehmend an Bedeutung. Digitale Technologien ermöglichen anstelle der einseitigen Kommunikation der „klassischen Massenmedien“ ein wechselseitiges Sender-Empfänger-Verhältnis. Social Media ermöglicht es zudem jeder Person, mit ihren Inhalten ein potenzielles Millionenpublikum zu erreichen. Medienschaffende aus dem Journalismus, aber auch der Kommunikations- und Werbebranche haben als „Meinungsmacher“ essenziellen Einfluss auf menschliche Konsumentscheidungen und Verhaltensweisen. 

Wir bilden unsere Meinung auf Basis dessen, was wir gehört, gesehen, gelesen oder wovon wir uns selbst überzeugt haben. Alles keine starken Argumente, wie Lisz Hirn anmerkt, denn: „Nur weil wir von etwas überzeugt sind, ist es noch lange nicht wahr.“ Dass unsere Überzeugungen uns täuschen, sei per se noch nicht verwerflich, gefragt sei allerdings die Fähigkeit, die eigenen Meinungen regelmäßig zu hinterfragen und neue Perspektiven zuzulassen. Dies gelte insbesondere für die Werbebranche: Werbung hat einen großen Einfluss darauf, wie Menschen Dinge wahrnehmen - dementsprechendes Storytelling kann vermeintlich gefestigte Meinungen auch verändern. 

Die „New Generation“ der Werbebranche erreichen

Das Denkfrühstück wurde in Kooperation mit der HTL1 umgesetzt – viele der Schülerinnen und Schüler haben auch tatkräftig bei der Organisation des Events und vor Ort unterstützt. „Die HTL1 bietet jungen Menschen eine hochwertige Ausbildung im Bereich Medien und Kommunikation. Dass heute auch rund 100 Schüler anwesend waren, zeigt, dass dieses Thema über Generationen hinweg begeistert. Es ist uns wichtig, mit diesen Formaten auch die New Generation der Werbebranche zu erreichen“, so Obmann Christoph Schumacher. 

Das meinen die Teilnehmer

„Aus dem Blickwinkel der Digitalbranche ist es offensichtlich, dass die Grenzen zwischen der eigenen Meinung und der tatsächlichen Wahrheit oftmals nicht eindeutig festzumachen sind. Vielen Dank in diesem Sinne für den inspirierenden Vortrag und die Denkanstöße, die sich für unsere Branche dadurch ergeben“, betont Matthias Zwittag, Geschäftsführer der SIWA Online GmbH.

„Aufmerksamkeit zu generieren ist nicht alles. Unsere Narrative müssen überzeugend und vor allem ehrlich sein“, meint Jörg Hasenleithner, Geschäftsführer der Widerhall GmbH in Wels.  

„Durch die sich rasant verändernden digitalen Möglichkeiten wird Kommunikation um ein Vielfaches komplexer. Dementsprechend groß ist die Verantwortung, die uns Meinungsmachern zukommt. Erfrischend war die Wahl eines Bildungsinstituts als Location. Der wichtige Austausch der Meinungen zwischen den Generationen kam so ungezwungen in Gang“, ergänzt Verena Hahn-Oberthaler, Co-Gründerin und Gesellschafterin von rubicom – Agentur für Unternehmensgeschichte. 

Details und Videos von der Veranstaltung