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Chinas Wirtschaft: Die Probleme stagnieren ohne neue Impulse für die Entwicklung

Die Marschrichtung der wirtschaftlichen Entwicklung bleibt unverändert

Lesedauer: 3 Minuten

China
21.03.2024

Die chinesische Wirtschaft wird weiterhin durch die schwache Binnennachfrage, rückläufige Auslandsinvestitionen, hohe Jugendarbeitslosigkeit und den schwächelnden Immobiliensektor belastet. Auf den Tagungen des Nationalen Volkskongresses im März 2024 wurde ein Wirtschaftswachstum von etwa 5% prognostiziert. Experten wie die Economist Intelligence Unit gehen von einem etwas niedrigeren Wachstum von etwa 4,7% aus. Das BIP stieg im Jahr 2023 nur um etwa 1,3% im Vergleich zum Vorjahr an. Die Gesamtexporte sollen im Jahr 2024 voraussichtlich um 4% im Vergleich zum Vorjahr steigen, während die Importe um etwa 2,7% zunehmen sollen. Ein stärkeres BIP-Wachstum im Jahr 2024 wird voraussichtlich durch den Privatkonsum generiert. Sinkende Nominallöhne und die angeschlagenen Immobilien- und Aktienmärkte wirken sich jedoch negativ auf den Konsum aus. Da ein Großteil der chinesischen Bevölkerung hauptsächlich in Immobilien spart, herrscht große Unsicherheit über die zukünftige Entwicklung der Geldanlage. Dies beeinträchtigt die Verbraucherstimmung und fördert das Sparen. Während des diesjährigen Treffens des nationalen Volkskongresses wurden positive Signale und Maßnahmen diskutiert, um die wirtschaftlichen Probleme anzugehen.

Im vergangenen Jahr verzeichneten ausländische Direktinvestitionen ein 30-Jahres-Tief. Während im Rekordjahr 2021 etwa 344 Mrd. Euro oder 180 Mrd. Euro im Jahr 2022 nach China flossen, belief sich der Betrag im letzten Jahr lediglich auf 33 Mrd. Euro. Dies könnte auf geopolitische Risiken sowie die schwache Post-Covid-Wirtschaftsentwicklung zurückzuführen sein. Ein Teil des Rückgangs der Direktinvestitionen lässt sich auch durch den weltweiten Konjunkturrückgang erklären. Schätzungen zufolge werden etwa 100-200 Milliarden US-Dollar an ausländischen Direktinvestitionen benötigt, um das geplante Wachstum in den kommenden Jahren zu erreichen. Es werden jedoch gemischte Signale an ausländische Investoren gesendet: Einerseits erfolgt eine Abschottung der chinesischen Wirtschaft und die Betonung nationaler Sicherheit, andererseits versprachen Regierungsbehörden wie der Staatsrat, die Zentrale Wirtschaftskonferenz oder Premierminister Li Qiang einen verbesserten Zugang zum chinesischen Markt für ausländische Unternehmen.

Im Rahmen des Handelsstreits mit den USA wurden jüngst Entspannungssignale gesendet, wie das Treffen von Präsident Biden und Präsident Xi im November 2023 zu bilateralen Gesprächen in den USA. Dennoch hat dies bisher keine Änderung am wirtschaftlichen Konfrontationskurs bewirkt. Insbesondere bestehen weiterhin Beschränkungen für den Export von Hightech-Chips und den dazugehörigen Produktionsanlagen, sowie die Regelung, dass US-Bürger nur mit ausdrücklicher Genehmigung der US-Regierung in Technologieunternehmen in China arbeiten dürfen. Die chinesische Regierung ruft derweil auf, stärker auf einheimische Halbleiter zu setzen, um die Selbstversorgung schneller voranzutreiben. Die Beziehungen zwischen den USA und China werden aktuell durch den erzwungenen Verkauf von TikTok in den USA weiter belastet. Auch die Bezeichnung von China als „Rivalen“ seitens einiger europäischer Politiker sowie der Aufruf zum „De-Risking“ belastet die Stimmung in den Sino-Europäischen Beziehungen. Eine kürzlich eingeleitete Antisubventionsuntersuchung der EU-Kommission gegen den Import chinesischer Elektroautos hat zusätzliche Spannungen verursacht. Chinas Charmeoffensive in Richtung Europa hat zu einer einseitigen Visafreiheit von bis zu 15 Tagen für gewisse europäische Länder, einschließlich Österreich (ab März 2024), geführt.

Bei Betrachtung der österreichischen Außenhandelsbeziehungen mit China im Jahr 2023 zeigt sich, dass China mit einem Importanteil von 15,16 Mrd. Euro und einem Exportanteil von 5,06 Mrd. Euro weiterhin zu den bedeutendsten Handelspartnern Österreichs zählt. China belegte beim Import den zweiten Platz nach Deutschland und beim Export den elften Platz. Sowohl die Importe (-13,1 %) als auch die Exporte (-3,9 %) verzeichneten im Vergleich zum Vorjahr jedoch einen Rückgang.

Die Importe wurden vor allem durch die Produktgruppe Maschinen und Fahrzeuge mit einem Anteil von 57% dominiert. Darunter vor allem die Untergruppe elektrische Maschinen. So stiegen die Einfuhren von Elektro-Akkumulatoren (+54,6% auf 712 Mio. Euro), Elektroautos (+40% auf 320 Mio. Euro), Teile für elektr. Maschinen (+100,1% auf 38 Mio. Euro) oder Batterien sowie Vorprodukte (+86,4% auf 31 Mio. Euro).

Besonders große Rückgänge gab es im Jahr 2023 bei der Einfuhr von verschiedenen chemischen Erzeugnissen (-75,6% auf 83 Mio. Euro), Bekleidung und Zubehör, (-16,2% auf 583 Mio. Euro), Möbel/Bettwaren (-26,5% auf 491 Mio. Euro) sowie verschiedene Metalle oder Waren daraus wie z.B. Eisen/Stahl (-26,3% auf 321 Mio. Euro).

Die wichtigste Produktgruppe für den Export waren Maschinen und Fahrzeuge mit einem leichten Anstieg (+1,9% auf 2,99 Mrd. Euro). Bemerkenswerte Steigerungen gab es hingegen bei der Ausfuhr von chemischen Erzeugnissen (+52,7% auf 33 Mio. Euro), Luftfahrzeugen (+50,1% auf 49 Mio. Euro) oder Kosmetikartikel (+271,8% auf 13 Mio. Euro). Wie auch im vergangenen Jahr setzte sich der Einbruch der Lebensmittelexporte nach China im Jahr 2023 fort. 

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