Blick auf Sloweniens Hauptstadt Laibach mit vielem weißen Häusern und roten Dächern. In der Mitte schlängelt sich ein Fluss mit Brücken durch die Stadt, rechts im Bild sieht man auf einer Anhöhe eine Burg, im Hintergrund verschneite Berggipfel.
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Slowenien: Wirtschaftslage

Die wichtigsten Informationen zur slowenischen Wirtschaft – zuverlässig und aus erster Hand

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Aktuelle Lage: Wirtschaftsbericht

Sloweniens BIP wuchs 2023 real mit 1,6 % stärker als die Eurozone (+0,6 %). Bis auf die Bauwirtschaft, den Außenhandel und einzelne Segmente des privaten Konsums (v.a. langlebige Konsumgüter) lagen alle Wirtschaftsindikatoren unter dem Niveau von 2022, zeigen seit dem 4. Quartal 2023 aber einen Trend nach oben. Neben dem Güterexport und -import legte der Dienstleistungshandel (Tourismus, Logistik) deutlich zu. Slowenien kämpft nach wie vor mit den Folgen der schwersten Überschwemmungen in seiner Geschichte, als im August 2023 Schäden an der Straßen- und Energieinfrastruktur, an Privathäusern und Unternehmen in Milliardenhöhe entstanden. Die Investitionen in die Infrastruktur, getragen aus nationalen Mitteln und Mitteln der EU, und der private Konsum werden 2024 erneut Wirtschaftsmotoren sein. Unter Berücksichtigung der internationalen Konjunktur und der weiteren Erholung der nationalen Wirtschaft wird in Slowenien für 2024 mit einem BIP-Wachstum von 2,5 % und für 2025 von 2,6 % gerechnet.

Der Arbeitsmarkt verzeichnete 2023 einen neuen Beschäftigungsrekord: Im Dezember betrug die Arbeitslosigkeit 4,2 %. 2024 suchen speziell die Bauwirtschaft, die verarbeitende Industrie, das Gastgewerbe und der Gesundheitssektor nach Mitarbeiter:innen. Auch in Slowenien leiden die Firmen enorm unter dem Fachkräftemangel, weswegen verstärkt ausländische Mitarbeiter:innen eingestellt werden. Der Anteil von Nicht-EU-Bürger:innen betrug im Jänner 15 %. Im Fall von Slowenien kommen diese überwiegend aus Bosnien-Herzegowina und Albanien, doch das Arbeitskräftereservoir in den westlichen Balkanländern versiegt langsam. 2023 stellten die slowenischen Behörden rund 45.000 Arbeitsbewilligungen für Nicht-EU-Bürger:innen aus. Nun müssten die Einwanderungsbestimmungen weiter gelockert werden, um den Trend umzukehren.

Besondere Entwicklungen

Sloweniens EU-Beitritt jährt sich am 1.5.2024 zum 20. Mal. 90 % der Bevölkerung hatten im Beitrittsreferendum für den Beitritt gestimmt und auch danach blieb das Vertrauen in die EU-Institutionen über all die Jahre hoch. Slowenien ist ein stabiler Teil der EU, hat es bislang aber nicht geschafft, die seinen Ressourcen und seiner wirtschaftlichen Größe entsprechende Bedeutung in der EU einzunehmen – zu oft war man während wichtiger Postenentscheidungen von nationalen Themen abgelenkt. Slowenien ist nach wie vor Nettoempfänger. Im Vergleich mit den übrigen Beitrittsländern von 2004 entwickelte es sich allerdings weniger dynamisch, etwa bei der Kaufkraft pro Kopf oder beim BIP-Wachstum, startete aber auch auf einem höheren Niveau. 2023 erreichte Slowenien schließlich 91 % des EU-Durchschnitts des BIP/Kopf. Seit 2004 stiegen die Güterexporte um 78 % und die Dienstleistungsexporte um 70 %. Slowenien erhielt von der EU Fördermittel in Höhe von 13,5 Mrd. Euro und zahlte 8,7 Mrd. Euro in die EU ein.

Die Zukunft der Energieversorgung ist auch in Slowenien ein großes Thema. Über 90 % des Erdgases für Slowenien kam bis 2022 via Österreich aus Russland. Zur Absicherung der Gasversorgung wurden 2022 Abkommen mit Algerien und Kroatien geschlossen. Die Stromversorgung gilt in Slowenien als sicher, da 38 % der Elektrizität aus Atomkraft, 29 % aus Wasserkraft und 28 % aus Braunkohle (und weniger als 4 % aus Erdgas) gewonnen werden. Slowenien stellt aber auch die Weichen in Richtung Wasserstoff: Die Energieholding HSE unterzeichnete Mitte Juli 2023 mit der Clean Hydrogen Partnership einen Vertrag über eine EU-Finanzierung für das Projekt North Adriatic Hydrogen Valley. Das Projekt, an dem 34 Organisationen beteiligt sind und im September anlief, deckt die gesamte Wasserstoffkette ab, von der Produktion und Speicherung bis hin zum Vertrieb und der Endnutzung von Wasserstoff in verschiedenen Sektoren, vor allem in der Industrie und im Verkehr. Beteiligt sind Slowenien, Kroatien und Friaul-Julisch-Venetien. Ziel ist, mehr als 5.000 Tonnen grünen Wasserstoff pro Jahr zu produzieren, zu speichern und zu vertreiben. 

Wirtschaftsbeziehungen mit Österreich

Handel mit Slowenien

Slowenien hat für die österreichische Exportwirtschaft einen hohen Stellenwert und nahm 2023 unter den wichtigsten Exportmärkten Österreichs den 12. Platz ein. Mit Importen von Gütern und Dienstleistungen aus Österreich um rund 2.450 Euro pro Kopf jährlich rangiert Slowenien seit Jahren im weltweiten Vergleich ganz vorne. Beachtlich ist auch der österreichische Marktanteil von knapp 7,5 % an den slowenischen Gesamtgüterimporten. 

Ausgehend vom Rekordniveau 2022 verlor der bilaterale Warenhandel 2023 deutlich an Dynamik. Die Güterexporte nach Slowenien sanken um 14,5 % auf 4,2 Mrd. Euro und die Güterimporte um 12 % auf 3,1 Mrd. Damit schrumpfte das Handelsbilanzaktivum aus österreichischer Sicht um ein Fünftel auf 1,15 Mrd. Euro. Die bilaterale Dienstleistungsbilanz weist traditionell ein Aktivum zugunsten Sloweniens auf: 2023 erbrachten slowenische Firmen mit 1,4 Mrd. (-2 %) um fast zwei Drittel mehr Dienstleistungen in Österreich als umgekehrt.

Aus österreichischer Sicht standen robusten Zuwächsen bei den Lieferungen von Maschinen, Fahrzeugen, Pharmazeutika und Nahrungsmitteln geradezu dramatische Rückgänge bei Eisen und Stahl, elektrischem Strom, Papier und Edelmetallen gegenüber. Einfuhrseitig schlugen vor allem Rückgänge bei den slowenischen Lieferungen von chemischen und petrochemischen Produkten zu Buche.

Österreich ist wichtigster Investor

Ein wesentlicher Grund für den hohen Anteil österreichischer Waren an den slowenischen Gesamtimporten liegt darin, dass Österreich der mit Abstand wichtigste Investor in Slowenien ist. Gemäß den Angaben der Slowenischen Nationalbank stabilisierten sich die Direktinvestitionen der österreichischen Unternehmen 2022 bei 4,6 Mrd. Euro (akkumuliert seit 1991). Dies bedeutet einen Anteil von 22,7 % aller FDI in Slowenien. Auf Österreich folgen Luxemburg (11,6 %), der Schweiz (11,3 %), Deutschland (9,1 %) und Kroatien (9 %).

Slowenien als Hub für Südosteuropa

Slowenien ist und bleibt ein interessanter Einstiegsmarkt für österreichische Firmen. Als Nachbarland und Hub für die ex-jugoslawischen Länder verfolgen immer mehr Unternehmen die Strategie, Slowenien als Standort in Betracht zu ziehen. Slowenien hat neben der Nähe zu Österreich viele weitere Standortvorteile, wie z.B. die gute Hafen- und allgemeine Infrastruktur, und bietet sich somit hervorragend als kompetitiver Produktionsstandort mit qualitativ hochwertigen Produkten, hoher Verfügbarkeit slowenischer Zulieferer, politischer Stabilität und einem starken ökologischen Bewusstsein an.

Geschäftschancen für österreichische Unternehmen 

Slowenien bietet hervorragende Geschäftsmöglichkeiten für österreichische Unternehmen. Speziell die stark wachsende Logistik- und Infrastrukturbranche führt neben vielen Neubauprojekten auch zur technischen Erneuerung bestehender Infrastruktur und bietet damit hervorragende Chancen in den Bereichen Immobilien- und Anlagenplanung, Automatisierung und Intralogistik, Digitalisierung, Nachhaltigkeit sowie Intermodalität.
Auch die Automotive-Branche bietet Chancen für österreichische Unternehmen, da Slowenien über eine sehr konkurrenzfähige Zulieferindustrie verfügt, vor allem im Bereich Metallbearbeitung und Werkzeugbau, aber auch im Bereich Kfz-Innenausstattung und Elektrotechnik.
Weitere Einstiegschancen bietet der Markt der alternativen und Bio-Lebensmittel für österreichische Unternehmen, da die Nachfrage stetig wächst und das Potential für weitere Entwicklungsschritte in der ökologischen Landwirtschaft groß bleibt.
Darüber hinaus eröffnet die zunehmende Nachfrage nach qualifizierten Arbeitskräften Chancen für den heimischen Bildungsmarkt und dessen Anbieter. Auch die steigende Zahl slowenischer Arbeitskräfte in Österreich bieten eine gute Möglichkeit für österreichische Anbieter, ihre Angebote entsprechend zu bewerben.

Außerdem bilden grüne Technologien (erneuerbare Energien, Umwelttechnik), Infrastrukturprojekte (u.a. touristische Infrastruktur), die Bauwirtschaft und der Industrie-Sektor in den Bereichen Papier- und Kartonherstellung, Maschinen- und Stahlwaren etc. besonders interessante Geschäftsfelder.

Statistik: Länderprofil 

Einen kurzen Überblick über die wichtigsten statistischen Daten zu Wirtschaft, Politik und Gesellschaft bietet das Länderprofil Slowenien der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA und der Stabsabteilung Statistik. 

Wichtige Wirtschafts- und Basisdaten und Informationen für eine Vielzahl weiterer Länder finden Sie auf den jeweiligen Länderseiten sowie in der Übersicht Länderprofile weltweit.

Maßgeschneiderte Informationen

Damit Ihre Marktbearbeitung in Slowenien problemlos abläuft, hat unser Team vor Ort Informationen zu außenhandels- und investitionsrelevanten Fach- und Branchenthemen, die Sie jederzeit beim AußenwirtschaftsCenter Laibach anfordern können.

Allgemeines zu Wirtschaft, Land und Leute sowie persönliche Tipps finden Sie in unserem Länderreport Slowenien

Das AußenwirtschaftsCenter Laibach berät Sie gerne, sollten Sie weitere Fragen zu Slowenien haben. 

Stand: 02.05.2024