Stadtansicht von Pristina: Bunte Häuser und eine Kirche, im Hintergrund nebelverhangene Bergkette
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Kosovo: Wirtschaftslage

Die wichtigsten Informationen zur kosovarischen Wirtschaft – zuverlässig und aus erster Hand

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Aktuelle Lage: Wirtschaftsbericht

Trotz der widrigen internationalen Umstände wuchs die Wirtschaft Kosovos 2023 um 3,3 % und erwies sich damit als erstaunlich widerstandsfähig. Konjunkturmotoren waren der private Konsum, der von den Überweisungen der Auslandskosovaren profitierte, die Investitionen und Exporte von Dienstleistungen, während der Export von Gütern leicht rückläufig war. Die wichtigsten Branchen waren wieder der IKT-Sektor sowie der Groß- und Einzelhandel. Die Investitionen kamen sowohl von der öffentlichen Hand als auch von der Privatwirtschaft. Für 2024 rechnen die Wirtschaftsforscher mit einem Zuwachs des BIP um 3,5 % und für 2025 um 3,7 %.

Die ausländischen Direktinvestitionen verzeichneten auch 2023 wieder ein kräftiges Wachstum. Laut Angaben der Zentralbank stiegen die FDI-Zuflüsse 2023 im Vergleich zu 2022 um 15,3 % und erreichten 844 Mio. Euro. Kumuliert beliefen sich die FDI in Kosovo per Ende Dezember 2023 auf 6,25 Mrd. Euro. Am stärksten profitierten der Bereich der erneuerbaren Energien, Finanzdienstleistungen und der Versicherungssektor. Den stärksten Zuwachs verzeichneten die FDI aus Deutschland, der Schweiz, Albanien und Österreich. 

Besondere Entwicklungen

Seit 1.1.2024 dürfen endlich auch die Bürgerinnen und Bürger Kosovos als letztes Westbalkanland visafrei in die Europäische Union einreisen. Für 90 Tage innerhalb eines halben Jahres dürfen sich Kosovarinnen und Kosovaren nun als Touristinnen und Touristen im Schengenraum aufhalten. Selbst Spanien, das Kosovo bislang nicht anerkennt, akzeptiert – analog zu Griechenland - kosovarische Reisepässe. Zum einen besteht große Freude darüber, nicht mehr wie Europäerinnen und Europäer zweiter Klasse behandelt zu werden. Zum anderen nutzen viele Menschen nun aber auch die Möglichkeit, ihre Pläne von einer Emigration in die EU in die Tat umzusetzen. Kosovo wird wohl zehntausende Bürgerinnen und Bürger im arbeitsfähigen Alter, befristet oder dauerhaft, verlieren.

Kosovo hat zuletzt mehrere außenpolitische Fortschritte zu vermelden: Zunächst stellte das Land am 15.12.2022 als letzter Balkanstaat seinen EU-Beitrittsantrag. Anfang Jänner 2024 trat die Visaliberalisierung mit der Schengen-EU in Kraft. Im April erhielt Kosovo erstmals ein Kreditrating einer internationalen Ratingagentur: Fitch vergab ein BB- mit stabilem Ausblick. Damit stehen Kosovo erstmals die internationalen Finanzmärkte offen. Und im Mai 2024 könnte Kosovo Mitglied des Europarats werden.

Der Nachholbedarf im Kosovo ist folglich immer noch sehr hoch. Wachstumsbranchen sind unverändert die Verkehrsinfrastruktur, erneuerbare Energien, (Finanz-) Dienstleistungen und IKT. In Anbetracht relativ niedriger Lohnkosten und einer jungen, mehrsprachigen Bevölkerung ist Kosovo weiterhin ein interessanter Standort mit wirtschaftlichem Potenzial. Im „Corruption Perception Index“ von Transparency International hat sich Kosovo unter 180 untersuchten Ländern zuletzt von Rang 87 (2021) auf Rang 83 (2023) verbessert. Und die Weltbank reihte Kosovo 2020 in ihrem letzten publizierten „Ease of Doing Business Index“ auf den 57. Platz von insgesamt 190 Staaten. Damit gehört Kosovo nach wie vor zu den Top Reformländern der Welt.  

Wirtschaftsbeziehungen mit Österreich

Österreichs Stärke in Kosovo sind seine Direktinvestitionen. Diese betrugen laut kosovarischer Zentralbank per Ende Dezember 2023 394 Mio. Euro: Rund 40 österreichische Firmenniederlassungen geben 2.500 Menschen Arbeit.

Österreichs Güterexporte nach Kosovo wuchsen 2023 um 35 % auf 102,2 Mio. Euro, während die Importe um 64 % auf 22,2 Mio. Euro zulegten. Damit stieg das Handelsbilanzaktivum aus österreichischer Sicht um 28 % auf 80 Mio. Euro. Die österreichischen Exporte von Dienstleistungen gingen 2023 auf 27 Mio. Euro (-4 %) zurück, während die Importe von Services aus Kosovo weiter kräftig auf 84 Mio. Euro (+15 %) wuchsen. Viele österreichische Firmen nutzen verstärkt das IT-Know-how in Kosovo und lassen dort programmieren.

In Kosovo gibt es in vielen Bereichen Chancen und Nachholbedarf, speziell bei der Verkehrsinfrastruktur, im Energiesektor (bei erneuerbaren Energien) sowie in der Wasser-, Abwasser- und Abfallwirtschaft. Gute Einstiegschancen bestehen für österreichische Firmen weiters im Gesundheitsbereich, auf dem Gebiet der Agrartechnik, beim Know-how-Transfer in der Landwirtschaft sowie bei der Tourismus-Entwicklung.

Geschäftschancen für österreichische Unternehmen

In Kosovo gibt es in vielen Bereichen Chancen und Nachholbedarf, speziell bei der Verkehrsinfrastruktur, im Energiesektor (hier wiederum vor allem bei den erneuerbaren Energien) sowie in der Wasser-, Abwasser- und Abfallwirtschaft. Gute Einstiegschancen für österreichische Firmen bestehen zudem im Gesundheitsbereich, auf dem Gebiet der Agrartechnik und beim Know-how-Transfer in der Landwirtschaft sowie bei der Tourismus-Entwicklung.

Wie überall hat Corona auch in Kosovo sowohl in den Unternehmen als auch in der öffentlichen Verwaltung einen Digitalisierungsschub bewirkt. Es fehlt jedoch an qualifizierten digitalen Weiterbildungsangeboten – entsprechendes Know-how ist somit sehr gefragt. Gleichzeitig ist Kosovo dank der IT- und Deutschkenntnisse seiner jungen Bevölkerung ein guter Standort für Callcenter im IT-Bereich. Grundsätzlich sind viele kosovarische Unternehmen auf der Suche nach internationalen Kooperationspartnern.

Statistik: Länderprofil 

Einen kurzen Überblick über die wichtigsten statistischen Daten zu Wirtschaft, Politik und Gesellschaft bietet das Länderprofil Kosovo der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA und der Stabsabteilung Statistik. 

Wichtige Wirtschafts- und Basisdaten und Informationen für eine Vielzahl weiterer Länder finden Sie auf den jeweiligen Länderseiten sowie in der Übersicht Länderprofile weltweit.

Maßgeschneiderte Informationen

Allgemeines zu Wirtschaft, Land und Leute sowie persönliche Tipps finden Sie in unserem Länderreport Kosovo

Das AußenwirtschaftsCenter Laibach berät Sie gerne, sollten Sie weitere Fragen zum Kosovo haben.

Stand: 02.05.2024