Hightech in der Produktion: Vollautomatische Behälter-Schweißmaschinen unterstützen die Mitarbeitenden bei Eder-Spirotech.
© Eder Spirotech

Von der Pfannenschmiede zum Expansionsprofi

Der Begriff „gewachsene Strukturen“ trifft wohl auf kaum einen Betrieb so gut zu, wie auf die Firma Eder-Spirotech. Sie entwickelte sich von einem Kleinunternehmen zum Marktführer in Sachen Expansionstechnik.

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Aktualisiert am 04.12.2023

Fast unscheinbar in zweiter Reihe neben der B 100 in Leisach bei Lienz befindet sich ein mittelständischer Industriebetrieb, der ein High-Tech-Produkt herstellt, welches in ganz Europa gefragt ist und ohne das zeitgenössische Heizungsanlagen nicht funktionieren würden. An der Gebäudestruktur kann man die Schritte des Wachstums klar erkennen. Im ersten Stock des alten Gebäudes befinden sich die Büros. Es gibt kein richtiges Chefbüro, Geschäftsführer Sepp Brunner teilt sich seine Arbeitsstätte mit einem Kollegen.

Auch bei der Besichtigungstour durch die Hallen spürt man, dass die Mannschaft bei Eder-Spirotech ein wirklich eingeschworenes Team ist. Stolz ist man auch darauf, dass man so gut wie alles selbst herstellt. In der kleinen Abteilung, gleich neben den Büros, stellen vornehmlich weibliche Mitarbeitende die Leiterplatten für die Steuerungen der drucklosen Ausgleichsbehälter in Handarbeit zusammen. Im Werksgelände spiegelt sich die 100-jährige Geschichte des Betriebes wider. Neben Jahrzehnte alten und liebevoll gewarteten Metallpressen, die es in dieser „Qualität heute gar nicht mehr zu kaufen gibt“, wie Brunner betont, gibt es auch eine hochmoderne Roboter-Anlage zur Fertigung der kleinen Vordruckgefäße.

Revolution in der Druckhaltetechnik

Der Standort der Firma Eder-Spirotech ist unternehmerisch gesehen ein geschichtsträchtiger Boden. Der älteste Teil des Betriebes ist über 400 Jahre alt und diente einst als Pfannenschmiede. Daraus entstand schon in der ersten Hälfte des19. Jahrhunderts die Metallwarenfabrik Kern, die in ihrer Hochblüte zum größten Betrieb seiner Art im österreichisch-ungarischen Kaiserreich aufstieg.

In den 1950er-Jahren wurde das Fabrikgelände von Anton Eder II. gekauft. Er legte damit den Grundstein für die heutige Erfolgsgeschichte. Der Ursprung der Firma Eder geht jedoch ins Jahr 1922 zurück. Damals gründete sein Vater, Anton Eder I. einen Ein-Mann-Schlossereibetrieb im salzburgischen Bramberg. Schnell gedieh der Betrieb zum Heiztechnik-Spezialisten und erzeugte vor allem Heizkessel. Am Standort Leisach wurde neben der Zulieferung für das Stammwerk in Bramberg mit der Entwicklungsarbeit für Ausdehnungsgefäße begonnen. Als Pionier in dieser Sparte entwickelte man sich von der ursprünglichen Kleinserien-Fertigung nun mit der Marke elko-flex Eder zum Markt- und Technologieführer.

Kann sich auf seine Mitarbeiter:innen verlassen: Geschäftsführer Sepp Brunner ist stolz auf sein eingeschworenes Team.
© Dieter Mayr-Hassler


Durch permanente Innovation sowie enge Zusammenarbeit mit den Marktpartner:innen und Kund:innen hat sich die Produktpalette kontinuierlich erweitert und Leisach stieg zum Firmenstammsitz auf. Mit der Marke elko-mat Eder konnte Eder die Druckhaltetechnik revolutionieren. Auf diese Weise haben Johann Eder und sein Vater Anton Eder die Idee der „drucklosen geschlossenen Ausdehnungsanlagen“ konzipiert und weltweit patentiert. Heute ist man mit 90 Mitarbeitern an den zwei Standorten (ca. die Hälfte davon in Leisach) Marktführer in Sachen Expansionstechnik in Österreich und in Europa erfolgreich unterwegs. Einige international interessante Referenz-Projekte befinden sich in Russland im Kreml Palast, in Schweden in der Universität Uppsala, in Norwegen im Heizwerkzentrum Spitzbergen und in England in der Universität von Cambridge.

Am heimischen Markt wurden bereits in den 1970er-Jahren renommierte Referenzprojekte realisiert, etwa für die Uno City in Wien.
Jeder, der eine Heizungsanlage hat, kennt die   dabei installierten Vordruckgefäße, die dafür Sorge tragen, dass der Druck in der Heizungsleitung stabil bleibt. Deren Größe variiert je nach Dimension der Heizung. Bei riesigen Anlagen greift das Patent von Eder-Spirotech. Durch Steuerung und Pumpen wird der Druck elektronisch geregelt, so können die benötigten Ausgleichsbehälter komplett drucklos gehalten werden, was eine deutliche Redimensionierung und eine höhere Sicherheit zur Folge hat.

Herzstück Mitarbeiter:innen

„Möglich wurde die Erfolgsgeschichte unserer Firma nur, weil stets ein Schritt nach dem anderen gesetzt wurde und Johann Eder mit viel Augenmaß, Gefühl und Ausdauer agiert hat“, streut Sepp Brunner dem Seniorchef Rosen. Dessen Sohn Hannes Eder hat die Firma von 2018 bis 2022 als geschäftsführender Gesellschafter geleitet und hat gemäß der väterlichen Firmenphilosopie zwar frischen Wind in den Produktionsbetrieb gebracht, dies aber auch mit Bedacht. So wurde 2020 die Großserienfertigung der Gefäße automatisiert. Die Tiefziehpressen wurden adaptiert und auch die Behälterproduktion wurde automatisiert. „Diese Investitionen am Standort Leisach dienten dazu, die Produktion langfristig abzusichern und von da aus den Markt mit marktkonformen Produkten bedienen zu können“, erklärt Brunner.

Mit Anfang 2022 wurde das Familienunternehmen Eder von einem langjährigen Kunden – der Firma Spirotech aus Helmond in Holland, ebenfalls ein traditionsreiches Familienunternehmen – gekauft. Nun firmiert man unter dem neuen Namen Eder-Spirotech und Eder Kundendienst. Hans Jacobs und Paul de Brein sind als Geschäftsführer für den gesamten Spirotech Konzern in Europa verantwortlich. Sowohl Verkäufer und Käufer war es wichtig, dass die österreichischen Standorte mit ihren Strukturen und Mitarbeitenden erhalten bleiben. „Es sind am Standort Eder in Leisach eine große Zahl an Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern beschäftigt, die seit Jahrzehnten im Team arbeiten, wie beispielsweise Andreas Gasser, er ist der Garant im Bereich Innovation und qualitätsvolle Weiterentwicklungen“, kennt Sepp Brunner den Grund, warum die neuen Eigentümer auf diese Kontinuität Wert legen. Er selbst leitet schon seit vielen Jahre die Produktion und stellt das Bindeglied zu Markt und Vertrieb dar. Außerdem gilt er als der „Fels in der Brandung“, wenn die Gewässer für das Unternehmen unruhig sind.